Auf Zelda: Tears of the Kingdom ruhen die Hoffnungen der Open World

Meinung: Ob Switch oder nicht - Tears of the Kingdom ist für alle Spiele-Fans von großer Bedeutung. Denn dieses Zelda bereitet uns auf die Zukunft der Open World vor.

An Breath of the Wild führt kein Weg vorbei. Komplett egal, ob ihr seit 2017 schon Nintendos Hybrid-Konsole im Regal stehen habt oder ob ihr seit jeher einzig und allein dem PC die Treue haltet. Zumindest dann nicht, wenn ihr auch nur im Ansatz eine gewisse Faszination für offene Spielwelten hegt.

Denn kaum ein anderes Spiel hat in den letzten fünf Jahren so einen gewaltigen Fußabdruck in der Open-World-Landschaft hinterlassen. Nicht jede Open World, die nach Zelda kam, mag dessen Errungenschaften auch umgesetzt haben. Doch wann immer über modernes Open-World-Design gesprochen wird, muss der Name dieses Titels einfach fallen. Breath of the Wild war für viele nämlich ein Augenöffner.

Fabiano Uslenghi
Fabiano Uslenghi

In der Realität wäre Fabiano ohne Smartphone komplett aufgeschmissen und würde sich sogar im eigenen Hausflur verlaufen. In Videospielen kann er es aber gar nicht abwarten, Questmarker und Kompasshinweise zu deaktivieren. Für ihn gehört es seit jeher zu jeder Open World dazu, dass er hier sein Entdeckergen auslebt und das Gefühl bekommt, den eignen Weg zu gehen. Gänzlich ohne den steten Drang, jetzt noch die nächste Sammelaufgabe hinter dem Wasserfall zu vervollständigen.

Und jetzt hat der Nachfolger dieses beachtenswerten Werkes endlich einen richtigen Namen. Auf der Nintendo Direct wurde am 13. September 2022 in einem neuen Trailer der offizielle Titel (Tears of the Kingdom) sowie der Release-Termin (12. Mai 2023) des mit Spannung erwarteten Zelda-Abenteuers angekündigt.

Legend of Zelda: Tears of the Kingdom - Nachfolger von Breath of the Wild im Trailer Video starten 1:36 Legend of Zelda: Tears of the Kingdom - Nachfolger von Breath of the Wild im Trailer

Das mag reine PC-Spielerinnen und -Spieler im ersten Moment nicht kümmern, doch nach Breath of the Wild wäre das ein großer Fehler. Tears of the Kingdom wird ein Open-World-Nachfolger, der uns alle interessieren muss.

Und ein Nachfolger, der eine große Aufgabe vor sich hat.

Der pure Entdeckerdrang

Ich würde mich selbst nicht als den größten Zelda-Fan bezeichnen. Dafür habe ich in meinem Leben einfach zu wenige Nintendo-Konsolen besessen und war nie sonderlich angetan von dem spitzohrigen Fratz mit der grünen Zipfelmütze. Bevor ich mich an Breath of the Wild gewagt habe, war mein einziges anderes Zelda A Link to the Past auf dem Super Nintendo.

Seitdem ich aber in dem Hyrule von BotW umhergewandert, geschwommen und geklettert bin, werden bei der Erwähnung eines neuen Zeldas meine Ohren noch spitzer als die von Link. Denn dieses Spiel hat etwas mit mir gemacht. Es hat mich nahtlos in seine Wildnis gezogen und mir gezeigt, was Open Worlds eigentlich leisten können.

Breath of the Wild ist komplett darauf ausgelegt, dass ich ausziehe, um seine Welt zu erkunden. Breath of the Wild ist komplett darauf ausgelegt, dass ich ausziehe, um seine Welt zu erkunden.

Vor Breath of the Wild erschien es mir wie selbstverständlich, in einer offenen Welt auf Kartensymbole und Questmarker angewiesen zu sein. Zu präsent waren zu diesem Zeitpunkt Assassin's Creed und Konsorten, zu weit in der Vergangenheit lag Morrowind.

