Seite 3: Assassin's Creed: Odyssey im Test - Der Koloss von Ubisoft

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Söldner jagen Söldner

Wer auf offener Straße Wachen umbringt oder beim Infiltrieren von Festungen entdeckt wird, bekommt ein fettes Kopfgeld auf die Stirn gepappt. Fortan jagen uns besonders starke Söldner, die man wie beim Nemesis-System von Mittelerde: Schatten des Krieges in einem eigenen Menü aufgelistet findet. Wie die Phylakes in Origins handelt es sich hier um verflucht zähe Biester, die allerdings auch ziemlich lukrative Waffen mit sich führen.

Ein spannendes taktisches Element, denn wir können den Spieß natürlich umdrehen und Fallen stellen, um die Bosse zur Strecke zu bringen. Da Alexios und Kassandra ebenfalls im Söldnergewerbe arbeiten, steigen sie dadurch sogar in der eigenen Gewerkschaftshierarchie auf, was wiederum Boni gewährt. Allzu hoch sollte man sein Kopfgeld aber nicht treiben, sonst wird das Überleben wahrlich zur Qual - im Menü kann man das Fahndungslevel gegen Geld reduzieren.

Die Schiffskämpfe sind eine sehr coole Abwechslung, aber deutlich weniger zentral als damals in Black Flag. Die Schiffskämpfe sind eine sehr coole Abwechslung, aber deutlich weniger zentral als damals in Black Flag.

Generell gibt es angenehm viel zu taktieren im Söldner-Alltag. Auch unser Schiff kann mit Rohstoffen aufgemotzt werden. Stärkere Bogenschützen, Brandpfeile, Rammsporn erhöhen Überlebenschancen und Spielspaß beträchtlich. Die Gefechte selbst spielen sich wie in Assassin's Creed 4: Black Flag, allerdings im direkten Vergleich ein wenig rudimentärer, weil logischerweise Mörser, Bomben und Kanonen fehlen. Laune machen die Seekämpfe aber allemal, und die altgriechischen Seemannsgesänge garnieren das Ganze atmosphärisch.

Doch auch die kleineren Open-World-Aktivitäten sind wie in Origins allesamt mit Herausforderungen verbunden: Versunkene Schätze werden von Haien bewacht, in Wäldern warten legendäre Bestien auf einen Kampf, Ruinen fungieren als Banditenverstecke. Wer Origins gespielt hat, wird nahezu alle diese Mechaniken wiedererkennen. Doch darüber hinaus generiert Odyssey an jedem Schauplatz sogar Zufallsquests, in denen namenlose NPCs für Morde, Botengänge oder Felle zahlen. Da klingeln jetzt natürlich bei Spielern mit Sammel-Aversion die Alarmglocken. Torpediert das neue Assassin's Creed seine Spieler zu sehr mit Nebensächlichkeiten?

Streitfrage »Sammelkrams«

Gleichförmigkeit bleibt auch in Odyssey eine - nennen wir's mal - »Besonderheit« von Ubisofts Open Worlds. Klar, mit Stealth-Infiltrationen, Schatzjagden, Bestienkämpfen und vielen anderen Betätigungen findet man durchaus ein vielseitiges Arsenal. Die Landschlachten zwischen Athen und Sparta sowie die freie Schiffserkundung erweitern den Pool aus Origins zudem. Aber in einer Open World, die so riesig ausfällt wie in Odyssey, wiederholen sich diese diversen Tätigkeiten dann doch für sich genommen sehr oft.

Wer in Origins gerne Gräber erkundet hat, bekommt auch in Odyssey reichlich Gelegenheit. Auch wenn die Höhlen weniger imposant ausfallen als Pyramiden. Wer in Origins gerne Gräber erkundet hat, bekommt auch in Odyssey reichlich Gelegenheit. Auch wenn die Höhlen weniger imposant ausfallen als Pyramiden.

Jede Landschlacht schlägt sich gleich, Gegnertypen variieren bis ins Finale kaum und Wölfe lassen sich eben nur in so vielen Formen und Farben abbilden, bevor ihr Geknurre uns bloß noch ein müdes Lächeln abringt. Origins hatte ja immerhin Nilpferde, Krokodile, aggressive Geier, Hyänen und mehr. Viele Nebenaufträge fallen zudem trotz genereller Verbesserungen noch immer ins alte Muster »Geh dorthin und töte den bösen Banditen-Chef«. Am Ende der Kampagne werdet ihr so viele Festungen infiltriert haben, dass ihr nicht mehr wisst, ob es 20, 30 oder 40 waren.

