Seite 2: The Witcher: Die alte Welt – Das offizielle Brettspiel zum legendären RPG im GameStar-Test

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Die hochwertigen Komponenten: Mit rund 75 Euro kostet The Witcher: Die Alte Welt zwar weniger als viele andere große Miniaturenspiele, dennoch liegt es damit im Brettspielumfeld natürlich nach wie vor im Premiumsegment. Aber es fühlt sich auch so an.

Das gigantische Spielbrett sieht klasse aus, ist logisch strukturiert und bietet Platz für viele Spielkomponenten. Die extra großen Karten liegen klasse in der Hand und sind gut lesbar. Mein Highlight sind aber die doppellagigen Charaktertableaus mit Aussparungen für Holzwürfel und Karten, so dass nichts verrutscht.

Das Aufleveln der Hexer macht allein deshalb schon Laune, weil ich dabei kleine Holzwürfel umstecken darf. Das Aufleveln der Hexer macht allein deshalb schon Laune, weil ich dabei kleine Holzwürfel umstecken darf.

Einziger Wermutstropfen sind die in der Standardversion fehlenden Monster-Miniaturen, stattdessen legt ihr für Ghul, Mantikor oder Strygga lediglich Pappmarker auf die Ortschaften. Normalerweise stört mich das wenig, aber hier werten die Miniaturen das Spiel tatsächlich stark auf, weil sie verhältnismäßig lange auf dem Tisch bleiben.

Auf der anderen Seite rechtfertigen 28 Monster-Miniaturen für mich keine 70 bis 100 Euro Aufpreis für die Deluxe Edition, so ihr sie überhaupt noch bekommt, weil sie in vielen Läden bereits vergriffen ist.

Was stört mich?

Das formelhafte Monsterverhalten: Sämtliche Monster bringen in der Standard Edition nur eine einzige und selten wirklich spannende Sonderfähigkeit mit, die automatisch auslöst. Ansonsten setzen sie exakt das gleiche Kartendeck ein, wodurch sich die Feinde größtenteils gleich anfühlen.

Das Spiel ist sich dieses Problems offenbar bewusst und hat es mit der Erweiterung »Monsterjagd« sogar gelöst. Ausgerechnet dieses Addon gibt es bis dato aber nicht im Handel, sondern nur für Unterstützer der Crowdfunding-Kampagne und damit zu Mondpreisen auf Ebay.

Standard-Monster Deluxe-Monster Standard-Monster Deluxe-Monster

In der Ladenversion verwenden alle Monster das gleiche Deck. Kickstarter-Unterstützer dürfen dank der »Monsterjagd«-Erweiterung interessantere und abwechslungsreichere Duelle ausfechten.

Das generische Storytelling: Es liegt ein wenig in der Natur des Systems, dass Die Alte Welt bei den Quests kaum erinnerungswürdige Geschichten erzählt. Denn durch das Zufallsprinzip beim Questkarten-Ziehen müssen sie zu jeder Spielsituation funktionieren.

Dennoch finde ich es ein wenig schade, dass es ausgerechnet in einem Witcher-Spiel kaum interessante Charaktere gibt, sondern größtenteils nur namenlose Zwerge, Hexen, Bettler und Elfen, die zudem ziemlich generische und erwartbare Dinge tun.

Der eingeschränkte Umfang: Mein Hauptkritikpunkt an The Witcher: Die Alte Welt ist eng verknüpft mit seiner Crowdfunfing-Finanzierung. Über 6,8 Millionen Euro hat das Brettspiel anno 2021 auf Kickstarter eingenommen und seine Kampagne entsprechend vollgepumpt mit Bonuszielen.

Mein Problem liegt darin, wie diese Bonusziele auf im Laden käufliche Erweiterungen verteilt wurden. Regulär erhältlich sind bis dato das aus meiner Sicht verzichtbare Charakter-Addon »Zauberinnen und Magier«, »Skellige« als nette Spielwelt-Erweiterung und »Legendäre Monster« als sehr spaßiger zusätzlicher Spielmodus. Kostenpunkt: jeweils sportliche 45 bis 55 Euro.

Skellige Das Skellige-Addon erweitert die Spielwelt mit den namensgebenden Inseln um eine besonders riskante, aber auch besonders lohnende Region.

Legendäre Monster Die Erweiterung »Legendäre Monster« erweitert das Spielprininzip um mehrere Bossmonster. Wer eins besiegt, gewinnt sofort die Partie. Das macht Die alte Welt dynamischer und funktioniert im Gegensatz zum Grundspiel auch wunderbar im Solomodus.

Das für mich spielerisch relevanteste Addon »Monsterjagd«, das jedem Monster mittels erweiterter Karten mehre individuelle Spezialfähigkeiten und herausfindbare Schwächen verpasst, hat es dagegen bis dato nicht in den Handel geschafft. Gleiches gilt für das »Abenteuerpaket«, das die Quests um 200 Karten erweitert und so deutlich abwechslungsreicher macht.

Das macht die Standard-Ladenversion von The Witcher: Die alte Welt jetzt nicht zu einem schlechten Spiel, dennoch schätze ich, dass sich nach rund zehn Partien erste Wiederholungen und Ermüdungserscheinungen einschleichen. Und das wäre mit den zusätzlichen Monster- und Quest-Karten verhältnismäßig günstig zu verhindern gewesen.

Wem empfehle ich es?

Nein, The Witcher: Die alte Welt wird nie eine vergleichbare Ausnahmestellung erreichen wie die Videospielvorlage. Und trotzdem kann ich es vielen von euch wärmstens ans Herz legen. Nämlich dann, wenn ihr eure Freunde für nerdige, toll aussehende Brettspiele begeistern wollt, ohne sie gleich mit Kampagnenkloppern der Marke Gloomhaven oder Miniaturen-Massakern im Stil von Zombicide zu verschrecken.

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Allerdings würde ich es maximal zu dritt spielen, mit vier oder fünf Leuten am Tisch zieht es sich für meinen Geschmack doch zu sehr in die Länge, zumal es nur zwischen zwei Personen zu echter Interaktion kommt, nämlich bei Kämpfen und Würfelpoker.

Dafür habt ihr die alte Welt in wenigen Minuten auf den Tisch gebracht und erklärt. Die folgenden zwei bis drei Stunden werden wie im Flug vergehen und euren Freunden einen richtig schönen Abend bescheren, der einen runden Abschluss hat und sie mit einem guten Gefühl nach Hause gehen lässt.

Wer weiß: Vielleicht braucht es ja nur ein, zwei Abende mit The Witcher: Die alte Welt, bis eure Freunde fragen, was bei euch sonst noch so im Regal steht. Und dann habt ihr sie am Haken!

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