Warum ich trotz aller Kritik seit Monaten gerne Skull and Bones spiele

10 Jahre Entwicklung und trotzdem platzt der Piraten-Traum: Skull and Bones erntete haufenweise Kritik. Trotzdem versenkt Tristan seit Monaten etliche Stunden darin - und das sogar echt gerne!

Nur wenige Stunden bevor dieser Artikel entstanden ist, bin ich erstmals abseits der Story auf ein Seemonster gestoßen. Long story short: Ab sofort bin ich Großwild-Fischer. Nur wenige Stunden bevor dieser Artikel entstanden ist, bin ich erstmals abseits der Story auf ein Seemonster gestoßen. Long story short: Ab sofort bin ich Großwild-Fischer.

Warum ich trotz aller Kritik seit Monaten Skull and Bones spiele. Das ist die Überschrift, die ich ursprünglich für diese Kolumne vorgeschlagen habe. In der Redaktion war man sich allerdings einig, dass ich unbedingt im Titel erwähnen sollte, dass ich das auch wirklich gerne tue.

Und wie soll ich sagen: Dieser Einwand ist gerechtfertigt. Denn wenn das Piraten-MMO aktuell für eine Sache steht, dann sind das geplatzte Träume und haufenweise Kritik. Und diese Beanstandungen sind auch wirklich angebracht. Doch wie kommt es dann, dass ich trotzdem nicht aufhören kann, es zu spielen?

Tristan Gudenrath
Tristan Gudenrath

Tristan ist der einzige GameStar-Redakteur, der für Skull and Bones eine Lanze bricht – ja, sogar einen ganzen Schiffsbug! Das liegt unter Anderem an seiner Leidenschaft für Piraten. Nachdem ihm verboten wurde, während der Arbeitszeit Rum zu trinken und fremde Schreibtische zu entern, hat er es sich nicht zweimal sagen lassen, das Seeräubertum wieder in sein Tagewerk einfließen zu lassen.

Skull and Bones kommt mit einer Entscheidung

Stellt euch vor, ihr seid Seefahrer, segelt gemütlich über den sonnigen Ozean, lauscht den salzigen Wellen und beobachtet die Möwen. Ihr blickt gemütlich über das tiefblaue Nass. Plötzlich, weit am Horizont, erspäht ihr ein gigantisches, prächtiges Schiff. Im ersten Moment freut ihr euch, doch bereits nach kurzer Zeit schwant euch Böses!

Zu spät merkt ihr, dass es sich um grausame Piraten handelt und ehe ihr es euch verseht, habt ihr bereits einen Säbel an der Kehle und erblickt, wie euer Hab und Gut den Besitzer wechselt. Nun befindet ihr euch an einem Scheitelpunkt: Fangt ihr von vorn an oder umarmt ihr das Unglück und schließt euch den grausamen Freibeutern an?

Was ihr hier gerade gelesen habt, ist keine Spielszene aus Skull and Bones. Nein, es ist mein persönlicher Erfahrungsbericht von dessen Kauf. Denn das Piraten-MMO ist ein Freibeuter durch und durch. Der Ruf ist schändlich und bereits kurz nachdem ihr dem Spiel Eintritt auf eure Festplatte gewährt habt, merkt ihr, dass sich euer Geld verabschiedet hat.

Der einzige Unterschied ist die fehlende Säbelklinge und dass euer Hab und Gut aus knapp 60 Euro und den drei Minuten des Bestellvorgangs besteht. Was folgt, ist ein Moment der Ernüchterung, doch dieser muss nicht permanent sein. Denn was auch bleibt, ist die Frage, ob ihr ein neues Spiel startet oder das Unglück umarmt.

Skull and Bones - E3-Trailer zeigt das Piratenleben mit 6 Minuten Gameplay Video starten 6:23 Skull and Bones - E3-Trailer zeigt das Piratenleben mit 6 Minuten Gameplay

Erwartungshaltung-Management

Hier ist der erste springende Punkt: Ihr müsst euch von dem Gedanken verabschieden, dass Skull and Bones das neue Assassin’s Creed: Black Flag ist. Die Spiele haben in etwa so viel miteinander gemeinsam wie eine Kanonenkugel mit einer Seegurke. Und obwohl das bereits lange Zeit vor dem Release bekannt war, scheint das Rezensionen aus dem Internet zufolge nicht bei allen Käufern durchgedrungen zu sein.

Hier kann bereits die erste Ernüchterung eingespart werden. Es gilt entweder zu umarmen, was ihr stattdessen bekommen habt oder zu akzeptieren, dass es sich nicht um das Piratenspiel handelt, das sich gewünscht wurde. Inwieweit das auf euch zutrifft, erfahrt ihr in unserem umfangreichen Test.