Zwar ist man im Schnitt seltener als in Origins damit beschäftigt, Gefangene herumzutragen, wer jedoch schon im Vorgänger sehr allergisch auf wiederkehrende Muster reagiert hat, wird mit Odyssey wenig Freude haben. Auf der anderen Seite haben die gleichförmigen Spielmechaniken beim Testen aus zwei Gründen kaum gestört: Zum einen muss man bei Weitem nicht alles mitnehmen. Wir haben vielleicht fünf Zufallsquests absolviert und erreichten am Ende trotzdem problemlos das Maximallevel. Wer keine Schlachten schlagen will, lässt sie eben abseits einiger obligatorischer Story-Gefechte links liegen.

Zum anderen spielen sich die einzelnen Betätigungen einfach gut. Odyssey baut auf den Grundlagen des Vorgängers auf: Beim Kämpfen müsst ihr manuell ausweichen, Feinde umtänzeln, Schwachpunkte anvisieren. Jede Waffe bringt ihre eigenen Vor- und Nachteile. Eine dicke Keule zerbeult selbst den mächtigsten Schild, schwingt sich aber furchtbar langsam. Speere glänzen über Distanz, aber nicht mit Genauigkeit. Dolche verursachen wenig Schaden, allerdings mit enormer Schlagzahl. Zwar vermissen wir die Schilde aus Origins, aber die Kämpfe machen trotzdem rundum Laune.

Keine Schilde in Odyssey - Alte Bloodborne-Debatte nun auch in Assassins Creed Video starten 5:45 Keine Schilde in Odyssey - Alte Bloodborne-Debatte nun auch in Assassin's Creed

Bitte auf Normal spielen

Diese Liste an stimmigen Features könnten wir noch ein Weilchen fortsetzen. Das Schleichsystem funktioniert ähnlich gut wie im Vorgänger. Mit unserem Spähvogel markieren wir Gegner aus der - seufz - Vogelperspektive, müssen Patrouillen beobachten, im Zweifelsfall bis Einbruch der Nacht die Zeit vorspulen, um schlafende Feinde zu überfallen und so weiter. Um es abzukürzen: Die Kernmechaniken von Odyssey unterhalten - sie haben aber ihre Grenzen. Wer sich bei den vier Schwierigkeitsgraden für »Schwer« oder »Albtraum« entscheidet, wird das merken.

So ist unser Schleichschaden beim Meucheln hier viel zu oft viel zu niedrig, selbst wenn wir Alexios beziehungsweise Kassandra durch die richtige Ausrüstung darauf spezialisieren. In der Folge lassen sich Gegner nicht hinterrücks umbringen, es kommt zwangsläufig zum Alarm. Doof. Die Kämpfe fallen hier derweil fordernder aus, sodass die Ungenauigkeiten beim Ausweichen und Anbringen von Spezialmanövern negativer ins Gewicht fallen.

Adler Ikaros ist stärker in die Story eingebunden, als es am Anfang den Anschein hat. Adler Ikaros ist stärker in die Story eingebunden, als es am Anfang den Anschein hat.

Wer auf »Normal« ins Gefecht zieht, merkt davon deutlich weniger, folglich raten wir auch dazu. Hier macht das Experimentieren mit den Skills zudem am meisten Spaß. Wir entwickeln unseren griechischen Söldner in drei unterschiedliche Richtungen: Als Assassine, als Krieger oder Jäger. Der Fähigkeitenbaum bleibt überschaubar, bietet aber gerade in hohen Fertigkeitsstufen einige wirklich coole Manöver. So kann unsere Keule einen mächtigen Schmetterschlag entfesseln, den man über mehrere Gegner verkettet - perfekt, um eine Gruppe gepanzerter Athener aufzumischen. Übrigens kann man jederzeit seine Fähigkeitenpunkte zurücksetzen und neu verteilen - sehr cool.

Zur Übersicht: Alle Skills und Fähigkeiten von Assassin's Creed: Odyssey

Klar, Odyssey erreicht lange nicht die Tiefe von Oldschool-Rollenspielen, aber es macht schon einen Unterschied, ob wir Alexios und Kassandra gezielt auf Bogenkünste entwickeln oder auf den Umgang mit Schleichangriffen. Skills sind hier übrigens nur eine Seite der Medaille - auch das richtige Equipment muss gefunden werden.

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