Seite 4: Assassin's Creed: Odyssey im Test - Der Koloss von Ubisoft

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Der Gameplay-Loop

Eine funktionierende Sandbox ist klar das Kernziel in der Entwicklung von Assassin's Creed: Odyssey gewesen. Alle Mechaniken - der Krieg zwischen Athen und Sparta, die erkundbaren Schauplätze, der Schiffskampf, die Missionen - sollen eine Spielwiese erschaffen, die euch idealerweise auch abseits der Story für Dutzende Stunden in Griechenland hält. Allerdings gibt es eine absolut notwendige Komponente, damit diese Rechnung aufgeht: Die Jagd nach Beute. Schließlich muss am Ende aller Bemühungen auch eine wertige Belohnung stehen.

Von Assassinen-Kapuzen bis zum kompletten Rüstungsset des Agamemnon bietet Odyssey ein breites Arsenal von coolen Klamotten. Von Assassinen-Kapuzen bis zum kompletten Rüstungsset des Agamemnon bietet Odyssey ein breites Arsenal von coolen Klamotten.

Und tatsächlich: Wie bei Diablo motiviert die Suche nach immer cooleren Rüstungen, Waffen, Bögen und Helmen ungemein. Jeder Gegenstand kommt mit besonderen Boni, legendäre Waffen machen beispielsweise Feuerschaden und erhöhen zusätzlich die Wirksamkeit von Schleichangriffen.

Altes Equipment lässt sich gegen Entgelt und Ressourcen-Einsatz ans aktuelle Level anpassen, damit man gezielt Sets oder spezielle Boni sammeln kann. Allerdings halten wir die Aufrüst-Kosten für zu hoch. Um legendäre Waffen und Gegenstände aufzuleveln, muss man unglaublich viele Rohstoffe aufbringen - und das logischerweise alle zwei Level, weil das aufgefrischte Equipment natürlich nach ein paar Stufenaufstiegen wieder obsolet ist.

Kein Allmachtsgefühl

Einfach auf neue Beute zu hoffen, entpuppt sich hier als deutlich geschickter als ein ewiger Grind nach Holz, Leder oder Erzen. Blöd nur, dass man gerade auf hohen Härtegraden zwangsläufig diese Bonuseffekte braucht, um beispielsweise ein fähiger Meuchler zu sein.

Ein weiterer Knackpunkt: So toll die Level-Anpassung beim Erkunden der Welt auch sein mag, anders als in Diablo 3 gibt uns Beute in Odyssey nie das Gefühl wahrer Überlegenheit, weil die Gegner stets mitskalieren. So schickt uns auch auf Maximallevel 50 trotz legendärer Ausrüstung ein starker Söldner mit einem Schmetterschlag auf die Bretter.

Nur wer seinen Schleichschaden hoch hält, kann Gegner erfolgreich von hinten erdolchen. Nur wer seinen Schleichschaden hoch hält, kann Gegner erfolgreich von hinten erdolchen.

Das hält den Kampf fordernd, nimmt aber auch das Allmachtsgefühl, das viele Spieler in Rollenspielen anstreben. Selbst normale Gegner schlucken sehr viele Treffer - erst die Lategame-Skills entschärfen das ein wenig, weil ihr deutlich mehr Bumms mit ins Gefecht bringt. Trotz dieser Macken freuen wir uns jedoch über jeden neuen Gegenstand, zumal die ganzen Rüstungsteile und Waffen allein aus künstlerischer Perspektive wunderbar vielfältig und unterschiedlich ausfallen.

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Schritte nach vorne, Schritte nach hinten

Assassin's Creed: Odyssey erweitert die Tugenden von Origins, vergrößert die Sandbox ungemein. Quests sind interaktiver denn je, die Aufträge selbst spielen sich runder (lies: weniger Eskortier-Missionen) - und dann gibt's mit den Seeschlachten, mit Landgefechten, den ganzen Kriegswirren auch klare Neuerungen. Und von den ganzen coolen geheimen Bosskämpfen haben wir nicht erzählt, weil wir natürlich nichts verraten wollen.

Für eine 90er-Wertung sehen wir in den Neuerungen aber trotzdem noch zu viel Luft nach oben. Die Seeschlachten fallen weniger spannend aus als in Black Flag, die Landschlachten spielen sich häufig wie ein frustiges Gerangel im Stil von Dynasty Warriors und Co. Die Offenheiten im Questdesign kosten die Story inszenatorische Dichte, Spannungsbögen und bedeutungsvolle Wendungen. Und auch im Rollenspiel-Grind nach Beute sehen wir einige Balancing-Probleme.

Auch die Gegenwartsgeschichte hält einen netten Twist bereit, spielt aber keine große Rolle. Auch die Gegenwartsgeschichte hält einen netten Twist bereit, spielt aber keine große Rolle.

Gleichwohl bleibt Assassin's Creed: Odyssey ein absolut hervorragendes Spiel. Nach Abschluss der Kampagne, nach dem Zusammenführen aller Story-Pfade tragt ihr in euch das Gefühl, eine wahrhaft epische Reise hinter euch zu haben. Die Spielwelt sucht ihresgleichen, viele Quests bleiben - trotz magerer Inszenierung - mit ihren Geschichten in Erinnerung.

In der Redaktion verblieben wir nach dem Test im regen Austausch, wer welche Situation wie gelöst hat. Und ob der Kollege sich an diese eine Szene erinnert, wo man Brasidas zum ersten Mal hilft. Wer anders berichtet dann von einem geheimen Bosskampf, den er auf Kreta entdeckte. Wenn so rege über persönliche Spielerfahrungen gesprochen wird, dann erbt Odyssey zumindest eine der größten Tugenden echter Rollenspiele. Und vielleicht hilft die der Serie beim Karrierewechsel.

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