25 Ego-Shooter aus 25 Jahren GameStar, die sich immer noch super spielen (Teil 2)

Die Redaktion schaut zum GameStar-Jubiläum zurück auf 25 persönliche (und legendäre) Shooter-Highlights, die uns heute noch begeistern.

Zum GameStar-Jubiläum schauen wir zurück auf 25 Ego-Shooter von damals, die uns nach wie vor wahnsinnig am Herzen liegen – in Teil 1 des Artikels waren zum Beispiel CoD, UT und Doom am Start!

Jetzt setzen wir unsere Liste fort, die Regeln bleiben aber natürlich gleich: Test-Wertungen spielen keinerlei Rolle und falls ihr ein Spiel in unserer Auflistung vermisst, schreibt uns gern in die Kommentare. Und damit stürzen wir uns auch schon in Teil 2 unserer 25 Ego-Shooter aus 25 Jahren GameStar!

Operation Flashpoint

Operation Flashpoint - Hall of Fame zum Shooter Video starten PLUS-Archiv 2:56 Operation Flashpoint - Hall of Fame zum Shooter

Entwickler: Bohemia Interactive | Release: Juni 2001 | Zum GameStar-Test von damals

Petra Schmitz: Kollege Phil meinte, wir sollten uns für diese Liste Spiele aussuchen, die man heute auch noch prima spielen könne. Ich weiß ja nicht, ob das auch noch für das originale Operation Flashpoint von 2001 gilt, dementsprechend habe ich mir das auch nicht ausgesucht. Es wurde an mich ... nun, herangetragen. Denn sich - ob nun mit oder ohne Vorkenntnisse - noch mal in die Steuerung von Bohemias damals bahnbrechender Militärsimulation einzuarbeiten? Ach, da ess ich lieber a Schokolad.

Nichtsdestotrotz: Wenn man ein kleines Faible für das Genre hat und nacherleben will, wie ein kleines tschechisches Team Computerspielgeschichte geschrieben hat, kann man sich das schon mal geben. Vielleicht hat man es auch schon auf der Platte, Arma: Cold War, wie das Spiel inzwischen wieder heißt (nachdem zumindest die Rechte am Spiel, nicht aber am Namen inzwischen längst wieder bei Bohemia und nicht mehr bei Codemasters liegen), wurde erst im Juni 2021 für eine kurze Zeit auf GOG verschenkt.

Ich jedenfalls erinnere mich noch gut und gerne an die wilde Zeit mit Operation Flashpoint (meine erste Titelgeschichte) und daran, wie sehr mich dieses Spiel begeistert hat. Die Größe, die Möglichkeiten, die Tode ... weil KI-Soldat 5 sich in einem Busch verheddert hatte. In diesem Sinne (möglichst nasal gesprochen): Fire! Cease Fire!

Team Fortress 2

Team Fortress 2 - Test-Video: Kontrollbesuch zum Free2Play-Start Video starten 2:51 Team Fortress 2 - Test-Video: Kontrollbesuch zum Free2Play-Start

Entwickler: Valve | Release: Oktober 2007 | Zum GameStar-Test von damals

Phil Elsner: Wenn ein Spiel 15 Jahre nach Release noch immer ganz oben in den Steam Top 10 mitspielt, dann kann man wahrscheinlich nur von einem Klassiker sprechen. Valve hat viele davon selbst auf den Weg gebracht: CSGO, Dota 2 und eben auch Team Fortress 2.

Was haben diese Spiele alle gemeinsam? Valve hat im Endeffekt bestehende Konzepte genommen und verfeinert, ja geradezu perfektioniert. So auch die ursprüngliche Half-Life-Mod Team Fortress von 1999 mit ihren vielen Klassen, den Angreifer-vs-Verteidiger-Modi und den endlosen taktischen Möglichkeiten.

