Curved TVs sind ausgestorben – und das ist gut so

Vor einigen Jahren waren gebogene Bildschirme im Wohnzimmer total in, obwohl sie fast nur Nachteile gegenüber normalen TVs hatten.

Quasi aus der Kurve geflogen: Curved-TVs. (Bild: Samsung, studiostoks - adobe.stock.com) Quasi aus der Kurve geflogen: Curved-TVs. (Bild: Samsung, studiostoks - adobe.stock.com)

Gebogene Bildschirme sind ein Hingucker, keine Frage. Darum verwundert es nicht, dass Curved-TVs ein paar Jahre lang in jedem Elektronikfachhandel zu finden waren.

Den ersten Fernseher dieser Art gab es auf der CES 2014 zu sehen; zehn Jahre später sind sie allerdings ausgestorben – und das mit gutem Grund.

Vorteile bieten geschwungene Fernseher nämlich keine, sondern (fast) nur Nachteile.

Die Nachteile von Curved-TVs

Man sollte meinen, dass ein minimal gebogener Bildschirm nicht viel bei der Bildqualität ausmacht, oder? Falsch gedacht, denn gerade als Fernseher gibt es zig Defizite gegenüber den flachen Geräten.

Lichtreflexionen

Spiegelungen in TVs sind immer ein Problem, egal ob flach oder gebogen. Das Problem bei Curved-Fernsehern ist allerdings, dass die Reflexionen sich im Screen durch die Krümmung zusätzlich verzerren.

Und das macht sie noch viel störender.

Blickwinkelstabilität

Fernseher mit Hintergrundbeleuchtung haben das Problem, dass die Farben blasser werden, je schräger der Winkel ist, in dem man draufschaut.

Durch die Krümmung ist diese Tatsache bei Curved-TVs noch viel störender, weil sich der sogenannte »Sweet Spot«, also der Platz, wo man das bestmögliche Bild sieht, weiter verengt. Das ist besonders ärgerlich, wenn man mit mehreren Personen einen Film schaut.

Zollgrößen zu klein

In dieser Größe käme ein Curved-TV richtig zur Geltung. (Bild: LG) In dieser Größe käme ein Curved-TV richtig zur Geltung. (Bild: LG)

Der Vater des Gedanken bei Curved-TV war, die Immersion von IMAX-Kinos nach Hause zu holen. Die Leinwände in den einschlägigen Sälen sind nämlich auch gebogen und kommen der konvexen Form des menschlichen Auges nach.

Im Wohnzimmer hat das nicht funktioniert.

Leinwände in IMAX-Kinos sind nämlich riesig (das Cinemagnum in Nürnberg ist satte 27 Meter hoch), 55- und 65-Zoll-Fernseher nicht. Deswegen geht der Effekt einfach verloren.

Letterbox-Verzerrung

Ähnlich wie bei den Spiegelungen im Display sind auch Schriften und Boxen in einem Curved-TV verzogen.

Letterboxen, also Kästen, in denen Schrift steht, etwa bei Nachrichtensendungen, erstrecken sich meist über die Breite des Bildschirms. Durch die Krümmung werden die Ecken zusätzlich nach oben gezogen.

Bei Nachrichten ist das verschmerzbar, aber wenn das auch bei Gegenständen in Filmen passiert, wirkt es sehr störend.

Wandmontage sieht seltsam aus

An die Wand gehängt macht jeder TV eine gute Figur – fast. (Bild: Justlight - adobe.stock.com) An die Wand gehängt macht jeder TV eine gute Figur – fast. (Bild: Justlight - adobe.stock.com)

Ein ordentlich an die Wand montierter Fernseher sieht nicht nur hübsch aus, sondern ist auch aus dem Weg. Curved-TVs führen das allerdings ad absurdum.

Natürlich, am Ende ist es Geschmackssache, ob sich der TV an der Wand biegt wie ein altes Stück Leder, aber der Charme eines gewölbten Fernsehers geht aufgehängt definitiv etwas verloren.

