Der Plan, den wir im ersten Borderlands 3 DLC Moxxis Überfall auf den Handsome Jackpot verfolgen, liest sich auf dem Papier ganz einfach: Unser Kammerjäger soll für Barbetreiberin Moxxi das Weltraumcasino ihres ehemaligen Liebhabers Handsome Jack überfallen, um diesen posthum nochmal eins auszuwischen. Da der kleinwüchsige Gangsterboss Pretty Boy unterdessen die Kontrolle über die riesige Spielhölle übernommen hat, liegt es an uns, eine schlagfertige Crew aus abgedrehten Charakteren für diesen Raubzug aufzustellen.
Doch auch Entwickler Gearbox verfolgt mit diesem DLC einen ziemlich cleveren Plan: Durch den Casino-Twist können sie einen der beliebtesten Schurken der Spielegeschichte reaktivieren, was selbst die Borderlands-Fans neugierig machen dürfte, die von der Story des Hauptspiels eher enttäuscht wurden. Wir haben Moxxis Überfall komplett durchgespielt und erklären, warum dieser Plan tatsächlich aufgeht.
Bessere Bosskämpfe als im Hauptspiel
Um dem Fiesling Pretty Boy den Garaus zu machen, müssen wir ein Team aus - teilweise urkomischen - Helfern rekrutieren, die sich in den vier großen Zonen der Erweiterung versteckt halten. Der Überfall integriert sich quasi als große neue Nebenmission nahtlos in die Hauptkampagne und kann ab Level 13 gestartet werden - bei höherstufigen Charakteren skalieren die Feinde entsprechend mit.
Neben dem grellen, lauten Casinobereich führt uns die fünf- bis achtstündige Story (je nachdem, wie sehr wir uns von Nebenquests ablenken lassen) unter anderem auf den unterirdischen Schrottplatz der Raumstation, auf dem seit Jacks Verschwinden die nonkonforme Müllmetropole Trashlantis gegründet wurde.
Dort erwartet uns auch der erste von vier neuen Bosskämpfen: Ein wahnwitziger Kampf gegen eine Armee böser Claptraps, der das erste große Highlight des DLCs ist. Aus Spoiler-Gründen wollen wir nicht zu viel über die anderen Endgegner verraten, aber eins können wir sagen: Die finale Schlacht ist deutlich cooler und witziger inszeniert als der Endkampf im Hauptspiel.
Großartige Story, genialer Humor
Doch nicht nur die Bosskämpfe gehören zu den Highlights, das Add-On punktet besonders mit der erzählten Handlung und dem typisch abgefahrenen Borderlands-Humor. Schon früh in der Geschichte lernen wir Handsome Jacks Bodydouble Timothy kennen, der sich nicht nur wie der beliebte Bösewicht anhört und so aussieht, sondern auch mit dessen DNA injiziert wurde - und seitdem permanent das Bedürfnis hat, Katzenbabys zu erwürgen.
Im Verlauf der Handlung erfahren wir, dass Timothy seinen ehemaligen Auftraggeber vor langer Zeit auf einem Date mit Moxxi vertreten musste und sich dabei Hals über Kopf in sie verliebt hat. Allein die Untergeschichte um seinen Plan, sie nach dem vollbrachten Überfall um ein weiteres Date zu bitten, hat uns mehr gefesselt als weite Teile der Story des Hauptspiels.
Doch auch der retrofuturistische Hacker Freddie, der sich unserer Crew nach einer gelungenen Rettung seines Roboterfreundes anschließt, sorgt immer wieder für unterhaltsame Momente.
Ideenarmut bei den Missionen
Spielerisch holt der Kasinoüberfall allerdings deutlich weniger aus der genialen Grundidee als bei der Story. So bleiben die gewonnenen Crew-Mitglieder etwa reine Skriptsequenz-Statisten statt uns wirklich tatkräftig in den Gefechten zu unterstützen.
Auch in Sachen Gegnertypen zeigt sich der DLC enttäuschend knauserig. Außer den bereits aus Borderlands 2 bekannten Loader Bots und anthropomorphen Glücksspielautomaten, die uns an die Mimic Chests aus Dark Souls erinnern, gibt es keinerlei neue Feinde zu sehen - lediglich einige leicht veränderte Varianten von bereits bekannten Borderlands-3-Gegnern dürfen zusätzlich bekämpft werden.
Das Missionsdesign ist ähnlich wie im Hauptspiel ebenfalls meist nur Mittel zum Zweck, denn die meisten Aufträge laufen nach demselben Schema ab: Laufe von A nach B, sichere den Bereich, sammle ein Item ein oder betätige einen Schalter und kehre dann zum Quest-Geber zurück. Besonders negativ ist uns dabei eine Hauptmission im Gedächtnis geblieben, bei der wir allen Ernstes 15 Müllbeutel sammeln sollten. Das funktioniert nicht mal witzig gemeint.
Die optionalen Nebenmissionen sind spielerisch größtenteils ähnlich unkreativ umgesetzt. Zwei Aufträge konnten uns aber zumindest mit einer witzigen Handlung überzeugen, etwa wenn wir den verkaterten Jazz-Musiker Digby mit einem aus Lösungsmittel gebrautem Drink wieder fit machen sollen. Falls ihr euch selbst ein Bild von einer frühen Mission machen wollt, empfehlen wir euch das folgende Gameplay-Video:
Mehr für Handsome-Jack-Fans als für Endgame-Spieler
Gearbox' Plan, Handsome Jack mit einem DLC in Borderlands 3 nochmal zum Leben zu erwecken, ist trotz der wenigen spielerischen Neuerungen voll aufgegangen. Fans des Fieslings kommen voll auf ihre Kosten, da dieser in Form von Hologrammen und seines Bodydoubles Timothy omnipräsent ist und nichts von seinem Charme eingebüßt hat.
Auch allen Liebhabern des typischen Borderlands-Humors kann man den Moxxis Überfall auf den Handsome Jackpot nur ans Herz legen, denn die neuen Nebencharaktere sind wieder herrlich absurd und sorgen reihenweise für Lacher.
Wer allerdings mit dem DLC auch auf Endgame-Content für Borderlands 3 gehofft hat, muss nicht unbedingt zuschlagen. Zwar lassen sich in den neuen Gebieten rund 350 neue legendäre Waffen und Ausrüstungsgegenstände ergattern und besonders im Mayhem-Modus stellt man sich wieder einer echten Herausforderung, neben dem Abfarmen der neuen Bosse bietet der DLC aber keine speziellen Inhalte für das Spiel-nach-dem-Spiel an.
Borderlands 3: Moxxis Überfall auf den Handsome Jackpot - DLC-Screenshots ansehen
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