Filmkritik zu Deadpool & Wolverine: Erwartet viel – aber nicht zu viel

Deadpool & Wolverine rettet zwar nicht das Marvel Cinematic Universe, aber kommt dem zumindest ziemlich nahe. Mehr erfahrt ihr in unserer spoilerfreien Filmkritik.

Der 24. Juli 2024 dürfte bei Marvel-Fans längst dick und fett im Kalender angestrichen sein. Zu diesem Termin startet Deadpool + Wolverine in den deutschen Kinos. Bildquelle: DisneyMarvel Studios Der 24. Juli 2024 dürfte bei Marvel-Fans längst dick und fett im Kalender angestrichen sein. Zu diesem Termin startet Deadpool & Wolverine in den deutschen Kinos. Bildquelle: Disney/Marvel Studios

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Deadpool & Wolverine erfüllt einen feuchten Fan-Traum nach dem anderen. Doch Marvels selbsternannter Jesus vollbringt nicht nur Wunder. Zwischen all den grandiosen Witzen, Anspielungen, Cameos und Kämpfen vergisst Deadpool & Wolverine vor allem eins: Ein Film zu sein, der auf eigenen Beinen steht.

Für die Rettung des Marvel Cinematic Universe reicht es damit nicht unbedingt. Doch das muss es auch gar nicht. Denn wer einfach nur darauf gewartet hat, dass nach Jahren des Wartens Deadpool und Wolverine endlich auf der großen Leinwand die Klingen kreuzen, bekommt genau das. Und das macht einen Wahnsinns-Spaß.

Vali Aschenbrenner
Vali Aschenbrenner

Über den Autor: Für Vali hat das Marvel Cinematic Universe mit Avengers: Infinity War und Endgame seinen absoluten Höhepunkt erreicht – mit dieser Meinung dürfte er nicht alleine dastehen. Dem MCU verzeiht er viel, doch mit einem Großteil der letzten Filme im Kino und TV-Serien bei Disney Plus ist er alles andere als glücklich. Trotzdem wagt Vali, der Zukunft des MCU optimistisch entgegenzublicken. Und Deadpool & Wolverine stellt in seinen Augen schon mal einen Schritt in die richtige Richtung dar.

Um was geht es in Deadpool & Wolverine?

Seid gewarnt: Die Stärke von Deadpool & Wolverine liegt definitiv nicht bei der Story. Die lässt sich gerade mal so als zweckmäßig bezeichnen, um den Söldner mit der großen Klappe ins Marvel Cinematic Universe zu hieven. Der klare Fokus der Handlung liegt darauf, Deadpool und Wolverine aufeinander loszulassen und gleichzeitig auf die Nostalgie-Drüse zu drücken.

Nach den Geschehnissen seiner beiden Solo-Filme ist Wade Wilson (Ryan Reynolds) an seinem persönlichen Tiefpunkt angekommen. Trotz seiner Ambitionen, als Superheld und am liebsten als Avenger die Welt zu retten, hat es gerade mal zu einem mäßig erfolgreichen Gebrauchtwagenhändler gereicht.

Doch eines Tages klopft die TVA (also die Time Variance Authority aus der Loki-Serie) an Wades Tür und bietet ihm eine einmalige Gelegenheit: Deadpool könnte nicht nur eine Welt, sondern viele Welten des Multiversums retten, solange er die Chance dafür ergreift!

Die Wahrheit ist aber wesentlich komplizierter und ehe sich Wade versieht, begibt er sich mit dem schlimmsten aller Wolverines (Hugh Jackman) auf einen mit Cameos gepflasterten Roadtrip, bei dem die Fetzen fliegen. Einen konkreten Eindruck bekommt ihr im offiziellen Trailer zu Deadpool & Wolverine:

Deadpool + Wolverine: Im neuen Trailer darf Hugh Jackman endlich wieder die Krallen zeigen Video starten 2:38 Deadpool & Wolverine: Im neuen Trailer darf Hugh Jackman endlich wieder die Krallen zeigen

Für wen ist Deadpool & Wolverine interessant?

Deadpool & Wolverine setzt ganz klar voraus, dass ihr eine ganze Palette an Comicfilm-Wissen mitbringt. Das fängt schon bei der Loki-Serie an, die unter anderem die TVA und ihre Rolle im Marvel Cinematic Universe platzierte.

Aber um Deadpool & Wolverine auch auf einer emotionalen Ebene komplett genießen zu können, solltet ihr euch zusätzlich im X-Men-Universum auskennen. Gerade die Geschehnisse von Logan spielen eine Schlüsselrolle, auf die noch und nöcher angespielt werden.

Gleichzeitig ist Deadpool & Wolverine für die Zukunft des Marvel Cinematic Universe aber gar nicht mal so wichtig wie ursprünglich angenommen. Dafür fehlt es der Story schlichtweg an Tiefe. Der Fokus liegt unmissverständlich auf Fanservice, charakter-getriebenen Momenten und vor allem vielen, vielen Gags.