Einen tollen Gameplay-Kern hatte Team Fortress 2 schon zum Launch im Jahr 2007, Valve hat aber unermüdlich daran gearbeitet, den Titel am Leben zu halten: Free2Play-Umstellung, Mod-Support (die Kreationen sind schier endlos), neue Maps und Modi, Balance-Anpassungen, Seasons und ein Crafting-System mit allerlei Cosmetics (alle sind scharf auf Hüte) halten den Shooter bis heute quicklebendig.

Das schöne daran: Zu Team Fortress 2 kann man einfach wieder und wieder zurückkehren - egal ob nur für eine entspannte Feierabend-Runde zwischendurch oder um nächtelang die neue Event-Mission für dieses geile neue Kostüm zu grinden. Team Fortress 2 ist einfach immer da. Und immer großartig.

Half-Life 2

Half-Life 2: Episode 4 - Diesen Shooter wollte Valve nicht haben Video starten 9:16 Half-Life 2: Episode 4 - Diesen Shooter wollte Valve nicht haben

Entwickler: Valve | Release: November 2004 | Zum GameStar-Test von damals

Nils Raettig: Es gibt diese Titel, die man in meinen Augen unbedingt gespielt haben muss. Half-Life 2 gehört ohne Frage dazu. Natürlich sieht man dem Spiel sein hohes Alter von bald zwanzig Jahren deutlich an. Die Technik auf Basis der Source-Engine ist für dieses Alter aber in meinen Augen noch erstaunlich okay.

Außerdem gilt: So gerne ich eine beeindruckende, möglichst fotorealistische Optik auch habe - um eine extrem dichte Atmosphäre zu schaffen und gleichzeitig auch spielerisch zu beeindrucken, braucht es keine aktuelle Hochglanzoptik und top-moderne Technik.

Half-Life 2 hat diese Kombination gleich in mehrfacher Hinsicht auf die Spitze getrieben und ist dadurch viel mehr als nur einer von jeder Menge sehr guten Ego-Shootern aus den letzten 25 Jahren. Half-Life 2 ist nicht weniger als ein Meilenstein der Spielegeschichte, wie es ihn nur selten gibt.

Das belegt auch unser Ranking der 250 besten Spiele aller Zeiten. Um euch nicht noch mehr zu spoilern, verrate ich an dieser Stelle aber nicht, wo genau Half-Life 2 dort gelandet ist und verlinke stattdessen unseren mittlerweile über 2.000 (!) Mal kommentierten Artikel:

Solltet ihr Half-Life 2 also wirklich noch nicht gespielt haben, gehört dieser Punkt auf eure Liste mit den X Dingen, die ihr bis zum Ende eures Lebens noch erreicht haben wollt. Glaubt mir, ihr werdet es nicht bereuen!

S.T.A.L.K.E.R. Shadow of Chernobyl

Stalker: Shadow of Chernobyl - Test-Video Video starten 7:10 Stalker: Shadow of Chernobyl - Test-Video

Entwickler: GSC Game World | Release: 20. März 2007 | Zum GameStar-Test von damals

Tillmann Bier: Alle Jahre wieder packt mich das Bedürfnis, mal wieder Stalker zu spielen, am liebsten gleich alle drei Titel. Denn GSC Game World hat mit dem verstrahlten Chernobyl und seiner Umgebung eine so faszinierende, unheimliche und atmosphärische Welt erschaffen, dass ich die Spiele wahrscheinlich trotz ihres Alters noch in 10 Jahren immer wieder hervorkramen werde. 

Mit Kollegen am Lagerfeuer sitzen und ihrem Gitarrenspiel oder den Gesprächen zu lauschen, mithilfe eines Detektors Artefakte aufspüren und dabei vorsichtig den tödlichen Anomalien auszuweichen, verlassene Industrie-Ruinen erkunden und gegen furchterregende mutierte Wesen kämpfen: All das macht einfach immer wieder Spaß, auch wenn die Spiele nicht mehr taufrisch aussehen.

