Wenn ich bei Netflix & Co. nach neuen Filmen und Serien suche, ist diese App unverzichtbar für mich

Wie Facebook nur für Netflix: Auf dieser Plattform entdecke ich Filme und Serien, die sich wirklich lohnen - vielleicht ja auch ihr.

Ein Ausraster im positivstem Wortsinn: Die App Letterboxd ist meine Machete durch den Content-Dschungel von Netflix und Konsorten. (Bild-Quellen: GameStar, stock.adobe.com) Ein Ausraster im positivstem Wortsinn: Die App Letterboxd ist meine Machete durch den Content-Dschungel von Netflix und Konsorten. (Bild-Quellen: GameStar, stock.adobe.com)

Disney Plus, Sky, Netflix, Amazon Prime Video, WOW – oder doch klassisch lineares TV oder gar ins Kino? Die Möglichkeiten, sich heutzutage Filme und Serien unter die Netzhäute zu schieben, sind schier unendlich. 

Aber mal ehrlich: Häufig schlendern wir durch die Online-Videotheken der Streaming-Größen und sind vom Überangebot erschlagen - sofern Änderungen an den Preisen oder dem Abosystem wie im unten verlinkten Beispiel uns nicht dazu bringen, unseren Account generell zu überdenken.

Bis ihr eine für euch passende Serie ausgegraben habt, bleibt die Frage: »Genügt diese Doku über einen legendären Nachtclub im Berlin der 1920er meinem Qualitätsanspruch?«, um ein beliebiges Beispiel heranzuziehen. 

Für diejenigen unter euch, denen die Überforderung angesichts der Bewegtbild-Fülle ein beherztes Nicken abverlangt, habe ich einen (nicht ganz so geheimen) Geheimtipp in petto. Die mich enthusiasmierende Plattform heißt Letterboxd

In dürren Worten gesagt: Letterboxd ist sowas wie das Facebook für Film- und Serienfans. Nachstehend erkläre ich euch kurz und knapp die mich anfixenden Funktionen von Letterboxd.

»Film (und Streaming) ab!« 

Woher kommt das Wort »Letterboxd«?

»Letterboxd« ist ein Kofferwort aus »letterbox« und »boxed«. »Letterbox« bezeichnet das ursprüngliche Seitenverhältnis von Filmen. Die Begrifflichkeit »boxed« umschreibt die Idee, filmische Inhalte in einer Box zu organisieren. Ich stelle mir hierfür gerne eine abgewetzte Schuhschachtel mit miefigen VHS-Kassetten vor. Mein persönliches Kopfkino.

Film-Tipp für jeden Technik-Fan

Positiver Aspekt 1: Filme über Freunde entdecken  

Empfehlungen über Freunde: Neuen Entertainment-Stoff fische ich vorrangig über die verfolgten Sehgewohnheiten und verfassten Kritiken von (Online-)Freunden.

Wenn beispielsweise ein Freund, dessen Filmgeschmack ich wertschätze, einen Streifen mit einem halben Stern von maximal möglichen 5 Sternen abstraft, dann weiß ich: Bewussten Film darf ich getrost aussparen. So geschehen mit »Chernobyl: Abyss« (2021).

Andererseits fühle ich mich angehalten, einen Film auf meine Must-Watch-Liste setzen, wenn derselbe Freund diesen abfeiert. »Portrait of a Lady on Fire« (2019) ist ein solches Positivbeispiel:

Eine weitere Möglichkeit, das Stimmungsbild zu einem Film innerhalb der eigenen Echokammer abzuhören, ist ganz simpel.

Wenn ich beispielsweise den Jim-Jarmusch-Film »Paterson« (2016) anklicke, sehe ich in meinem Fall vier Bewertungen von Online-Freunden. Zwei davon mit vier von fünf Sternen. Ich darf also schlussfolgern: Auch dieser Film könnte sich für mich persönlich lohnen.

Zwei Freunde aus meiner überschaubaren Freundesliste gefällt dieser Film: Kann wohl auch für mich nicht verkehrt sein. Zwei Freunde aus meiner überschaubaren Freundesliste gefällt dieser Film: Kann wohl auch für mich nicht verkehrt sein.

