Multiplayer, Koop und PvP in Fallout 76
Das Spiel mit Freunden funktionierte überraschend rund. Wir stießen auf keine Server- oder Verbindungsprobleme, durchstreiften gemeinsam Appalachia, fällten immer dickere Monster und erlebten hier die besten Momente von Fallout 76. Gerade im weiteren Spielverlauf, wenn man gegen Scorchbeast-Drachen und andere große Kreaturen antritt, wird das gemeinsame Ballern mit Freunden zur größten Stärke des Spiels.
Klar, das Waffenhandling bleibt unter dem Standard vieler reinrassiger Shooter und das neue V.A.T.S.-System ist bloß ein Aimbot auf Abruf, aber Fallout 76 bietet von regulären Schusswaffen bis hin zu experimentellen Wummen eine schöne Auswahl an Action-Utensilien.
Teil 3 unseres Fallout-Tests: Koop hui, PvP pfuiAllerdings muss man auch hier sehr viel Geduld mitbringen, denn die ersten 25 Stunden Spielstunden ballert man auch mit Freunden auf die immer gleichen Wellen aus Verbrannten-Zombies, kleinen Wildtieren und Supermutanten. Die obendrein auch noch völlig willkürlich immer wieder neu gespawnt werden, gern auch mal mitten in der Quest hinter uns. Andere Spiele wie beispielsweise Borderlands 2 liefern eine deutlich bessere Koop-Dramaturgie.
Und über den PvP muss man kaum ein Wort verlieren: Der ist nämlich ein ziemlicher Schuss in den Ofen. Fremde Spieler müssen dem Beschuss erst zustimmen, bevor ein Gefecht losgeht. Eigentlich eine sehr soziale Idee, die in der Praxis aber zu argen Balance-Problemen führt. Das Ergebnis: Die meisten Spieler verhalten sich in Appalachia auch deshalb ziemlich nett zueinander, weil alles andere derzeit weder großen Spaß macht, noch echte Anreize liefert.
Survival in Fallout 76
Dauernd geht irgendwas kaputt oder leer in Fallout 76. Der Survival-Fokus, die Notwendigkeit zu trinken, zu essen, zu reparieren und zu rationieren, offenbart sich schon in der ersten Spielstunde. Allerdings wirken diese Überlebensprozesse eher wie nervige Besorgungen als wie sinnvolle und spannende Spielmechaniken. Selbst die Baumöglichkeiten wurden gegenüber Fallout 4 abgespeckt.
Anders als bei Rust, Ark oder Conan Exiles kann man sich im neuen Fallout ziemlich leicht über Wasser halten, man muss dafür aber trotzdem permanent unangenehme Laufereien mit einem viel zu kleinen Stauraum in Kauf nehmen. Paradox, denn Survival fühlt sich so gleichzeitig belanglos, aber doch nervtötend notwendig an. Und in diesem Spannungsfeld dürfte sich nur für wirklich hartgesottene Sammelfreunde Spielspaß entfalten, die wirklich gerne Dosen, Stifte und Wecker mitgehen lassen.
Teil 4 unseres Fallout-Tests: Der Spagat zwischen Rollenspiel und SurvivalIhr merkt: Fallout 76 kämpft mit einer Identitätskrise. Es bietet eine riesige Spielwelt, preist spannende Schauplätze und einen spaßigen Koop an. Wer sich von diesen Versprechungen nach West Virginia entführen lässt, muss sich aber auf viele, viele Enttäuschungen gefasst machen. Nur wer dem Spiel wirklich viel Duldsamkeit und Milde schenkt, bekommt etwas zurück.
Die Story ist uninteressant erzählt, das Survival-Gameplay eine nervige Notwendigkeit, der PvP ein rohes Ei und der technische Zustand eine Zumutung. Vielleicht entwickelt sich Fallout 76 durch DLCs und Updates in eine bessere Zukunft, aber vielleicht hätte es auch einfach noch mehrere Monate Entwicklungszeit gebraucht. Noch ist das Wasteland nicht verloren, aber Bethesda muss dringend und schleunigst zumindest die gröbsten Fehler beseitigen sowie spielenswerte Inhalte nachliefern, damit Fallout 76 eine Zukunft hat und sein durchaus vorhandenes Potenzial noch ausschöpfen kann.
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