Das erste Spiel der Reihe ist in gewissem Sinne dabei immer noch das beste für mich, aus mehreren Gründen. Schon allein das stimmungsvolle und ikonische Intro von Shadow of Chernobyl ist so großartig, dass die Entwickler eine ähnliche LKW-Fahrt  in das Intro von Stalker 2 einbauten. 

Außerdem hat auch die Story um den Wunschgönner mit ihren vielen möglichen Enden und der größeren Nähe zur Buchvorlage ihren ganz eigenen Reiz. Die fast märchenhafte Heldenreise mit dem Ziel einen Wunsch erfüllt zu bekommen, die im deutlichen Gegensatz zu der düsteren Zone steht, war irgendwie noch faszinierender als die Geschichten der anderen beiden Spiele. Am besten ihr probiert es selbst mal aus!

Half-Life

Faszination Half-Life - »Ich liebe die Spiele, aber niemand braucht heute noch Half-Life 3!« Video starten PLUS 19:52 Faszination Half-Life - »Ich liebe die Spiele, aber niemand braucht heute noch Half-Life 3!«

Entwickler: Valve | Release: November 1998 | Zum Test des Fan-Remakes Black Mesa

Christian Just: Wir schreiben 1999, die Jahrtausendwende schwebt bedrohlich über der Welt, GameStar mischt seit zwei Jahren den Spielemagazin-Markt auf. Klein-Christian zu seinem Vater: »Papa, fährst du mich und meinen PC am Samstag auf die Session?« Als Antwort gibt’s ein genervtes, aber letztlich bejahendes Vatergesicht.

Er fuhr mich natürlich hin. Und nein, ich war kein Elektro-Produzent mit dem Ziel einer Musik-Session. So nannten wir LAN-Partys, als die Mod Counter-Strike für Valves Hit Half-Life das Gesprächsthema auf den Pausenhöfen war. Aber bevor CS größer wurde als das Spiel, auf dem es basierte, und auch immer mehr LANs mit hunderten Besuchern in unserer Gegend auftauchten, trafen wir uns meist gerade mal zu viert im Keller eines Freundes. Sessions halt. Und da zockten wir neben Unreal Tournament und Co. auch viel Half-Life im Deathmatch. Ihr merkt es, der Onkel schreibt wieder von anno dazumal. 

Die chaotischen Matches im Multiplayer bleiben mir bis heute in liebevoller Erinnerung. Wie gesagt, Half-Life war für seine Zeit ein unglaublich fortschrittlicher Ego-Shooter. Der Mehrspielermodus allein war verdammt unterhaltsam. Aber auch die Art, wie die Story von Gordon Freeman ohne Cuts direkt aus der Spielersicht erzählt wurde. Die tollen Animationen! Die liebevolle Vertonung! Und Soundeffekte, die 20 Jahre später zu Memes werden! Half-Life war revolutionär und prägte das Shooter-Genre wie kaum ein anderes Spiel. 

Da war ich richtig glücklich, als ich über 15 Jahre später von Black Mesa erfuhr (Test oben verlinkt). Das Fan-Remake überträgt den Klassiker nicht nur auf die modernere Source-Engine von Half-Life 2, es wurde auch mit so viel Liebe und Ehrfurcht entwickelt, dass es dem Original fast in nichts nachsteht. So war der Trip in die glorreiche Vergangenheit ein wahres Fest für mich. Und ich nahm mir felsenfest vor, endlich den Nachfolger durchzuspielen, was ich zu meiner Schmach bis heute nicht geschafft habe. Vielleicht bei der nächsten Session.

Counter-Strike

Counter-Strike - »Bundeskanzler Schröder wollte es verbieten lassen« Video starten PLUS 5:58 Counter-Strike - »Bundeskanzler Schröder wollte es verbieten lassen«

Entwickler: Valve, Minh Le, Jesse Cliffe | Release: November 2000 | Zum GameStar-Test von damals

Petra Schmitz: Ich erzähle euch jetzt nicht wieder die Geschichte von der Counter-Strike-Beta, die wir auf der CD hatten. Und davon, wie wir im Anschluss erboste Briefe bekamen, weil wir angeblich die Counter-Strike-Community oder so zerstört hätten. Huppa, nun habe ich es doch getan. Egal, Counter-Strike war eben damals das Ding, das man spielen - und als GameStar eben auch auf der CD haben musste. Wir wohnten auf Dust! Dust 2 gab es damals noch nicht.

