Tausende Fotos vor der Bedeutungslosigkeit retten: Warum ich seit 20 Jahren auf die naheliegendste, aber oft belächelte Lösung setze

Egal ob Urlaub oder Weihnachten: Meine Frau und ich erstellen ausnahmslos jedes Jahr ein Fotobuch und entfliehen den digitalen Bildschirmen.

Ich schütze meine Fotos vor dem Datengrab, indem ich es (fast) wie Oma und Opa mache. (Bild: exebiche - adobe.stock.com) Ich schütze meine Fotos vor dem Datengrab, indem ich es (fast) wie Oma und Opa mache. (Bild: exebiche - adobe.stock.com)

Jeder kann ein Lied davon singen, wenn Mutter die Box mit den Kinderfotos aus dem Schrank holt und Geschichten von uns zum ersten Mal aufm Pott erzählt, die wir schon dreißig Mal gehört haben.

Irgendwie ist das ja auch schön.

Im digitalen Zeitalter schießen wir alle so viele Bilder – die einen mehr als andere –, die dann doch nur auf dem PC oder Handy versauern.

Damit mir, oder besser: uns, das nicht passiert, führen meine Frau und ich eine Tradition fort, die vor 20 Jahren ihren Anfang nahm.

Fotobücher. Und ich meine nicht die, wo man die Bilder noch in Laschen schiebt.

Maxe Schwind
Maxe Schwind

Maxe ist ein Digital Native. Analog macht er fast nichts mehr. Entgegen dem Klischee, Autoren hätten immer einen Notizblock und Zettel dabei, verlässt er sich auf Handy, Cloud und Co.

Es gibt allerdings Ausnahmen, zum Beispiel, wenn es um Fotos geht. Gerade hier macht der Unterschied von »Ui, ein hübsches Bild auf dem Handy« zu analog in der Hand in einem Fotobuch für ihn Welten aus.

Von wegen für Oma und Opa!

Jetzt mag man unken, dass das nichts Besonderes sei. Fotobücher sind naheliegend, macht doch jeder – und das aus gutem Grund! Fotobücher werden gern belächelt, dabei:

  • Ist es nicht wenig Aufwand, sie zu designen.
  • Kann man sich kreativ ein wenig ausleben.
  • Sortiert man automatisch Bilder aus.
  • Gehen Bilder nicht auf irgendeiner Festplatte verschütt.

Der absolut größte Vorteil: Sie sind analog. In den Monitor, Fernseher und aufs Handy glotze ich Stund’ und Weil’, da verliert jedes Bild seinen Reiz.

Aber die Urlaubsbilder gedruckt in Form eines handlichen Buches in der Hand zu halten, erzeugt eine ganz andere Form von persönlichem Wert. Es ist nicht mehr einfach nur ein digitales Bild auf einem Screen, sondern eine Erinnerung.

Alle Ausgaben So stehen sie im Schrank: 23 Bücher, die alten noch mit Ringbindung, besonders wertvolle im Hardcover.

Sonderausgaben Waren wir in einem großen Urlaub unterwegs, gab es auch mal Sonderausgaben.

So erstellen wir die Fotobücher

In den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester beginnt die Produktion. Will heißen: Meine Frau setzt sich an den Laptop und beginnt mit den ersten Seiten des Fotobuches. Beliebte Anbieter sind unter anderem:

Vorher wird ausgesucht, welche Fotos denn wirklich ins Buch kommen. Je mehr Bilder, desto dicker und teurer wird der Spaß. Daher limitieren wir uns, damit eben nicht jedes Bild im Buch landet.

Dadurch, dass sich Fotomotive in all den Jahren auch mal doppeln, zum Beispiel an Weihnachten, wenn die Familie zu den sogenannten »Weihnachtswürsten« (die Story erzähle ich ein andermal) zusammenkommt, sieht man wunderbar, wie wir uns alle im Laufe der Jahre verändert haben. Oder wer mittlerweile fehlt. Und das geht ganz ohne Fotos auf dem Rechner oder im Handy suchen; man muss nur die Fotobücher im entsprechenden Jahr aufschlagen.

Es kommt nicht selten vor, dass wir alte Fotobücher zurate ziehen, um zum Beispiel nachzuschauen, was es in den vorherigen Jahren an Ostern zum Brunch mit der Familie gab. Oder welche Sehenswürdigkeit wir beim nächsten Japanurlaub wieder angucken wollen.

Ein leichtes Kirschblütenmuster im Hintergrund sagt ganz klar: Aha, das war in Japan (mal abgesehen von den Tempeln). Ein leichtes Kirschblütenmuster im Hintergrund sagt ganz klar: Aha, das war in Japan (mal abgesehen von den Tempeln).

Bei uns werden auch Bilder nicht einfach im Schachbrettmuster auf die Seiten gesetzt.

  • Landschaftsbilder kommen manchmal transparent in den Hintergrund.
  • Bilder überlappen sich oder haben Effekte.
  • Icons oder kleine Texte erinnern, wo und warum man das Foto geschossen hat.

Dadurch arbeiten wir die Erinnerungen beim Erstellen des Fotobuches nicht nur auf, sie werden verewigt. Über nachfolgenden Schnappschuss der Katze lachen wir immer wieder, wenn wir das Jahrbuch 2023 anschauen. Ansonsten wäre das Bild in einem Handy-Datengrab verstaubt.

In einer Seitengasse von Rethymno auf Kreta spreizt diese Straßenkatze unflätig die Beine und putzt sich – klar, dass der Schnappschuss ins Fotobuch kommt! In einer Seitengasse von Rethymno auf Kreta spreizt diese Straßenkatze unflätig die Beine und putzt sich – klar, dass der Schnappschuss ins Fotobuch kommt!

Nach Silvester, wenn wir das Bild von Tobi vorm Raclette in seinem gestreiften Pulli (dass er den oft zum Jahreswechsel trägt, ist uns auch nur dank der Fotobücher aufgefallen) eingebaut haben, geht das Jahrbuch in den Druck.

Kostenpunkt: Zwischen 60 und 70 Euro. Fair, wenn man bedenkt, wie unbezahlbar Erinnerungen sind, die sonst niemand mehr angucken würde.

Ach ja, eine Kleinigkeit haben wir uns noch zu eigen.

Weil meine Frau und ich beide gern schreiben und in Geschichten eintauchen, landen auf der letzten Seite immer sechs der Filme, Serien oder Spiele, die uns in diesem Jahr besonders bewegt haben. Aber Vorsicht! Dadurch fühlt man sich viel schneller, viel älter als durch die Fotos selbst.

Einen Tipp für eine kostenlose Bildbearbeitungssoftware hat übrigens mein Kollege Linh.

Ich lege euch die Tradition sehr ans Herz. Ich bin jemand, der alles möglichst digital macht, sei es, um Zeit oder Ressourcen zu sparen, aber auf die Fotobücher im Schrank will ich nicht mehr verzichten. Im Herbst geht’s übrigens wieder nach Tokio, da muss ich doch gleich mal nachgucken, wo wir richtig guten Ramen gegessen haben …

Wie haltet ihr es mit euren Fotos? Kommen die auch in ein Fotobuch? Oder werden sie feinsäuberlich in einem Ordner auf dem Rechner abgelegt?

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