Für mich ist Assassin's Creed Valhalla eigentlich das Größte, aber Eivor ruiniert alles

Meinung: Das Wikinger-Assassin's-Creed hat eine beeindruckende Welt, vermiest mir aber Erkundung und Nebenquests.

Die Welt von Assassins Creed Valhalla ist stellenweise atemberaubend schön. Die Welt von Assassin's Creed Valhalla ist stellenweise atemberaubend schön.

Seit Anfang des Jahres ist Assassin's Creed Valhalla auch im Game Pass verfügbar, und ich habe mich endlich auch entschlossen, das Wikinger-Rollenspiel auszuprobieren. Und obwohl ich wegen des Settings zunächst sehr skeptisch war, überraschte mich Valhalla mit seiner beeindruckenden mittelalterlichen Welt, die mich von Anfang an in ihren Bann zieht.

Umso ärgerlicher, dass mir das Wikingerdasein an vielen Stellen die Freude an Erkundung und Geschichten verdirbt. Dabei wäre meiner Meinung nach nur eine Änderung nötig, damit ich viel mehr Spaß an dem Rollenspiel hätte.

Tillmann Bier
Tillmann Bier

Tillmann ist schon seit dem allerersten Assassin's Creed ein großer Fan der Serie. Und obwohl er der Neuorientierung Richtung Open-World-Rollenspiel eher skeptisch gegenübersteht, wird sich das wohl so bald nicht ändern. Denn auch wenn Valhalla und andere Serienteile (zum Beispiel Unity und Odyssey) ihn manchmal fast in den Wahnsinn treiben, hat er doch immer noch eine Menge Spaß.

Eine faszinierende Spielwelt

Frisch in meiner neuen Heimat in England angekommen, unternehme ich erst mal einen kleinen Ausflug. Durch den lichten Wald, der unsere kleine Siedlung umgibt, laufe ich an einem hübschen Wasserfall vorbei einen Hügel hoch, bis ich zu einem Aussichtspunkt komme – und beeindruckt verharre.

Vor mir erstreckt sich eine weitläufige, von Flüssen durchzogene Landschaft. In der Ferne erkenne ich kleine Siedlungen und Burgen, steinerne Klöster und majestätische römische Ruinen. Die Wolken ziehen weiter, und lassen den fantastischen Ausblick im Sonnenlicht erstrahlen.

Ausblick Der erste Blick auf England nach meiner Ankunft.

Sumpf Auch unbewohnte Landstriche können sich sehen lassen.

Erkunden Alle paar Minuten bin ich versucht, einen weiteren Screenshot im Fotomodus zu machen.

Weite Die Aussicht auf ferne Berge lässt die Welt riesig wirken.

In den folgenden Stunden des Erkundens verliebe ich mich immer mehr in das frühmittelalterliche, spärlich besiedelte England. Von düsteren verfluchten Orten, über einsame Ruinen, pittoreske Dörfer und friedliche Klöster bringt es mir unheimlich viel Freude, jeden Winkel der Welt zu entdecken.

Gerade, weil eben nicht alle zehn Meter ein neues Banditenlager oder eine Höhle wartet. Die teils einsame Welt zu bereisen, ist eine manchmal fast meditative Erfahrung und genau das richtige, wenn ich einfach nur abschalten will.

Ich bräuchte jetzt nur noch ein wenig spaßige Beschäftigung in Form einer für mich interessanten Story-Kampagne, spannenden Nebenquests und Aktivitäten. Und genau hier beginnt das Problem.

Mein Wunsch-Valhalla

Denn ich will eigentlich gar nicht Valhalla spielen, sondern viel lieber ein anderes Rollenspiel in dieser Welt. Ich bin nicht interessiert an Eroberungsfeldzügen, ruhmreichen Schlachten, Zerstörung und Plünderungen. Ich wäre am liebsten jemand anders als ein Wikinger, der nur auf Beute und Kämpfe aus ist.

Und dabei geht es mir nicht nur um meine fehlende Faszination für die Lebensart und Kultur der Wikinger, sondern auch um die konkreten Folgen für das Gameplay und die Geschichten von Valhalla.

Es fängt bei dem Part von Valhalla an, der mir am meisten Spaß macht: Beim Erkunden bleibe ich aus den meisten Siedlungen und Klöstern quasi ausgesperrt. Ich kann mich zwar hineinschleichen, muss mich aber ständig vor den Blicken der zahlreichen Soldaten verbergen. Viel lieber wäre ich dann ein unbekannter Abenteurer, der sich hier mit Charakteren unterhalten, Quests annehmen und bei Händlern einkaufen kann.

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Aber auch die teils unterhaltsamen und charmanten Nebenquests leiden unter meinem Wikinger-Dasein. Die freundliche Eivor hilft hier etwa einem Mönch, dessen Karren beschädigt ist, eine Ladung Äpfel zu transportieren. Eine halbe Stunde später raubt sie dann aber das Kloster nebenan aus - zu dem der Mönch höchstwahrscheinlich gehört - und brennt alles nieder. Das passt doch nicht zusammen.

Dass ich vom Spiel dazu gezwungen werde, diese Raubzüge durchzuführen, macht es nicht gerade besser. Die Rohstoffe zum Bau neuer Gebäude in meiner Siedlung finden sich natürlich nur in den goldenen Schatzkisten der Klöster. Und die kann ich auch nicht heimlich plündern, da mir beim Öffnen des schweren Deckels ein Wikinger-Kollege helfen muss.

Valhalla ist sehr bemüht, Assassin's Creed und Wikinger unter einen Hut zu bringen, und das wirkt auf mich oft einfach seltsam. Die nebensächliche Einführung des Ordens der Ältesten (die späteren Templer) lässt mich glauben, dass er nur wegen der Assassinen im Spieletitel überhaupt eine Rolle spielt.

Viele meiner Probleme mit dem Spiel hätten sich vermeiden lassen, wenn ich die Rolle einer neutraleren Figur eingenommen hätte, die bei den Wikinger-Raubzügen nicht fest auf einer Seite steht. Die ihren eigenen Weg finden muss, und weniger ambitionierte Ziele als die Eroberung Englands hat. Aber vielleicht darf ich ja das kommende Assassin's Creed in Japan wieder aus so einer Perspektive erleben.

Nicht nur ich bin gespannt, wie sich Assassin's Creed in den folgenden Jahren entwickelt. Auch Elena und Dimi haben ihre ganz eigene Meinung, was den Attentäter-Abenteuern gerade fehlt: Elena vermisst etwa den Großstadt-Parkour, der sie gerade in Syndicate wieder beeindruckt. Und Dimi wünscht sich einen Missionstyp zurück, der ihn zuverlässig zu den außergewöhnlichsten Orten führte.

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