In wenigen Wochen feiert mein Balkonkraftwerk seinen zweiten Geburtstag. In den letzten Monaten hat es täglich ein wenig Geld eingespart, allerdings ist die Ersparnis zuletzt sogar gesunken. Warum das gar keine schlechte Nachricht oder gar ein Argument gegen den Kauf einer Stecker-Solaranlage ist, erfahrt ihr gleich.
Panels, wir brauchen mehr Panels
Ganz naiv bin ich mit einem aus heutiger Sicht viel zu teuren Balkonkraftwerk mit 600 Watt Wechselrichterleistung (mehr war seinerzeit nicht erlaubt) und 2x 380 Watt PV-Modulen gestartet. Dass es nur ein Vierteljahr später einen Preisrutsch geben wird, war schwer zu erahnen aber manchmal ist es halt wie mit Grafikkarten: Der Verstand signalisiert dringend Abwarten, gewinnt aber nicht zwingend gegen ein bauchgefühliges haben-will.
Was ich heute anders machen würde: Deutlich mehr Panelleistung von Anfang an. Nicht nur, damit auch im bewölkten Winter mehr Leistung in der Steckdose landen kann, sondern auch um länger am Tag Strom zu erzeugen.
Das funktioniert natürlich nur, wenn genug Platz für Solarpanel-Spamming vorhanden ist, dann lässt sich aber mit Parallelschaltung mehrerer Panels sowohl Vor- als auch Nachmittags Energie erzeugen, statt nur Vor- oder Nachmittags.
Solarmodule können fliegen, sie sollten es aber nicht
Ein Jahr lang ging alles gut: Die Solarpanels standen mittels Aufständerung auf dem Garagendach und arbeiteten erfreulich unauffällig vor sich hin. Beschwert war die Aufständerung mit jeweils gut 100 Kilogramm in Form von Gehwegsteinen. Und dann kam ein Sturm aus einer ungewohnten Richtung.
Der hier in Norddeutschland mitunter doch sehr übergriffige Wind traf die Panels von hinten und entwickelte so noch viel mehr Kraft als gewohnt. Eines der beiden Panels flog mitsamt der Aufständerung vom Dach und landete im glücklicherweise nicht öffentlich zugänglichen Garten. Das Andere riss sich gleich ganz von den Aluminiumprofilen ab und kippte dann auch von der Garage.
Dabei ist eines der Anschlusskabel abgerissen. Wie auch beim anderen Panel, ist erstaunlicherweise kein weiterer Schaden entstanden.
Trotzdem rate ich dringend zu einer professionelleren Aufständerung. Bei einer Montage am Balkon, mehrere Meter über öffentlich zugänglichen Grund, verbietet sich Stümpern sowieso.
Ich spare Geld weil ich mehr über Stromverbrauch gelernt habe
Anfangs war es fast ein innerlicher Zwang, regelmäßig die App mit der Anzeige der aktuell produzierten Energie zu checken, dann wurde es ein Spiel, den Verbrauch bei Sonnenschein bestmöglich in Richtung 0 Watt zu bringen.
All das hat mir ein viel besseres Gefühl für den Verbrauch einzelner Geräte gegeben. Zehn Jahre lang war beispielsweise die Pumpe für einen Wasseranschluss der Regenwasserzisterne im Garten durchgehend eingeschaltet, immer schnell bereit, köstlich-abgestandenes Nass durch einen Schlauch zu schicken.
Wenn der dazugehörige Wasserhahn aber nicht richtig fest geschlossen war, sprang die Pumpe regelmäßig kurz an. Es sind viele solcher kleinen oder geheimen Verbraucher, die den Stromverbrauch und damit die Kosten hochtreiben.
Der nächste Schritt war dann ein Stromvertrag mit dynamischem Strompreis. Damit ist zwar der Strom ausgerechnet in den PV-ertragreichen Nachmittagsstunden oft verlockend günstig, was wie ein Widerspruch zu einem Balkonkraftwerk klingt. Allerdings habe ich mein Balkonkraftwerk inzwischen auch um einen Akku erweitert, der in diesen Stunden gefüllt und zur teuren Abendzeit geleert wird.
Warum ich mich über eine längere Amortisationszeit freue
Bei der Anschaffung des Balkonkraftwerkes prophezeite ich eine jährliche Ersparnis von gut 200 Euro, ein Jahr später zeigte sich, dass die Vorhersage fast auf den Euro genau stimmte. Damit wäre das Set bei einem Kaufpreis von gut 1.000 Euro (damals, teuer, schwierige Impulskontrolle, ihr wisst schon) also nach fünf Jahren amortisiert.
Damals rechnete ich mit den 40 Cent Strompreis aus meinem damaligen Vertrag. Inzwischen sind die Preise allerdings stark gesunken, woran auch der dynamische Tarif eine Mitschuld trägt - von 40 ging es auf 27 Cent pro Kilowattstunde herunter. Die geschickte Nutzung des Akkuspeichers drückte das in letzter Zeit sogar auf 24 Cent. Damit einher geht natürlich eine fast doppelt so lange Amortisationszeit.
Unglücklich bin ich darüber trotzdem nicht, alleine die Erfahrungen mit dem Balkonkraftwerk und das neue Verständnis für Stromverbrauch sind wertvoll genug. Inzwischen ist es auch noch um einige weitere Panels sowie besagten Speicher gewachsen, weshalb mir Amortisationsrechnungen inzwischen egal sind - die Mini-Solaranlage ist Hobby geworden.
Und irgendwann berichte ich euch vielleicht aus Hobbysicht davon, wie die PV-Anschaffungen für familiäre Gamingsessions in einem Zelt auf einer Wiese gesorgt haben.
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