Dass Schiedsrichter die rote Karte immer am Gesäß tragen, liegt an den Fernsehern eurer Großeltern – vermutlich

Dafür gibt es einen simplen Grund: das Schwarz-Weiß-Bild.

Gelb oder rot? Das war zu Zeiten von Schwarz-Weiß-Fernsehen vermutlich öfter die Frage. (Bild: Fotograf, ViDI Studio - adobe.stock.com) Gelb oder rot? Das war zu Zeiten von Schwarz-Weiß-Fernsehen vermutlich öfter die Frage. (Bild: Fotograf, ViDI Studio - adobe.stock.com)

Die Männerfußball-EM 2024 nähert sich mit großen Schritten dem Finale. Als beim Spiel Deutschland gegen Spanien gegen den Spieler Carvajal die Gelb-Rote-Karte vergeben wurde, habe ich mich gefragt, ob wie viele Leute eigentlich wissen, wieso Schiedsrichter die rote Karte in der Gesäßtasche tragen.

Kurzerhand habe ich eine Umfrage unter Kolleginnen und Kollegen gestartet – und das Ergebnis überraschte mich dann doch: Nicht jeder kennt den Fakt zur »Arschkarte« (daher auch das geflügelte Wort).

Deshalb möchte ich mit euch die coole Geschichte rund um die rote Karte am Gesäß teilen, denn Schuld daran tragen die Fernseher der damaligen Zeit – sollte man meinen.

Karten im Fußball sind noch gar nicht so alt

Bevor Karten gezückt wurden, gabs Verweise nur verbal. (Bild: Wikicommons) Bevor Karten gezückt wurden, gab's Verweise nur verbal. (Bild: Wikicommons)

Die Geschichte des modernen Fußballspiels geht auf Mitte des 19. Jahrhunderts zurück; Lederbälle werden aber schon seit hunderten Jahren getreten.

Ratet doch mal, seit wann es gelbe und rote Karten gibt.

Die Antwort: Noch nicht einmal 60 Jahre. Nachdem es bei einem Spiel England gegen Argentinien 1966 zu einem Tumult gekommen war, wurden die Karten schließlich eingeführt.

Das war passiert: Schiedsrichter Kreitlein (auch genannt »das tapfere Schneiderlein«, da der Mann Schneidermeister von Beruf war und sein Schiri-Dress selbst genäht hatte), verwies einen argentinischen Spieler vom Platz – doch der tat so, als verstünde er den Mann nicht und blieb einfach auf dem Feld.

Im Nachgang dieser Weltmeisterschaft wurden schließlich die Kartons bei der WM 1970 eingeführt: gelb für eine Verwarnung, rot für einen Verweis.

Es gab allerdings ein Problem: Zuschauer an den Fernsehschirmen zu Hause konnten in der Schnelle der Aktion gelbe nicht von roten Karten unterscheiden. Der Grund waren Schwarz-Weiß-TVs.

Durch die Graustufen waren zwar Kontraste erkennbar (Rot ist schließlich dunkler als Gelb), aber Größe des Schirms, die Auflösung und die Schnelligkeit der Bewegungen spielten auch eine Rolle.

Dann wurde das Farbfernsehen eingeführt: auf der 25. IFA 1967. Zur Feier der Olympischen Spiele in München im Herbst 1972 sendeten ARD und ZDF ihr Programm in Farbe.

Obwohl es Farbfernsehen bereits gab, waren weder die Sender noch die Geräte weit verbreitet, wie diese Grafik zeigt:

1970 waren gerade einmal 600.000 Farbfernsehgeräte verkauft worden. (Bild: Wikifreund) 1970 waren gerade einmal 600.000 Farbfernsehgeräte verkauft worden. (Bild: Wikifreund)

Wie also gelbe von roten Karten unterscheiden? Klar, die Gelbe kommt in die Brust-, die Rote in die Gesäßtasche. Je nachdem, wo der Schiri hingreift, wissen Zuschauer daheim sofort Bescheid.

Ganz hieb- und stichfest ist die Theorie der »Arschkarte« allerdings nicht.

Auf Google weit oben findet sich ein Link zu einer Webseite u32, auf welcher der Betreiber von einem »S/W-Mythos« spricht.

Seine Theorie: Selbst im Schwarz-Weiß-Fernsehen sei durch den Farbkontrast die Karte farblich gut erkennbar. Er nutzt dieses Bild als Beleg:

Farbbild Schwarz-Weiß-Bild Farbbild Schwarz-Weiß-Bild

Bild: Wikicommons

Was der Autor allerdings nicht bedenkt: TVs um 1970 deutlich kleiner und spielten in einer Liga um 18 bis 24 Zoll (in einem 4:3-Format). Hinzu kommt, dass die Auflösung deutlich geringer war als das Beispielbild von 2005.

Die beiden von ihm verwendeten Fotos stammen von Mitte der 2000er, besitzen demnach eine höhere Auflösung. Dennoch lässt sich seine Theorie heute nur schwer wider- oder belegen.

Wenn ihr noch mehr zur »Arschkarte« lesen wollt, lege ich euch diesen Artikel des Spiegel ans Herz, der die Historie der Karten detailliert aufarbeitet.

Warum es auch runde rote Karten gibt

Im Zuge meiner Recherche bin ich auf die durchaus seltenen runden, roten Karten gestoßen, wie in diesem Artikel zu sehen.

Darum sind die Karten nicht rechteckig: Es gibt Spieler, die eine Farbsinnstörung besitzen. Sprich: Sie können Gelb nicht von Rot unterscheiden (was laut einem Spieler in obigem Artikel noch ganz andere Probleme mit sich bringt).

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Die Antwort ist ganz leicht: Man macht einen der Kartons einfach rund. Die runden Karten sind übrigens keine neue Erfindung. Bereits 1997 wurden sie verwendet, und zwar von Schiedsrichter Uriah Rennie, dem ersten schwarzen Schiri in der Premier League.

Kanntet ihr die Geschichte um die rote Karte am Gesäß? Glaubt ihr da auch nur an einen Mythos? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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