Keine Vorteile abseits der Optik

Klar, ein Curved-TV ist ein Hingucker und der Optik kann man ihren futuristischen Look nicht absprechen. Doch abseits dessen bieten kurvige Fernseher objektiv eigentlich nur Nachteile gegenüber flachen. Style over Substance, wie man im Englischen so schön sagt.

Was war die Idee hinter Curved-TVs?

Samsung bot als erster Hersteller Curved-TVs an. (Bild: Samsung) Samsung bot als erster Hersteller Curved-TVs an. (Bild: Samsung)

2014 wurde der erste Curved-Fernseher von Samsung vorgestellt und hat damals für große Augen gesorgt. Die Hersteller waren um Marketing-Sprech nicht verlegen.

Nicht nur sollte Curved für mehr Immersion sorgen (was, wie wir oben eruiert haben, in Wohnzimmergröße nicht funktioniert), sondern auch gewissermaßen 3D ersetzen.

3D-Fernseher waren nämlich gerade auf dem absteigenden Ast, weswegen man Fans der dritten Dimension so überzeugen wollte.

In der oben verlinkten Pressemitteilung von Samsung steht: 

Hinzu kommt der von Samsung entwickelte Auto Depth Enhancer, ein Algorithmus, der Bildbereiche analysiert und den Kontrast automatisch anpasst, um den Eindruck von Tiefe auf den neuen Curved TVs zu verstärken und einen 3D-Effekt ohne Brille zu erzielen.

Dass ein 3D-Effekt ohne Brille 2014 Unsinn war, müssen wir euch 2024 nicht sagen.

Der 3D-Effekt war ohnehin nie der Heilsbringer, zu dem er gerne mal stilisiert wird.

Tatsächlich gab es auch einen sehr guten Grund, Curved-TVs an den Mann zu bringen.

2014 befanden wir uns mitten im Umschwung von Full HD zu UHD/4K. Um den Auflösungsunterschied auch optisch klarzumachen, setzten Hersteller wie Samsung anfangs auf gebogene Bildschirme.

Dieser Vorteil verschwand im Laufe der Zeit, da UHD immer mehr zum Standard wurde und Full HD verdrängte.

Darum sind Curved-Monitore besser

Samsung hat auch Widescreen-Curved-Monitore im Portfolio. (Bild: Samsung) Samsung hat auch Widescreen-Curved-Monitore im Portfolio. (Bild: Samsung)

Wenn Curved-TVs so viele Nachteile haben, wieso sind gebogene Monitore dann so beliebt?

Das hat hauptsächlich zwei Gründe.

Der Sitzabstand ist geringer

Im Vergleich zu einem TV sitzt ihr viel näher vor einem Monitor, der Abstand zum Bildschirm beträgt höchstens einen Meter, tendenziell weniger. Dadurch wirkt die konkave Wölbung wesentlich immersiver.

Durch die Wölbung sehen wir mit unserem peripheren Blick mehr. (Bild: Viewsonic) Durch die Wölbung sehen wir mit unserem peripheren Blick mehr. (Bild: Viewsonic)

Monitore sind für eine Person gemacht

Die Aussage erscheint logisch, aber nicht nur sitzen wir beim TV viel weiter weg als vor dem Monitor, wir schauen oftmals nicht allein in die Röhre. Wie oben bereits erwähnt, ist der Sweet Spot bei einem Curved-Display wesentlich kleiner als bei einem flachen.

Wenn ihr vor dem Monitor sitzt und arbeitet oder zockt, dann tut ihr das aller Regel nach allein und seid automatisch im Sweet Spot.

Wie ihr seht, hatten Curved-Fernseher eine relativ kurze Halbwertszeit und das zurecht. Die Nachteile überwiegen die Vorteile, auch wenn die TVs natürlich cool aussehen.

Hattet ihr selbst einen Curved-TV zu Hause? Oder habt ihn immer noch? Wie zufrieden seid ihr? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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