Neulich sitze ich mit meinem sechsjährigen Sohn vor dem Rechner. Wir spielen Planet Coaster. Er jubelt: So ein gutes Spiel, so bunt – und man kann die Achterbahnen fahren! Eine Offenbarung in seinem ohnehin schon nicht offenbarungsarmen Leben.
Er sieht mich an und sagt: »Papa, wie findest du's?« Ich überlege eine Weile und sage dann, ich möchte einfach meine Iso-Perspektive zurück. Gut, ich hätte seine Euphorie nicht gleich auf null bremsen müssen.
Aber ich habe wirklich jahrelang auf Planet Coaster und Planet Zoo gewartet, und beide mögen fabelhaft aussehen, waren aber für eher eine Enttäuschung. Man kann faktisch nichts falsch machen bei Planet Coaster. Außer Ästhetik. Und Ästhetik ist mir wirklich nicht so wichtig, vielleicht ist mir reine Ästhetik auch eher suspekt.
Was eine Iso-Perspektive sei, will mein Sohn wissen. »Also mein Sohn«, sage ich und drehe mich zu ihm. Ich möchte wirklich kein Kulturpessimist sein oder klingen wie unser Nachbar, der die Kinder an der Eisdiele anzeigt, wenn sie am Parkautomaten spielen, aber ich finde, Wege frei Hand ziehen und jede Imbissbude selber bauen, klar, das sieht schön aus. Aber ich möchte lieber Geld verdienen mit diesem Park – und einen schnellen Überblick behalten. Was eine Iso-Perspektive sei, will mein Sohn wissen.
Was Großvater noch wusste
Ich merke, dass ich klinge wie mein Großvater, der auch nie vom Krieg erzählte, sondern immer nur an der Peripherie entlang: von Autobahnen, den Wintern, in denen man nichts hatte, die aber bestens geeignet waren zum Schlittschuhlaufen.
Ich seufze und stelle ich das Spiel ab, rufe den Browser auf und gebe Rollercoaster Tycoon in die Dachzeile ein. »Vor langer Zeit«, sage ich und stoppe. »Vor sehr langer Zeit«, sage ich, »als dein Vater noch ein Kind war, haben wir das hier gespielt. Gut, ich war ein kleines bisschen älter als du. Aber wir hatten ja nichts! Man konnte keine Achterbahn fahren, Wege baute man in viereckigen Rastern aneinander, die Kamera ließ sich nicht frei drehen, aber wir waren zufrieden. Wir kannten es nicht anders und haben auch nichts vermisst.«
»Durch den Park laufen ging nicht?«, fragt mein Sohn, den Daumen nachdenklich im Mund. »Nein«, sage ich. »Warum nicht?«, fragt er. »Weil die Computer das damals noch nicht konnten.«
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.