Die größte Besonderheit von Star Wars steckt bereits im Namen: Krieg. Ohne Kriege wären die Geschichten über Rebellionen, imperiale Umstürze und der Verlockung der dunklen Seite schließlich nur halb so aufregend.
In fast jeder Star-Wars-Geschichte, egal ob in Filmen, Büchern oder Videospielen erzählt, stehen Kriege entweder unmittelbar bevor oder die Figuren befinden sich mitten in einem. Auch Knights of the Old Republic 2: The Sith Lords (Kotor 2) folgt dieser Franchise-Logik.
Nach dem Sieg über Darth Malak im Vorgänger ist die Galaxie bei weitem kein Ort der grenzenlosen Glückseligkeit. Eine neue Bedrohung formiert sich, die ganze Planeten verschlingt und eine dysfunktionale Republik weiter in Richtung Abgrund manövriert.
Doch wo das Glanzstück von Bioware aus einer ähnlichen Ausgangslage eine ebenso effektive wie klassische Heldengeschichte entwirft, fühlt sich Kotor 2 manchmal an wie ein bockiger Padawan, der alles hinterfragen muss. Es ist keine Seifenoper mit klar abgesteckten Figuren mehr, sondern ein immer wieder frustrierendes Videospiel.
Das Erstlingswerk von Obsidian Entertainment entstand unter großem Zeitdruck, was man fast jedem Level anmerkt. Manche Abschnitte wie der Beginn auf einer Minenfabrik sind quälend lang, während das gehetzte Ende alle Story-Fäden einfach unbefriedigend abschneidet. Im Vergleich zum Vorgänger hat es sich spielerisch nur minimal weiterentwickelt. Erst Fan-Patches bügeln nach Release die gröbsten Schnitzer weg und bringen viele gestrichene Inhalte zurück.
Aber trotz oder vielleicht auch wegen all der Schwächen ist Kotor 2 für mich ein Meisterwerk, unerreicht in seiner schonungslosen Abrechnung mit dem Mythos Star Wars. In dieser Kolumne möchte ich euch erklären, wie Obsidian dieses Kunststück vollbracht hat und warum der unvollkommene Zustand die größte Stärke des Rollenspiels ist.
Star Wars ohne Heldentum
Wenn es ein Gefühl gibt, dass Kotor 2 bei mir auslöst, dann ist es Melancholie. Während bei George Lucas das Universum ein ebenso gefährlicher wie aufregender Spielplatz ist, wo junge Farmer zu Helden werden, herrscht in Obsidians weit, weit entfernter Galaxis die große Tristesse.
So gut wie jeder Planet, den wir im Spiel besuchen, ist tief vernarbt von nie enden wollenden Gewaltausbrüchen. Als Kind war ich begeistert von Raumschlachten und Lichtschwertkämpfen – hier fühlt sich die Destruktion, die all den Helden- und Schurkentaten folgt, falsch an.
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