Subtile Diskriminierung
Längst nicht jede Form von Sexismus ist aber so offensichtlich. Eine deutsche Spieledesignern erzählt: »Als ich Mutter geworden bin und nach der Babypause wieder anfing zu arbeiten, teilte mich mein damaliger Chef einem kleinen Team zu, der Job wurde mir als ›eher entspannt‹ angepriesen. Das war nett gemeint, aber es hat mich geärgert. Die Aussage meines Chefs hörte sich für mich an, als wollte er mich aufs Abstellgleis stellen.«
Es sind also nicht immer nur die Grab-them-by-the-pussy-Momente, in denen Sexismus und Diskriminierung zum Ausdruck kommen. Häufig sind es unterschwellige, vermeintlich gut gemeinte Verhaltensweisen und Kommentare, die nicht weniger übergriffig sind. Subtiler Patriarchalismus. Der oft genauso zerstörerisch wirkt. Darauf macht die Befragte dann auch aufmerksam:
»Ich möchte dazu aufrufen, auch weniger offensichtlicher, teilweise ›gut gemeinter‹ struktureller Diskriminierung gegenüber wachsam zu sein und sie zu benennen.«
Das schildert uns auch eine Mitarbeiterin von Blizzard in gehobener Position, die ausdrücklich um ihre Anonymität gebeten hat, weil sie Angst davor hat, sonst ihren Arbeitsplatz zu verlieren: »Das Problem fängt ja da an, dass es gar kein Bewusstsein dafür gibt, in wie vielen Formen Vorurteile kommen. Man bekommt diese Fortbildungen, bei denen nur die offensichtlichen Beispiele gewählt werden. Aber niemand spricht über die subtilen Arten der Diskriminierung.«
Nie gut genug
Es ist diese subtile Art der Diskriminierung, die motivierte, talentierte Frauen schleichend auslaugt. Die bei Blizzard Beschäftigte, mittlerweile schwer krank, schildert diesen Prozess: »Mich haben vor allem diese alltäglichen Dinge, Tag für Tag, fertig gemacht. Ich habe damals angefangen in der Überzeugung, dass ich es mit den Männern aufnehmen wollte, dass ich meinen Wert beweisen könnte und ich war sicher, wenn ich nur hart genug arbeite, kann ich alles schaffen.« Aber die Gläserne Decke verschleißt auch sie.
»Am Anfang bin ich tatsächlich schnell befördert worden. Aber irgendwann ging es dann nicht weiter. Und mir begannen Dinge aufzufallen. Ich musste etwa alles, was ich vorlegte, von A bis Z beweisen. Aber meine männlichen Kollegen kamen einfach mit einer spontanen Idee ums Eck und der wurde gefolgt, ohne dass da irgendwas hinterfragt wurde. Bei mir wurde alles immer doppelt und dreifach gecheckt – obwohl ich wieder und wieder bewiesen hatte, dass ich tadellos arbeitete und das richtige Gespür hatte.«
Unsere Gesprächspartnerin erzählt uns außerdem, wie sie von männlichen Kollegen dazu abgestellt wurde, vermeintlich »typisch weibliche« Aufgaben zu übernehmen und ihr nicht zugetraut wurde, auf gleichem Level zu performen wie die Männer in der Abteilung. Auch die Gehaltsungleichheit kennt sie aus erster Hand:
»Ich habe erst vor kurzem erfahren, dass ich mindestens 20.000 Euro weniger an Jahresgehalt bekomme als meine männlichen Kollegen in derselben Position. Dadurch fühle ich mich noch weniger wertgeschätzt.«
Als Frau in der Videospielbranche ist man sicher vieles. Aber eines nie: gut genug.
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