Mit Deadpool & Wolverine habt ihr deswegen am meisten Spaß, wenn ihr nicht zu viel über die Handlung und ihren exakten Platz im MCU nachdenkt. Denn dafür setzt der Film ganz klar andere Prioritäten. Das funktioniert größtenteils, aber nicht immer.

Was uns an Deadpool & Wolverine gefallen hat

  • Der Biss: Wer befürchtet hat, Marvel würde Deadpool einen Maulkorb anlegen, kann beruhigt aufatmen. An der Seite von Wolverine nimmt der Söldner mit der großen Klappe kein Blatt vor den Mund und teilt in alle Richtungen aus. Deadpool bleibt damit so bissig und ungehemmt, wie es Fans von Ryan Reynolds Interpretation für die große Leinwand gewohnt sind. Kudos an Marvel, dass sie auch über sich selbst lachen. Denn gerade die MCU-Phase nach Endgame bekommt ordentlich ihr Fett weg, was vor allem bei frustrierten Fans gut ankommen dürfte.
  • Die Kämpfe, die zwiebeln: Nach Echo darf mit Deadpool & Wolverine bereits im zweiten großen MCU-Projekt ordentlich zugelangt werden und damit hält sich der Film definitiv nicht zurück. Die Kämpfe, in denen Adamantium-Krallen und -Katanas involviert sind, laufen genauso ab, wie man es erwarten würde. Das ergänzt sich hervorragend mit der rauen Tonalität und den erwachsenen Unter-die-Gürtellinie-Witzen. Die Prügel- und Messerstechereien gehören aber auch generell zu den besser inszenierten Kämpfen des Marvel Cinematic Universe. Vor allem, weil die Kamera ruhig auf das Geschehen halten darf und nicht von hektischen Schnitten unterbrochen wird. 
  • Die Bromance: Deadpool & Wolverine beweist: Hugh Jackman für einen gemeinsamen Tanz mit Ryan Reynolds nicht zurückzubringen, wäre ein riesiger Verlust gewesen. Die Dynamik zwischen beiden Schauspielern versprüht geradezu Chemie und ihre gemeinsamen Schlagabtausche und Reibereien machen ganz klar das Herzstück des Films auf. Dieses Duo ist für die große Leinwand gemacht und nach dem Kinobesuch bleibt tatsächlich zu hoffen, dass Disney Deadpools Versprechen einhält und Hugh Jackman auf die große Leinwand zerrt, bis er 90 ist.
  • Ehre den alten Helden: Die Trailer machen kein Geheimnis daraus, dass Deadpool & Wolverine eine ganze Palette an alten Bekannten zurückbringt - wie zum Beispiel Tyler Mane als Sabretooth oder Aaron Stanford in der Rolle von Pyro. Ohne zu viel zu verraten: Das sind längst nicht alle vertraute Gesichter, die im Film zu sehen sind! Deadpool & Wolverine scheut sich natürlich nicht davor, sich über die Helden und Schurken von früher lustig zu machen, bleibt dabei aber stets taktvoll und respektvoll (außer vielleicht bei einer großen Ausnahme). 

Deadpool + Wolverine: Im neuen Trailer wimmelt es regelrecht vor Deadpools Video starten 1:00 Deadpool & Wolverine: Im neuen Trailer wimmelt es regelrecht vor Deadpools

Was uns an Deadpool & Wolverine nicht gefallen hat

  • Der neue Wolverine: Bitte nicht falsch verstehen: Hugh Jackman wieder die Adamantiumkrallen zücken zu sehen, macht genauso viel Spaß wie vor über 20 Jahren. Doch mit dem schlimmsten Wolverine des gesamten Multiversums verspricht der Film zu viel, als er letztendlich einhalten kann. Hier traut sich Marvel schlichtweg nicht, einen der beliebtesten Superhelden unsympathisch oder gar antagonistisch erscheinen zu lassen. Die Kombination tut dem Wolverine von Deadpool & Wolverine keinen Gefallen und lässt ihn letztendlich recht blass und profillos rüberkommen. Und das ist bei Wolverine fast schon ein kleines Kunststück.
  • Die Schurken: Deadpool & Wolverine kommt mit gleich zwei Ober-Schurken daher, doch beiden gelingt es kaum, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. An schauspielerischen Talent mangelt es zwar weder Emma Corrin als Cassandra Nova noch Matthew Macfadyen als Mr. Paradox, die Motivationen und Vorgeschichten ihrer Antagonisten bleiben aber über die gesamte Laufzeit hauchdünn und fadenscheinig. Hier verschenkt Deadpool & Wolverine ganz klar Potenzial.
  • Der verflixte dritte Akt: Keine Sorge, Deadpool & Wolverine verzichtet im großen Finale auf den Kampf gegen eine austauschbare CGI-Armee. So weit, so gut. Doch selbst ohne die alte Marvel-Klamotte hievt sich der Film im letzten Drittel nur unter großen Anstrengungen über die Ziellinie. Hier rächt sich, dass Deadpool & Wolverine klar den Fokus auf Humor und Fanservice setzt und weniger auf eine clever konstruierte Handlung. Das wackelige Story-Konstrukt hält solange irgendwie zusammen, wie ihr nicht allzu viel darüber nachdenkt!

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