Neben meinen Freunden gibt's auch leidenschaftliche Letterboxd-User mit Reichweite und Expertise. Zum Beispiel den Kollegen Marco Risch. Mit seinem Streaming-Format »Nerdkultur« beschäftigt er sich launig-kurzweilig mit dem Pop-Phänomen Film:

Positiver Aspekt 2: Filme über Kritiken und Kritiker entdecken 

Wer seine Filmempfehlungen gerne weniger quantitativ, sondern eher qualitativ aufsammelt, der ist mit den (teils episch langen) Filmbesprechungen auf der Plattform gut beraten. 

»Quantitativ« und »Qualitativ«? Sind wir jetzt in ein Proseminar über die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens gepoltert? Nicht doch. »Quantitativ« meint hier die Anzahl an Bewertungen, »Qualitativ« die einzelne, intensiv-schriftliche Auseinandersetzung mit Filmen-Slash-Serien. 

Aber genug mit Begrifflichkeiten jongliert. Schreiten wir voran zu den konkreten Vorteilen mit den Online-Kritiken. 

Denn ja, Filme entdecken über Kritiken von umtriebigen Film-Influencern oder ausgeschriebenen Cineasten ist das eine; aber richtig wertvoll wird's, wenn ich interessante Kritikerköpfe aufstöbere. Besonders wertvoll lesen sich für mich die folgenden Arten von Kritiken an:

  1. sie stellen sich konträr zu meinem eigenen Geschmacksempfinden auf
  2. sie zeigen mir eine neue Perspektive auf einen bekannten (Film)stoff
  3. sie sind einfach nur lustig

Solchen Kritikerinnen und Kritikern folge ich dann - und entdecke neue Filmperlen.

Am langweiligsten sind nach meinem Dafürhalten Kritiken, die einfach nur in den allgemeinen Tenor einfallen. Nach dem Motto »Oh, Film XY ist toll oder bescheiden, weil (populäre Meinung hier einsetzen).« Bei solchen Besprechungen denke ich oft reflexartig: »Wow! Den aktuellen Konsens wiedergekäut. Who cares?« 

Her mit den Beispielen!

Natürlich hat jede(r) ein Recht auf seine Meinung (und die Veräußerung dieser). Und, nein, nicht jede Online-Kritik muss zum mit spitzer Feder geschriebenem Meisterwerk der abendländischen Kultur gereichen. Manchmal will einfach nur eine starke Meinung in den Äther des World Wide Webs geblasen werden. Versteht sich von selbst. 

Und die nutzwertigen Kritiken? 

Diese erfüllen unter Umständen oben genannte Punkte 1, 2 und 3. Beispielsweise verkörpert nachstehende Kurz-Kritik zu »Evil Dead Rise« (2023) eine Perspektive, die mir von Geburt an verschlossen bleibt – und dazu deftig humorvoll ist. 

Die Userin schreibt über den Horror-Film, der im Subtext Fragen über die Mutterschaft aufwirft, aber an der Oberfläche ein blutiger Splatter-Film ist: 

»Ein großartiger Dokumentarfilm über die Irrungen und Wirrungen von Frauen und Müttern im modernen Amerika.«  

Meinen Humor trifft das voll.

Überfordert fast schon wieder: Wenn ich Letterboxd aufmache, stürzen mir »Die Top-Filme meiner Freunde« entgegen. Überfordert fast schon wieder: Wenn ich Letterboxd aufmache, stürzen mir »Die Top-Filme meiner Freunde« entgegen.

Ein anderes Beispiel: Im Film »Labor Day« (2013) sucht ein Sträfling (Josh Brolin) bei einer alleinerziehenden Frau (Kate Winslet) und ihrem Sohn Unterschlupf. Im Verlauf der Handlung geht die Frau eine Beziehung mit dem Sträfling ein – und blüht dadurch auf.  

Meine Meinung zum Film war, nun ja, einfach gestrickt. Ich fand »Labor Day« spannend erzählt und mitreißend. Entsprechend habe ich den Film mit vier von fünf Sternen honoriert. 