Das Geheimnis: super einfaches Spielprinzip, damit erstmal eine geringe Einstiegshürde. Aber wenn einen Counter-Strike dann mal am Haken hatte, konnte man nur ganz schlecht wieder damit aufhören. Weil damals nur wenig so befriedigend war wie eine gewonnene CS-Partie. Weil der Wille, irgendwann vielleicht doch mal ganz manierlich mit der AWP umgehen zu können, stärker war als der, zu manierlichen Zeiten ins Bett zu gehen. Und »LOL, Headshot mit der Glock!« sollte man in diesem Zusammenhang auch mal erwähnt haben.

Counter-Strike hat die Online-Welt nachhaltig beeinflusst, der E-Sport, wie wir ihn heute kennen, wäre ohne dieses Spiel ein anderer. Nach Counter-Strike kam Counter-Strike: Source (vergleichsweise erfolglos), dann CS:GO (Valves Singleplayer-Irrsinn namens Condition Zero haben hoffentlich inzwischen alle wieder vergessen). Und ja, CS 1.6 sieht heute nicht mehr taufrisch aus, aber ab und zu schmeiß ich es eben doch mal wieder an, um ein wenig in Nostalgie zu suhlen. Und um festzustellen, dass ich noch immer nicht mit der AWP umgehen kann.  

Dark Messiah of Might & Magic

GameStar-Heft 122006 im Rückblick mit DMoMM Video starten PLUS 10:54 GameStar-Heft 12/2006 im Rückblick mit DMoMM

Entwickler: Arkane | Release: Oktober 2006 | Zum GameStar-Test von damals

Petra Schmitz: Hey, ich bin unschuldig, ich habe das Spiel nicht in die Liste hier aufgenommen. Ich habe sogar darauf hingewiesen, dass ich Dark Messiah nicht für einen Shooter halte. Martin daraufhin: »Ach, man konnte Feuerbälle und Blitzdings und so verschießen.« Und der Mann war mal mein Chef! Unfassbar!

Scherz beiseite, auch wenn ich in Dark Messiah of Might & Magic nur selten geschossen habe: Diesen wundervollen Shooter (hust!) kann man heute noch problemlos spielen. Klar, er sieht inzwischen nicht mehr so frisch aus, aber Spaß macht es nach wie vor, Gegner in Stachelgitter zu tret … erm, schießen. Oder Orks über Klippen zu schub … erm, schießen. Tatsächlich ist das Kampfsystem genau das, das ich mir für ein Skyrim gewünscht hätte. 

Dark Messiah ist ein fantastisches Abenteuer mit coolen Gegnern, tollen Levels, Physik-Tricksereien und einer ganz okayen Handlung. Es ist eines meiner persönlichen Wohlfühlspiele, die ich alle paar Jahre mal wieder ausbuddele, um den Tempel der Spinne zu besuchen. Ach, da fällt mir ein: Ein paar Menschen aus der Redaktion haben Dark Messiah noch nie oder bestenfalls einmal bisher gespielt. Wegen der Spinne im Tempel der Spinne.

FEAR

Die 5 klügsten KI-Gegner in Spielen - Video-Special: Feinde mit Abitur Video starten 4:31 Die 5 klügsten KI-Gegner in Spielen - Video-Special: Feinde mit Abitur

Entwickler: Monolith | Release: Oktober 2005 | Zum GameStar-Test von damals

Petra Schmitz: Euch ist alles zu doof, vor allem aber die Gegner in Shootern? Dann habt ihr noch nicht FEAR gespielt. Was durchaus sein kann, das Spiel wird in drei Jahren 20. Und trotzdem ist es bis heute der Shooter, der immer wieder zitiert wird, wenn es um clevere und damit fordernde KI-Gegner geht. Ist das nicht ein ganz klein wenig traurig? Ja, ist es. 