Doch Breath of the Wild hat all den Open-World-Standards von 2017 einen kräftigen Tritt verpasst. Die Welt lockt mit Neugier und dem Versprechen einer wundervollen Reise. Kein Berg wirkt unerklimmbar, keine Reise zu weit. Und das alles, ohne mich mit Markierungen und Points of Interests zu gängeln. Breath of the Wild hat verstanden, was den Reiz einer offenen Welt in Wahrheit ausmacht und kitzelt aus mir mit jeder Spielstunde puren Entdeckerdrang.

Und wenn ihr mir nicht glaubt, dann glaubt unserem Zelda-Superfan Sören:

Eine wegweisende Open World

Diese geniale Art, seine Welt zu präsentieren, ging nicht spurlos an dem Genre vorüber. Breath of the Wild hat in den fünf Jahren seit seinem Release den Anspruch aller Entwicklerinnen und Entwickler an Open Worlds verändert. Da spielt es dann auch keine Rolle mehr, ob Zelda auf dem PC nicht stattfindet. Spätestens mit Immortals Fenyx Rising hat sich selbst Ubisoft an dieser Form der Open World versucht. Doch auch in anderen Bereichen finden sich die Spuren dieses Spiels.

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Immer häufiger sprechen wir bei Open Worlds darüber, wie es dem Spiel gelingt, uns organisch durch seine Welt zu führen. Natürlich muss nicht jedes Open-World-Spiel den Zelda-Weg gehen, gerade wenn eine starke Story den eigentlichen Reiz ausmachen soll.

Doch selbst Story-Spiele mit einem starken Fokus auf Nebenaktivitäten denken öfter darüber nach, wie wir als Spielende ihre offene Welt durchwandern. Man schaue sich dafür ein Ghost of Tsushima an. Hier finden sich sowohl Elemente der klassischen Ubisoft-Formel als auch der Versuch, die Faszination von Breath of the Wild einzufangen. Ich werde trotz zahlreiche Nebenaufgaben nicht dazu gezwungen, einem Kompasssymbol zum nächsten Ziel zu folgen oder stets die Minikarte im Blick zu haben. Hier ist es der Wind, der mich dezent, aber effektiv durch die romantisch-japanische Szenerie leitet.

Die Open World von Ghost of Tsushima ist wunderschön und braucht keine Questmarker, die uns aus der Immersion reißen. Die Open World von Ghost of Tsushima ist wunderschön und braucht keine Questmarker, die uns aus der Immersion reißen.

Breath of the Wild hat es sogar geschafft, dass FromSoftware mit Elden Ring aus seiner hochheiligen Dark-Souls-Formel ausbricht. Dieser Versuch hätte auch furchtbar in die Hose gehen können. Doch Elden Ring wurde nach seiner Veröffentlichung Anfang 2022 nahezu universell gefeiert. Zumindest, wenn einen das grundsätzliche Soulskonzept nicht vollständig abschreckt.

Und woran liegt das? Richtig: In Elden Ring steckt viel von der Faszination, die auch Breath of the Wild auszeichnet. Der Weg ist hier viel öfter das Ziel als einfach nur vom nächsten Boss gnadenlos zerhämmert zu werden. Hinter einer unscheinbaren Felsspalte kann sich der nächste riesige Dungeon verbergen. Die Gefahr, in Elden Ring etwas zu verpassen, ist unermesslich hoch, doch genau das macht die Erkundungsreisen so erfüllend. Man hat wirklich das Gefühl, etwas zu entdecken anstatt mit der Nase darauf gestoßen zu werden.

Was liegt hinter dem Horizont? Was hinter diesem Wald? Welche Geheimnisse birgt diese Schlucht? Neugier statt Reiseführer - das ist das Breath-of-the-Wild-Prinzip.

Auch Elden Ring setzt in erster Linie auf eine Welt, die es wert ist erforscht zu werden. Auch Elden Ring setzt in erster Linie auf eine Welt, die es wert ist erforscht zu werden.

Die gewaltige Hoffnung für Tears of the Kingdom

Was bedeutet das jetzt alles für das nächste Zelda? Was bedeutet dieses Erbe für Tears of the Kingdom? Ich bin ganz offen: Meine Erwartungshaltung ist riesig. Dabei rechne ich nicht wirklich mit der nächsten Open-World-Revolution. Doch ich glaube, dass Tears of the Kingdom eine ganze andere Chance hat. Denn so brillant Breath of the Wild auch war und so wegweisend seine Open World - auch dieses Spiel hat das Konzept einer offenen Welt noch nicht zur Gänze perfektioniert.