Als ich im Nachgang zur Filmsichtung auf Letterboxd durch die Kritiken stromere, stoße ich auf eine vernichtende Halber-Stern-Bewertung. Ich stutze, lese die Kritik – und denke anschließend: »Ich bleibe bei meinen vier Sternen, kann die Halber-Stern-Bewertung aber gänzlich nachvollziehen.«  

Die Userin schreibt (Zitat hier gekürzt): 

»Wenn du eine depressive Frau bist, brauchst du nichts weiter als einen Mann, der dich wieder glücklich macht. Auch dann, wenn dieser Mann ein Mörder ist. Irgendein Mann ist besser als kein Mann. […] Der Typ zeigt dir alles übers Backen, Zärtlichkeit und übers Töten von Menschen – und dann wird alles gut.« 

Hintergrund dazu: In einer zentralen Stelle des Films zeigt der von Brolin gespielt Charakter Frau und Sohn, wie man einen Pfirsichkuchen backt. 

Trotz dieser in meinen Augen absolut schlüssigen Kritik würde ich »Labor Day« noch immer weiterempfehlen. Grundsätzlich gilt: Das Aushalten gegensätzlicher Meinungen trainiert die Ambiguitätstoleranz. Toxische Rundum-Kritiken mal ausgeklammert.  

Nicht immer einfach, das mit der Ambiguitätstoleranz. Eine wertvolle Fähigkeit, die es sich auszubauen lohnt. Und deswegen folge ich der Autorin der Kritik seither - und entdecke dadurch neue Filme.

Positiver Aspekt 3: Ein filmisches Tagebuch führen 

Wer gerne Buch über seinen Film-und-Serienkonsum der letzten Monate und Jahre führt, freut sich über die Tagebuchfunktion (»diary«) von Letterboxd. 

Das liest sich erstmal banal an, aber wer gerne darauf zurückschaut, was sie oder er vor einem Jahr getan (und geschaut) hat, wird die Funktion feiern.  

Wem das zu trivial ist: Die Einträge aus dem eigenen Tagebuch könnt ihr anhand verschiedenster Kategorien sortieren. Beispielsweise nach eurer Sternebewertung, dem Filmgenre, der Länge des Films - oder beispielsweise dem Jahrzehnt, in dem ein Film erschienen ist.

Was habe ich denn im Juni und Juli des Vorjahres geschaut? Nur drei Filme, zwei davon waren Pressevorführungen. Die heißen Monate laden doch eher zu Outdoor-Aktivitäten ein.  Was habe ich denn im Juni und Juli des Vorjahres geschaut? Nur drei Filme, zwei davon waren Pressevorführungen. Die heißen Monate laden doch eher zu Outdoor-Aktivitäten ein. 

Mein Fazit zur Letterboxd

Letztlich repräsentiert Letterboxd für mich einen (Über)sicht verschaffenden Leuchtturm im zeitgenössischen Entertainment-Gemischtwarenladen aus Netflix und Konsorten, physikalischen Datenträgern wie DVD und Blu-Ray, oder dem Gang ins Lichtspielhaus.

Apropos Netflix & Co.: Ein sehr günstige Alternative zu Streaming-Diensten dieser Art stelle ich euch im folgenden Artikel vor:

➡️ »Wer braucht Netflix?« Für nur 20 Euro im Jahr gucke ich Serien und Filme, dank eines simplen Tricks

Ja, sicherlich gibt’s Userinnen und User, die die Möglichkeiten eines Letterboxd vollumfänglicher abschöpfen, als ich es jemals getan habe. Die dafür notwendigen Ambitionen gehen mir allerdings ab. Ich bin zuvorderst für den Überblick, die Ordnung und die Filmempfehlungen auf Letterboxd unterwegs.  

Nutzt ihr selbst die Plattform Letterboxd? Falls nicht, woher bezieht ihr Empfehlungen zu Bewegtbild-Content? Lasst ihr euch vom Algorithmus treiben, oder wendet ihr euch an den »Videothekar eures Vertrauens«? Schreibt uns dazu gerne in die Kommentare. 

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