Leslye Headland hat nicht zu viel versprochen: Die erste Staffel von The Acolyte endet ohne einen riesigen emotionalen Cliffhanger, aber sie lässt bewusst ein paar Fäden lose, an die eine etwaige zweite Staffel anknüpften könnte.
Eine solche zweite Season wurde zwar zum jetzigen Stand noch nicht bestellt, gemessen am immensen Streaming-Erfolg der neuen Star-Wars-Serie halten wir sie aber durchaus für wahrscheinlich - die vernichtenden Kritiken vieler Fans hin oder her.
Also schauen wir uns diese losen Fäden mal genauer an. Im Folgenden müsst ihr natürlich mit massiven Spoilern rechnen, denn wir verraten reichlich Details aus der letzten Folge von The Acolyte. Okay? Wirklich okay? Ehrenwort?
Okay, legen wir los.
1. Was geht bei Yoda?
In der gesamten High-Republic-Ära taucht Yoda immer mal wieder auf - sowohl in den Büchern, Comics, als auch in The Acolyte. Während der Schlacht um Dalna (382 Jahre vor Episode 4) berät er Kanzlerin, wie sie mit dem tödlichen Pfad der offenen Hand umgehen soll, der reihenweise Jedi umbringt.
150 Jahre später kämpft er wie der gesamte Jedi-Orden gegen die daraus entstandenen Nihil-Weltraumpiraten. Und weitere 100 Jahre später tritt er im Finale von The Acolyte auf, als Jedi-Meisterin Vernestra Rwoh Rat bei ihm sucht.
Was wir nicht wissen: Welche Rolle spielt Yoda als amtierender Jedi-Großmeister konkret? Weiß er von der Vertuschung der Brendok-Affäre oder den mutmaßlichen Sith-Angriffen? Und falls ja: Auf welcher Seite steht der alte Jedi-Meister?
In den High-Republic-Geschichten wird Yoda meist bewusst im Hintergrund gehalten, um neuen Charakteren den Vorrang zu geben, statt bloß auf Cameos zu setzen. Trotzdem muss Yoda als Großmeister auf Bedrohungen reagieren, die den Orden gefährden. Er könnte also in Staffel 2 eine deutlich prominentere Rolle einnehmen.
2. Welchen Plan verfolgt Darth Plagueis?
Der zweite große Gastauftritt in der letzten Folge: Darth Plagueis, späterer Meister von Imperator Palpatine. Plagueis kennen wir im neuen Kanon nur aus Palpatines Erzählungen in Episode 3: Er strebte als Sith Lord die Unsterblichkeit an - offenbar konnte er durch seine Experimente der Macht auch Leben aus dem Nichts erschaffen. Mutmaßlich entstand so Anakin Skywalker ganz ohne Vater.
Durch The Acolyte wissen wir: Jesus-Kind Anakin ist gar nicht mehr so besonders. Die Brendok-Hexen erschufen durch ihre Experimente bereits die Zwillinge Osha und Mae. Hier liegt natürlich nahe, dass Plagueis seinen Schüler Qimir ganz bewusst auf die beiden angesetzt hat, weil er sich für die Erschaffung solchen Lebens interessiert. Auch hier muss Staffel 2 ein paar Antworten liefern.
3. Wie geht's mit Osha und Mae weiter?
Wir haben ja heimlich gehofft, dass Osha und Mae am Ende von The Acolyte friedlich nach Weltraum-Madeira auswandern, damit die Serie sich auf besser geschriebene Figuren konzentrieren kann. Aber mei ... oder mae ... die Geschichte der Zwillinge ist noch nicht vorbei. Osha endet nach der letzten Folge als Schülerin von Qimir - und da stellen sich natürlich mehrere Fragen. Wird sie eine echte Sith? Und falls ja, wie vereinbar ist das mit der Regel der Zwei?
Wir sind zwar keine Matheprofis, aber Plagueis, Qimir und sie ergeben zusammen mindestens fünf. Und was ist mit Mae? Sie hat zwar ihr Gedächtnis verloren, aber natürlich entsteht dadurch ein moralisches Dilemma: Verurteilt die Republik eine mehrfache Mörderin, obwohl sie sich nicht an ihre Verbrechen erinnert?
