Spieler repariert Grafikkarte, indem er darauf einschlägt - kann das wirklich klappen?

Was macht der umtriebige PCler, wenn die Grafikkarte nur noch Darstellungsfehler produziert? Durchdacht reparieren? Papperlapapp! Schon mal die »Haudrauf«-Methode probiert?

Schlag auf Schlag: Was Sylvester Stallone als Rocky kann, können frustrierte Gamer erst recht! (Bild-Quellen: nazarkru und snaptitude über Adobe Stock; Nvidia) Schlag auf Schlag: Was Sylvester Stallone als Rocky kann, können frustrierte Gamer erst recht! (Bild-Quellen: nazarkru und snaptitude über Adobe Stock; Nvidia)

Als der Reddit-User cornflakes369 sich an seinen Rechner setzt, sieht er sich mit einem Ärgernis konfrontiert: Sein Bildschirm zeigt einen einzigen Pixelbrei an. Unschöne Bildfehler verunstalten seinen Windows-Desktop, Artefakte machen seinen virtuellen Arbeitsplatz unansehnlich.

Die folgenden Bilder stammen aus dem passenden Beitrag bei reddit.com und sie machen schon auf den ersten Blick sehr deutlich, dass mit dem PC etwas nicht stimmt. Kommt es zu Darstellungsproblemen dieser Art, ist in der Tat meist die Grafikkarte das Problem.

Letztlich konnte der Besitzer der defekten GPU das Problem auf sehr unkonventionelle Art und Weise lösen. Aber der Reihe nach!

Die Community soll zur Hilfe eilen

Frustriert vom unansehnlichen Pixel-Matsch macht sich cornflakes369 auf in das besagte Forum und fragt die Community im Titel des passenden Threads: »Meine GPU ist also tot, oder?«.

Die Reaktion folgt auf dem Fuße und sie macht wenig Hoffnung. User B00tybu77ch33ks reagiert lapidar mit einem prompten »Rip« (Rest in Peace) - und stimmt somit den Schwanengesang für die GPU an. Der User faveodefavero hat direkt einen Tipp parat, wie das Problem zu lösen ist. Er schreibt: 

»Bake it!« (zu Deutsch: »Bake es!«) 

Und damit meint er offenbar nicht das Baking, wie wir es aus der 3D-Grafik kennen, also dem Berechnen und Speichern von Beleuchtungs- und Schatteneffekten bei Texturen. Stattdessen geht es um das so genannt Reflowing.

Was ist Reflowing?

Was sich erstmal wahnwitzig anhört, ist eine kontrovers gehandelte Do-it-yourself-Lösung, um kaputte Grafikkarten zu reparieren, auch »Reflowing« genannt. Bei einer überstrapazierten GPU kann es vorkommen, dass sich Lötkontakte oder die GPU selbst lösen. 

Beim Reflowing werden diese Elemente einer GPU durch Wärmezufuhr wieder verbunden. Oder anders gesagt: Durch die Hitze sollen lädierte Lötverbindungen wieder hergestellt werden.

Verwendung findet das Verfahren häufig dann, wenn – wie im Fall von cornflakes369 – Darstellungsfehler wie zum Beispiel Artefakte auftreten. Es ist allerdings umstritten, worauf wir in einem Artikel zu einem anderen Fall bereits näher eingegangen sind. Ihr findet ihn unter diesem Link:

Die Treiber sind nicht das Problem

Zurück zu diesem Fall: In der darauffolgenden Stunde geht die Diskussion zwischen den Reddit-Usern noch hin und her. Als sich cornflakes369 schließlich meldet, hat er nicht (überspitzt ausgedrückt) seine Graka mit Bratenfett bepinselt. Stattdessen hat er die Ofenhandschuhe liegen lassen und ist erstmal einen vernunftbegabten Weg gegangen. Er schreibt:

»Ich habe versucht die Treiber [der Grafikkarte] mit DDU (Display Driver Uninstaller) zu löschen. Danach habe ich die Treiber neu installiert. « 

Was ist der Display Driver Uninstaller? DDU ist ein kostenloses Programm, mit dem ihr unerwünschte Grafiktreiber von AMD oder Nvidia löscht. Das Tool entfernt auch alle Rückstände, die eine einstige Treiber-Installation hinterlassen haben kann. Darunter auch Registrierungseinträge oder vorgenommene Einstellungen. Auf GameStar.de gibt es dazu auch einen passenden Guide.

So weit, so nutzwertig. Allerdings gilt das leider nicht in Fällen eines Hardwaredefekts. Denn wie Cornflakes369, der Held unserer Leidensgeschichte jetzt weiterschreibt, bringt DDU in seinem Fall gar nichts. Es kommt aber unverhofft doch noch zum Happy End:

»Das hat die Probleme nicht behoben. Darüber bin ich so wütend geworden, dass ich die Grafikkarte rausgenommen und mit meiner Faust verprügelt habe. Als Nächstes habe ich der Grafikkarte ein oder zwei Schläge mit meinem Ellbogen verpasst. Dann habe ich das Teil wieder zurück in meinen Rechner gesteckt und, siehe da, sie funktioniert wieder.« 

Um zu unterstreichen, welches Maß an roher Gewalt diese Grafikkarte wegstecken kann, schließt cornflakes369 seine brachiale Reparatur-Methode mit den Worten »Die Geforce GTX 1080 ist ein Panzer.«

Im Zweifel draufhauen?  

Entgegen seinem zweifelhaften Ruf hat die »Percussive Maintenance« also wohlmöglich doch ihre Berechtigung (siehe techopedia). Der humorig aufgeladene Begriff bezeichnet eine wahrlich unprofessionelle Art der Reparatur, bei dem ein defektes Gerät mittels gezielter Schläge, beherzter Stöße oder einer Runde Durchschütteln, nun ja, repariert wird. 

Ja, der Begriff Reparieren ist hier sehr weit gefasst, und zum ungestümen Nachmachen ist die vom Reddit-User gewählte Behandlungsmethode sicher nicht geeignet. Aber in bestimmten Fällen können durch eine gehörige Krafteinwirkung tatsächlich unterbrochene Verbindungen wieder hergestellt werden, wie es auch hier scheinbar der Fall ist.

Gleichzeitig ist es aber auch gut möglich, dass es nicht allzu lange dauert, bis der Reddit-User doch wieder mit Artefakten und anderen Problemen mit seiner GPU konfrontiert wird.

Wie wärt ihr an Stelle des Reddit-Users vorgegangen? Hattet ihr schon mal mit einer defekten Grafikkarte zu kämpfen - und wie konntet ihr das hochpreisige Stück Hardware letztlich reparieren? Hinterlasst uns euren Erfahrungsbericht hierzu gerne in den Kommentaren.

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