SteamWorld Heist 2 im Test: Wegen solcher Strategiespiele lieben wir unseren Job

Clever, charmant, kurzweilig: Der Rundentaktik-Geheimtipp hat unser Herz im Sturm erobert, weil er sich so wunderbar frisch und anders spielt.

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Denkt man an Rundentaktik, fallen einem bevorzugt bärbeißige Space Marines oder ihr buntes Cape dramatisch im Wind flattern lassende Superhelden ein, die sich in realistischer 3D-Grafik stundenlang knifflige Gefechte liefern.

Die Gedanken dürften eher seltener in Richtung messingglänzender Labertaschenroboter driften, die durch ein Karibik-ähnliches Szenario schippern, so reden, als würden sie gerade einem Charles-Dickens-Roman entspringen, und in dem die Kämpfe so ablaufen, dass man durchaus erwarten könnte, dass gleich auch noch Super Mario um die Ecke gehopst kommt.

?
SteamWorld Heist 2
Wertung einblenden
Abgefahren inszenierte Robo-Taktik mit cleveren Spielideen und sehr fairem Missionsdesign.
Zur vollständigen Wertung
Passt zu euch, wenn ...
  • ... ihr eure Rundentaktik locker-abgefahren bevorzugt
  • ... ihr am Steampunk-Look eure Freude habt
  • ... euch labertaschige Roboter nicht auf die Nerven gehen
Passt nicht zu euch, wenn ...
  • ... Rundentaktik für euch hardcore sein muss
  • ... ihr ein Spiel auf dem taktischen Niveau eines XCOM 2 sucht
  • ... ihr keinen Spaß am Herumschippern habt

Aber genau das ist SteamWorld Heist 2: Ein Spiel voller bizarrer Steampunk-Roboter mit Persönlichkeit, die in einem 2D-Plattformer-Szenario rundenweise gegeneinander antreten – was ein Satz ist, den man nicht so häufig liest.

Paul Kautz
Paul Kautz

Paul, Baujahr 1976, findet es merkwürdig, über sich in der dritten Person zu schreiben. Er hat dabei immer das Gefühl, sich selbst über die Schulter zu blicken, was beim Schreiben natürlich ziemlich ablenkend wirken kann. Und Schreiben mag er sehr, genauso wie alte Computer- und Videospiele. Wenn diese beiden Passionen kombiniert werden können, dann ist er überglücklich - so glücklich sogar, dass er dann gerne über das Schreiben schreibt, selbst in der dritten Person. Keiner hat behauptet, dass das Leben als freier Journalist unkompliziert wäre.

Was für ein Spiel?

Das ursprüngliche SteamWorld Heist erschien Ende 2015, zuerst auf Nintendos 3DS, im Verlaufs der nachfolgenden Monate und Jahre wanderte es aber auch noch auf zeitgenössische Konsolen und PCs.

Was das Spiel so besonders machte (und was der Ursprungsfassung einen Metacritic-Score von 86 bescherte), war, dass es klassische Rundentaktik-Kämpfe in ein bizarres 2D-Steampunk-Szenario mit unerwarteten Echtzeit-Elementen packte.

Eine ebenso wilde wie reizvolle Mischung, die jetzt endlich ihren offiziellen Nachfolger erhält. Der jetzt auf allen gängigen Plattformen gleichzeitig erscheint – nur auf dem 3DS nicht mehr.

Das Spieldesign setzt auf Rundenkämpfe mit cleveren Echtzeit-Elementen. Das Spieldesign setzt auf Rundenkämpfe mit cleveren Echtzeit-Elementen.

Meine Crewbots

Inhaltlich bleibt SteamWorld Heist 2 seinem Vorgänger grundsätzlich sehr treu: Noch immer steuert ihr ein Team aus einem bis vier Roboter durch horizontal und vertikal scrollende 2D-Levels und liefert euch rundenbasierte Gefechte mit anderen skurril designten Blechköpfen. Anfangs verfügt ihr nur über zwei Teammitglieder, dürft diesen Kader aber im Laufe des Abenteuers deutlich erweitern.

Jeder »Dampfbot« ist in eine von sechs Klassen eingeteilt; Nahkämpfer, Scharfschütze oder Ingenieur haben ihre klaren Funktionen, Vor- und Nachteile – wie üblich gilt, dass ein erfolgreiches Team gut durchmischt sein sollte.

Abpraller sind enorm wichtig! Denn nur mit ihnen kann sich gut verschanzte Gegner erwischen. Abpraller sind enorm wichtig! Denn nur mit ihnen kann sich gut verschanzte Gegner erwischen.

Pro Runde kann jede Einheit mehrere Aktionen durchführen: Laufen und nochmal weiter laufen, laufen und schießen, nachladen und schießen, etc. Das macht die Kämpfe wesentlich dynamischer und interessanter als zum Beispiel im wesentlich steiferen Capes.

Erfolgreiche ausgeführte Aufträge geben euch nicht nur spielinterne Währung (»Gallonen«), sondern auch neue Waffen und Items für eure Crew und euer Schiff. Außerdem müsst ihr euch nach einem harten des Tag des Ballerns und Brandschatzens in einer Bar ausruhen, um am nächsten Tag wieder frisch gestärkt in den nächsten Einsatz gehen zu können.

Das Gegnerdesign ist bemerkenswert ideenreich. Das Gegnerdesign ist bemerkenswert ideenreich.

Trickshots des Todes

Sämtliche Aufträge hier finden auf mehreren Ebenen statt, von denen manche durchlässig sind, während eure Schüsse von anderen abprallen.