Und was macht die beiden denn nun so besonders? Staffel 1 erzählt uns zwar, dass die beiden Zwillinge in der Macht dieselbe Person sind, aber was heißt das konkret? Schlummert in ihnen eine besondere Kraft? Und welche Rolle spielt ihre Vergangenheit im Hexenkult? Fragen über Fragen für Season 2.
4. Welches Geheimnis teilen Qimir und Vernestra?
Vernestra erschnuppert Qimir in der letzten Folge an seinem Machtgeruch
und erfährt dadurch: Ihr ehemaliger Schüler ist noch am Leben? Viel mehr erfahren wir über die Beziehung der beiden aber nicht. Der Fremde wurde ursprünglich von ihr als Jedi ausgebildet, verfiel dann der Dunklen Seite der Macht und starb dann vermeintlich, weil Jedi offenbar nie nachprüfen, ob jemand wirklich tot ist.
In Season 2 schulden die Showrunner uns Antworten, was zwischen den beiden Machtnutzern vorgefallen ist - zumal Qimirs Schicksal ziemlich ungewiss sein dürfte mit einer neuen Schülerin und einem Meister. Sith neigen dazu, einander zu verraten.
5. Wie unbekannt sind die Sith wirklich?
Einer der größten Streitpunkte in der Community: Wie können die Sith in Star Wars: Episode 1 als ausgestorben gelten, wenn sie 100 Jahre vorher schon mit ihren roten Klingen Jedi abgemurkst haben? The Acolyte erklärt es im Ansatz: Fast kein Zeuge überlebt, Vernestra Rwoh entscheidet sich zur Geheimhaltung, um die Integrität des Ordens nach außen zu schützen.
Aber so ganz wird noch kein Schuh draus. Woher kennt Yoda beispielsweise die Regel der Zwei, wenn die Jedi eigentlich als ausgestorben gelten? Schließlich wurde diese Regel erst durch Darth Bane etabliert, als der Sith-Orden offiziell für zerstört gehalten wurde. Was weiß Yoda in Episode 1 wirklich? Hoffentlich wird Season 2 uns die Frage beantworten.
6. Wie geht es mit dem Zwist zwischen Senat und Jedi weiter?
Auch hier deutet die letzte Folge einen Konflikt an: Senator Rayencourt setzt sich für eine direktere Überwachung des Jedi-Ordens ein, weil wir hier letztlich von einem Verbund aus Superkriegern reden, der sich komplett selbst verwaltet und kontrolliert.
Die Geschehnisse rund um Meister Sol gießen hier natürlich Öl ins Feuer - und gleichzeitig wirft dieser Konflikt seinen Schatten bis in die Ära der Prequel-Filme, denn auch dort sendet Palpatine den jungen Anakin als Kontrolleur des Senats in den Jedi-Rat. Was dort wiederum niemand witzig findet.
7. Ist das echt alles?
Der Zwist zwischen Jedi und Senat leitet direkt über in die letzte Frage: War das wirklich alles, was der alte Jedi-Orden zu bieten hat? Zum Kontext: Eigentlich will die Ära der High Republic den Jedi-Orden auf der Höhe seiner Macht zeigen, als Wächter des Guten, bevor er sich letztens zu einem dekadenten Relikt der Vergangenheit entwickelt, das von Palpatine gestürzt und vernichtet werden kann.
Nur sind die Jedi, die wir bisher in The Acolyte gesehen haben, ein ziemlicher Haufen von Taugenichtsen. Sie kaschieren Verbrechen, treffen dumme Entscheidungen, reagieren inkompetent auf Bedrohungen, handeln völlig impulsiv und führen sich auf wie die Police Academy.
Auf der anderen Seite haben wir ja nur einen kleinen Ausschnitt gesehen - Vernestra bekommt kaum Screentime, Yoda taucht bloß in einer Einstellung auf; es könnte also durchaus sein, dass wir den Jedi-Orden in Staffel 2 nochmal in ganz anderer Form sehen. Würde der Serie definitiv gut tun.