»Die Geschichte wird von den Gewinnern geschrieben«, heißt es nicht nur im Sprichwort, sondern auch einem Video der Macher von War Mongrels. Mit dem Echtzeit-Taktikspiel im Stil der Commandos-Reihe will das polnische Studio Destructive Creations eine eher unbekannte Geschichte des Zweiten Weltkriegs erzählen: die vom Widerstand gegen die Truppen von Wehrmacht und Roter Armee durch die Armia Krajowa, die polnische Heimatarmee.
Das Unterfangen von War Mongrels, diesem weniger bekannten Kapitel der polnischen und europäischen Geschichte ein digitales Denkmal zu setzen, klingt löblich – wird jedoch komplizierter, wenn man sich genauer anschaut, wer diese Geschichte erzählt. Destructive Creations sind bekannt als Provokateure, die regelmäßig bewusst Grenzen überschreiten – sei es mit der Inszenierung eines Amoklaufs in Hatred oder mit dem Schießen auf Schlauchboote im Mittelmeer in IS Defense. Nicht nur das, den Gründern des Studios werden außerdem Verbindungen in die nationalistische und rechtsextreme Szene Polens vorgeworfen.
Wir haben War Mongrels durchgespielt und seine Darstellung realer historischer Ereignisse gemeinsam mit Historikern analysiert, um herauszufinden, was für eine Geschichte das Spiel schreibt. Hat der politische Hintergrund der Entwickler von War Mongrels einen Einfluss auf die Darstellung des Zweiten Weltkriegs, des polnischen Widerstands und des Holocaust? Achtung: Für eine tiefgehende Analyse ist es zwingend notwendig, dass wir das Spiel in seiner Gesamtheit besprechen. Dazu gehört auch das Ende der Story von War Mongrels, das wir in diesem Artikel verraten.
Unsere Experten
Stefan Treiber (im Bild) studierte Betriebswirtschaftslehre, Geschichte und Literatur und promovierte 2021 mit dem Thema "Deserteure der Wehrmacht" an der Universität der Bundeswehr in München. Er ist langjähriger Referent an der KZ-Gedenkstätte in Dachau.
Michal Flont ist Historiker und stand Creative Destructions bei der Entwicklung von War Mongrels beratend zur Seite. Er ist aber kein fester Bestandteil des Entwicklerteams.
Rafal Pankowski (links) ist Soziologieprofessor am Collegium Civitas (Warschau) und Mitbegründer der Vereinigung NEVER AGAIN, einer antirassistischen Überwachungsorganisation.
Tabea Widmann arbeitet als Kulturwissenschaftlerin an der Universität Konstanz. Sie promoviert dort zur Erinnerungskultur in digitalen Spielen und beschäftigt sich mit der Frage, wie Popkultur unsere Wahrnehmung der Geschichte beeinflusst.
Darum geht es in War Mongrels
Die Geschichte von War Mongrels beginnt im Juni 1944 an der Ostfront. Die beiden Wehrmachtssoldaten Manfred und Ewald sind vom zermürbenden Krieg und den Gräueltaten der Deutschen schockiert. Befehlsverweigerung bringt sie in ein Strafbattalion, in dem sie Minen entschärfen sollen. Als die Rote Armee eine Offensive startet, gelingt den beiden die Flucht. Sie gelangen ins litauischen Vilnius, wo sie einem Mitglied des Widerstands begegnen, und erleben mit eigenen Augen die massenhafte Erschießung von Gefangenen in den Wäldern der Stadt.
Der Versuch diese zu retten, endet in einem Blutbad. Die Taten sind dennoch genug, dass die beiden von einer Gruppe der polnische Heimatarmee aufgenommen werden. Deren Ziel ist es, weitere Verbrechen der Nazis zu dokumentieren. Im Vernichtungslager Kulmhof befreit Manfred nicht nur den jüdischen Widerstandskämpfer Joachim, sondern sammelt außerdem Beweise für die Durchführung des Holocaust. Dabei wird er erneut selbst Zeuge des Völkermordes.
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