Ich glaube, dass Breath of the Wild vor allem den kreativen Gedanken daran fördert, wie Open Worlds in Zukunft noch glaubhafter gestaltet werden können und wie sich Entdeckerlust bei uns Spielenden breit machen kann. Es hat gezeigt, was für eine extrem mächtige Motivationswaffe es ist, uns solche Welten einfach erschließen zu lassen. Aber auch Breath of the Wild setzte auf Türme und tat sich schwer mit Storytelling. Nach einiger Zeit konnte sich sogar eine gewisse Form der müßigen Wiederholung einschleichen.

Wie Link sich durch die Welt bewegt, ob mit Gleiter, Schiffchen oder Pferd, ist eine weitere große Stärke von Breath of the Wild. Wie Link sich durch die Welt bewegt, ob mit Gleiter, Schiffchen oder Pferd, ist eine weitere große Stärke von Breath of the Wild.

Mit Tears of the Kingdom kann Nintendo die Open-World-Revolution nun endgültig veredeln. Dass ist die große Chance. Nintendo weiß jetzt, welche Stärken Zelda in seiner Open World hat und kann hier nochmal richtig nachlegen. Kann zeigen, in welchen neuen Welten Neugier zum Trumpf über die Langeweile wird.

Denn eine offene Welt kann vielfältig sein und muss nicht nur aus Landreisen oder Fantasywelten bestehen. Es wird spannend zu sehen, wie sich das Breath of the Wild-Prinzip in einer neuen Umgebung darstellt.

Wie funktionieren eigentlich offene Welten?

In unserer mehrteiligen Reportage gehen wir dem Geheimnis der endlosen Freiheit auf den Grund.

Mehr als nur die nächste Seite

Klar, Tears of the Kingdom könnte schlicht auch mehr von dem liefern, was Breath of the Wild schon hatte. Es könnte die nächste Seite in einer märchenhaften Erzählung sein. Ich verspreche mir davon aber ein ganz neues Kapitel. Und wie es momentan scheint, wird Nintendo genau das versuchen. Äußerst viel ist über die neue Welt von Tears of the Kingdom noch nicht bekannt. Aber wir wissen, dass es fliegende Inseln geben wird.

Wolken versperren die Sicht auf die nächste Insel der Lüfte. Es wird spannend zu sehen, wie Zelda uns diesmal zum Erkunden einlädt. Wolken versperren die Sicht auf die nächste Insel der Lüfte. Es wird spannend zu sehen, wie Zelda uns diesmal zum Erkunden einlädt.

Das ist exakt das neue Umfeld abseits von Wäldern und Feldern, wo sich Neugier und Entdeckerdrang noch beweisen müssen. Können fliegende Inseln die selbe Faszination erzeugen wie die Frage danach, was hinter dem nächsten Hügel auf uns wartet? Schwer zu sagen, aber Nintendo wird einen Plan dafür haben.

Tears of the Kingdom kann beweisen, dass Breath of the Wild keine Open World erschaffen hat, die nur in einem schnöden und altbekannten Umfeld funktioniert. Sondern dass die gleichen Prinzipen auch dann greifen, wenn eine offene Welt aus Wolkenverhangenen Inselbruchstücken besteht - und wer weiß, was Entwicklerinnen und Entwickler dieses Mal mit dieser Erkenntnis anfangen.

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Tears of the Kingdom könnte ganz neue Herangehensweisen an andere offene Welten ermöglichen. Vielleicht denken wir offene Städte wie in Cyberpunk 2077 bald komplett anders oder es gibt neue Denkanstöße für die Designs offener Universen wie es uns Starfield verspricht.

Ganz gleich was es ist: Tears of the Kingdom macht mir Hoffnung, dass sich wieder was bewegt. Dass wir alle davon profitieren. Dass es eben wieder ein Spiel wird, an dem kein Weg vorbeiführt.

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