Denn ein sehr wichtiges Unterscheidungsmerkmal von SteamWorld Heist 2 zu anderen Spielen des Genres ist, dass hier die Ergebnisse der Gefechte nicht ausgewürfelt werden. Stattdessen zielt ihr hier selbst und direkt.

Zwischen den Missionen schippert ihr auf offener See herum, liefert euch einfache Kämpfe, findet Loot und neue Aufträge. Zwischen den Missionen schippert ihr auf offener See herum, liefert euch einfache Kämpfe, findet Loot und neue Aufträge.

Das ermöglicht nicht nur wilde Abpraller und Trickshots, sondern setzt diese sogar dringend voraus! Jeder Level ist voller Hindernisse und mal mehr, mal weniger stabiler Barrieren, hinter denen nicht nur ihr temporären Schutz findet, sondern auch eure Widersacher.

Ihr müsst die Umgebung also jederzeit in eure Feuerplanung einbeziehen, um Gegner zu erwischen, die sich auf geradem Wege nicht treffen lassen.

Was für ein herrlich breites Grinsen sorgt, wenn man einem Feind über drei Ecken den Hut vom Kopf ballert, oder ihm in seinem sicher geglaubten Versteck ein explosives Fass auf den Kopf fallen lässt, das über ihm an der Decke baumelte.

SteamWorld Heist 2: Ein kompletter Kampf des Taktik-Geheimtipps im Gameplay-Video Video starten 11:15 SteamWorld Heist 2: Ein kompletter Kampf des Taktik-Geheimtipps im Gameplay-Video

Hut-Loot!

Wie bei jedem Rundentaktikspiel gilt also auch hier vor allem: Platzierung, Platzierung, Platzierung! Ihr habt eine begrenzte Anzahl an Bewegungspunkten und müsst diese so taktisch sinnvoll wie nur möglich einsetzen, um die perfekten Schüsse abgeben zu können.

Selbst wenn ihr den Blattschuss schon riechen könnt, ist der Treffer noch nicht garantiert: Der Zielstrahl wackelt sanft nach oben und unten, euer Timing muss also sitzen. Und mache Waffen verfügen über gar keine Zielhilfe, da muss man über teilweise bildschirmbreite Entfernungen eben Pi mal Daumen feuern.

Das 2D-Steampunk-Grafikdesign ist super-abgefahren. Das 2D-Steampunk-Grafikdesign ist super-abgefahren.

Jede Einheitenklasse verfügt natürlich über ihre eigenen Kanonen, die sich im Laufe des Abenteuers natürlich durch immer bessere Modelle ersetzen lassen. Manche findet ihr in Lootboxen, die am Ende jedes Auftrags geplündert werden, seltenere Modelle gibt es nur gegen harte Gallonen zu kaufen.

Und dann gibt’s natürlich auch noch Items: Granaten machen Bumm, Stiefel verleihen zusätzliche Bewegungspunkte, Selbstheilung sorgt dafür, dass die Hammerschwingerin nach einem gelungenen Volltreffer einen Lebenspunkt dazugewinnt.

Oh, und es gibt natürlich auch wieder Hüte! So viele Hüte! Die ändern zwar nichts an den Werten ihrer Träger, sehen aber zum Teil enorm schick aus. Außerdem ist es ein sensationelles Gefühl, einem zu Beginn noch dicke Töne schwingenden Oberbot die Kommandeursmütze von Blechkopf zu ballern und danach aufzusammeln!

Den Schwierigkeitsgrad dürft ihr sehr frei euren Wünschen anpassen. Den Schwierigkeitsgrad dürft ihr sehr frei euren Wünschen anpassen.

A Pirate I Was Meant To Be

Das Missionsdesign folgt über weite Teile Genrestandards: Mal müsst ihr eine Zeit lang überleben, mal in einem Level so viele Schätze wie nur möglich aufsammeln, mal alle Gegner erledigen und mal auch einen zu rettenden Roboter beschützen. Die allermeisten Aufträge sind angenehm kurz gehalten und in zehn bis 15 Minuten erledigt.

Außerdem lässt sich der Schwierigkeitsgrad hier in erstaunlicher Tiefe den eigenen Vorlieben anpassen: Zum einen habt ihr die Wahl unter fünf vorgefertigten Anspruchsstufen, zum anderen dürft ihr auch völlig frei einstellen, wie viel Schaden Gegner machen, wie schwierig Missionen im Allgemeinen sein sollen und wie viele Haare euch die Seeschlachten kosten werden.

Eure Crew besteht anfangs nur aus zwei Kollegen, weitere kommen im Laufe des Abenteuers dazu. Eure Crew besteht anfangs nur aus zwei Kollegen, weitere kommen im Laufe des Abenteuers dazu.

Denn zwischen den Aufträge schippert schippert ihr auf einer herrlich blau-einladend aussehenden Seekarte durch die Gegend, schiebt die Sicht versperrende Wolken weg, entdeckt Strömungen, versteckte Boni und Piratenbars, liefert euch halb-automatisch ablaufende Seeschlachten mit anderen Schiffen und schaltet weitere Aufträge frei.

Außerdem dürft ihr in Bars oder Geschäften auch noch von einem rumpeligen Robo-Kauderwelsch begleitete Gespräche führen, die euch nicht nur neue Aufträge verschaffen, sondern auch die Handlung voranboxen.



1 von 3

nächste Seite



Kommentare(18)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.