Die deutsche Version
Die Dialoge von Fallout 76 sind auf Deutsch grundsätzlich sehr gut vertont, ein paar Anschlussfehler haben sich bei den Sprachaufnahmen jedoch eingeschlichen. Nachdem wir einen ihrer Leute erschießen mussten, der sich mit Verbrannten-Seuche angesteckt hatte, sollte die Raider-Anführerin Meg eigentlich resigniert sagen: »Wenn er sich angesteckt hat ... hast du wohl das Richtige getan.« Stattdessen betont die deutsche Sprecherin das »Wenn« so übermäßig, dass Meg misstrauisch klingt, was sie im Englischen an dieser Stelle gar nicht ist.
An einigen anderen Stellen ergeben einzelne Sätze keinen Sinn - oder wirken zumindest so, als seien sie in der falschen Reihenfolge platziert. Der Siedler-Chef Paige etwa dankt mir erst für meine Warnung vor der Verbrannten-Seuche - und meint dann, dass das doch nur ein Trick sei, um die Siedler loszuwerden. Duchess wiederum lobt erst meine gute Arbeit, und sagt dann, so habe sie sich das nicht vorgestellt - äh, okay? Und die - an sich wundervoll irre vertone - Raider-Roboterin Rose springt einmal zwischen Duzen und Siezen hin und her.
Das heißt nicht, dass Fallout 76 schlecht übersetzt ist, im Gegenteil: Bethesda hat hier gute Arbeit geleistet. Nur eben nicht sehr gute, wie im Spiel selbst stecken in der Übersetzung noch so einige Glitches.
Eine neue Welt: Das bessere Appalachia
Auch außerhalb der neuen Hauptstory bevölkert Wastelanders die Spielwelt von Fallout 76 mit neuen NPCs, die auch bereits bekannte Schauplätze aufwerten. Beispielsweise treffen ich im Flughafen von Morgantown den deprimierten Dontrelle, dem ich gleich mal seine Vorräte abziehe. Im Bergbaudorf Welch wiederum meckert der Ex-Kumpel Dylan darüber, dass ihm Roboter seinen Job geklaut haben. Das sind nur zwei von vielen Beispielen für neue Nebencharaktere, die zwar - leider - keine eigenen Nebenmissionen in petto haben, die Spielwelt aber mit Hintergrund und Leben füllen.
Dazu tragen auch neue Zufallsbegegnungen mit fahrenden Händler und anderen, menschlichen NPCs bei. Beispielsweise bittet eine Plünderin um Hilfe, weil ihr Roboter-Begleiter plötzlich stillsteht und nicht mehr reagiert. Ich kann - einen hohen Intelligenzwert vorausgesetzt - das Problem diagnostizieren oder auf gut Glück mit Ersatzteilen aushelfen. Für sich gesehen keine große Sache, doch genau solche stimmungsvollen Kleinigkeiten haben Fallout 76 bislang gefehlt.
Immer wieder gibt es auch bleihaltige Zusammenstöße mit zwei neuen Feindfraktionen, den Blutadlern - einer angemessen blutrünstigen Raider-Truppe, sowie den gruseligen Mottenmann-Kultisten. Für beide hat Bethesda auch mehrere alte Schauplätze umgestaltet. Das Gut Clancy im nördlichen Appalachia etwa war früher eine normale, verfallene Villa. Jetzt ranken sich hier verdrehte, von rötlich schimmernden Mottenmann-Eiern erleuchtete Wurzeln durch ein Kultistennest. Auch damit trägt Wastelanders zur dichteren Endzeit-Atmosphäre bei.
Die neuen Fraktionen: Toll, aber ...
Zwei Neuerungen von Fallout 76 schweben ein wenig im Fegefeuer zwischen exzellenter Ergänzung und verpasster Chance: die Fraktionen und die Verbündeten. Grundsätzlich ist es nämlich erst mal klasse, dass es beide gibt.
Die Fraktionen - Siedler und Raider - beleben die Spielwelt deutlich, ihre Hauptstädte sind schön gestaltet und belebt, es gibt witzige NPCs, und Passanten reagieren auf Ausrüstung und Hauptquest-Fortschritt, bei dem die Fraktionen auch eine tragende Rolle spielen.Vor dem Showdown muss ich mich sogar für eine Gruppierung entscheiden, vorher darf ich alle ihre Story-Missionen parallel bestreiten - was ich dringend empfehlen würde, um keine der tollen Quest-Ideen zu verpassen.
Schade nur, dass die beiden Gruppierungen sonst keine Story-Inhalte bieten. Nebenquests gibt's in den Hauptstädten keine, stattdessen nur die online-typischen Daily Quests, die sich täglich wiederholen lassen. So steigere ich meinen Ruf, um bei Fraktionshändlern bessere Gegenstände kaufen zu können. Große Geschichten oder Entscheidungen umfassen die Dailys aber nicht.
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