Skull and Bones - Testvideo zu Ubisofts Piraten-Open-World Video starten 14:11 Skull and Bones - Testvideo zu Ubisofts Piraten-Open-World

Wenig kann sehr viel Spaß machen

Ein weiterer häufig angebrachter Kritikpunkt ist der mangelnde Inhalt. Auch wenn sich diese Situation mit der zweiten Season merklich verbessert hat, solltet ihr weiterhin keine prall gefüllt Wundertüte erwarten. Zwar gibt es unterschiedliche Tätigkeiten wie Handel, Schatzsuchen, Rätsel und Wettrennen, jedoch macht Schiffe versenken und Materialien sammeln den weitaus größten Teil eurer Aktivitäten aus.

Das ist allerdings gar nicht so schlimm: Denn es funktioniert nicht nur super gut, es macht mir auch nach knapp 100 Stunden immer noch mächtig Spaß. Es hat etwas Faszinierendes zu sehen, wie mein Mörser langsam den Himmel herabsaust und das feindliche Compagnie-Schiff in tausend Teile zerlegt oder durch die Feuerfertigkeiten der Sambuke plötzlich ganze Flotten in Flammen stehen.

Durch die zahlreichen unterschiedlichen Waffentypen wie Ballisten, Halbkanonen, Torpedos, Bombarden und so weiter wird zumindest im Kampf ordentlich Abwechslung gesorgt. Außerdem motiviert es dazu, unterschiedliche Builds auszuprobieren und gezielt bestimmte Materialien zu suchen, um etwa einen Flammenwerfer zu bekommen, der dann doch abermals etwas besser ist als der alte.

Ist der Kopf leer, werden die Kanonen geladen

Skull and Bones ist kein Spiel, das ich während meines Urlaubs spielen würde. Die Stärke des Spiels liegt vielmehr darin, dass ihr keine einzige Gehirnzelle dafür aufbringen müsst, um Spaß damit zu haben. Dadurch ist es perfekt geeignet für den Abend nach einem arbeitsreichen Tag, an dem der Kopf einfach ausgebrannt ist.

Durch die wirklich beeindruckend intuitive Steuerung ist es auch kein Problem, wenn Skull and Bones mal einige Wochen liegen bleibt. Es dauert keine zwei Minuten und ihr seid wieder voll drin. Besonders für ein MMO, die häufig sehr verschachtelt sind und laufend komplexer werden, halte ich das für sehr bemerkenswert.

Skull and Bones ist für mich eine Safe-Zone, in der ich weiß, auf was ich mich freuen kann, in der es keine bösen Überraschungen gibt und in der ich mich einfach berieseln lassen kann. Ob ich dabei 20 Minuten oder vier Stunden spiele, ist egal. Die Atmosphäre erledigt dann den Rest, damit ich mich wie zu Hause fühle.

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Doppelt hält besser

Was Skull and Bones für mich abermals deutlich interessanter gemacht hat, ist die wirklich brauchbare Performance auf dem Asus ROG Ally. Dabei handelt es sich im Grunde um einen tragbaren Mini-PC, auf dem ihr unterwegs spielen könnt.

Zunächst habe ich Skull and Bones ausschließlich auf meiner Xbox Series X gespielt. Das hat natürlich auch Spaß gemacht. Doch durch den Handheld kann ich nun gemütlich im Bett spielen, während auf hoher See ein Sturm tobt und im Hintergrund zum vierten Mal Stromberg läuft.

So habt auch ihr mehr Spaß mit Skull and Bones

Falls ihr Skull and Bones schon habt oder es euch kaufen wollte, dann können euch die folgenden Tipps helfen, genau wie ich mehr Spaß damit zu haben.

  • Macht nur das, was euch Spaß bringt: In Skull and Bones gibt es immer etwas zu tun und freizuschalten, auch wenn ihr die zehnte Fetch-Quest einfach auslasst oder euer Schwarzmarkt-Imperium vernachlässigt.
  • Lasst euch nicht unter Druck setzen: Ubisoft ist ein Meister darin, eure Angst etwas zu verpassen (FOMO) auszunutzen. Nahezu alle zeitlich begrenzten Angebote und Events sind bei Skull and Bones erfahrungsgemäß weder das Geld noch den Zeitaufwand wert. Höchstens beim Schmuggler-Pass könnte es sich lohnen. Die meisten interessantesten Inhalte daraus sind aber auch kostenlos.
  • Schaut euch Tutorials darüber an, wie Schiffe und Schadenstypen funktionieren. Skull and Bones verrät euch leider viele Mechaniken nicht. Jedoch macht das Verbessern eurer Schiffe mindestens doppelt so viel Spaß, wenn ihr wisst, was ihr alles erreichen könnt.
  • Haltet euch nicht an Ereignissen auf, die für mehrere Spieler gedacht sind, wenn ihr allein unterwegs seid. Das Spielen mit anderen Spieler kann schnell frustrieren, genauso wie das ewige abrackern an viel zu starken Gegner. Die Belohnungen sind meistens nicht exklusiv und in der Regel den Zeitaufwand nicht wert.
  • Probiert unterschiedliche Schiffe, Waffen und Builds aus.
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