Neben der erstaunlichen KI ist FEAR aber auch noch für einen anderen Umstand bekannt, das Spiel hieße sonst nämlich nicht FEAR. Auch wenn FEAR zumindest im Spiel für First Encounter Assault Recon steht. Aber eigentlich steht das Akronym für Alma. Verwirrt? Ich erkläre: Ihr bekommt es im Shooter nicht nur mit schießwütigen Söldnern und deren Chef zu tun (ein sehr unangenehmer Zeitgenosse übrigens), sondern auch mit dem kleinen Gruselmädchen Alma, das ganz in der Tradition von »The Grudge« und »The Ring« entworfen wurde. Mit einer Prise »Wenn die Gondeln Trauer tragen«.

Wie oft ich beim Test schreiend vom PC zurückgewichen bin, nur weil ich Almas Schatten irgendwo ausgemacht hatte. Einmal habe ich ein ganzes Magazin in einen harmlosen Mülleimer geballert, weil ich dachte … ach, lasst uns über etwas anderes reden. Vielleicht darüber, dass FEAR für Deutschland nur geschnitten erschien. Da gibt es beispielsweise dieses Bolzenschussgerät … ach, auch egal. Spielt das einfach, wenn ihr 18 Jahre oder älter seid und nicht so schreckhaft wie ich.

Alien vs. Predator

Entwickler: Rebellion Developments | Release: Mai 1999 | Test in Ausgabe 5/99

Nils Raettig: Als ich Alien aus dem Jahr 1979 als (zu) kleiner Junge zum ersten Mal gesehen habe, hat mir das gehörig Alpträume beschert. Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist mir auch das Ortungsgerät aus dem zweiten Teil von 1986, das in immer kürzeren Abständen piept, je näher die Bewegungen beziehungsweise die Bedrohungen sind.

Genau an dieser Stelle kommt der Shooter Alien vs. Predator aus dem Jahr 1999 in Spiel, der auch aus heutiger Sicht in meinen Augen immer noch etwas Besonderes ist. Das liegt daran, dass er es schafft, drei völlig unterschiedliche Spieleindrücke in einem Titel zu vereinen.

Als Marine fühle ich mich völlig hilflos und ständig bedroht, inklusive besagten Piepen des berühmt-berüchtigten Bewegungsmelders aus dem zweiten Alien-Film. Als Alien fühle ich mich zwar extrem stark und bin äußerst schnell, aber auch auf den Nahkampf angewiesen. Und als mächtiger, aber dennoch verwundbarer Predator muss ich meine Ausrüstung und die verschiedenen Sichtmodi perfekt einsetzen.

Der große Haken: Aufgrund der Indizierung findet sich das Spiel in hiesigen Shops wie Steam & Co nicht, was auch für die neueste Version aus dem Jahr 2010 mit deutlich modernerer Optik (aber eher durchwachsenen Wertungen) gilt.

Star Wars: Jedi Knight – Jedi Academy

Star Wars: Jedi Knight - Jedi Academy - Test-Video Video starten PLUS 3:28 Star Wars: Jedi Knight - Jedi Academy - Test-Video

Entwickler: Raven Software | Release: September 2003 | Zum GameStar-Test von damals

Heiko Klinge: Ja, am bedeutendsten für meine GameStar-Karriere war sicher die Entdeckung von Stronghold. Die prägendste Erinnerung, warum ich solch einen großartigen Job habe, verdanke ich aber tatsächlich einem Shooter. Es war an einem Dienstag im Frühjahr 2003, als mich GameStar-Chefredakteur Jörg Langer spätabends auf dem Handy anrief und mich fragte, was ich denn am Wochenende vorhabe. Ich hatte noch keinen Plan, also bekam ich jetzt einen. Aber sowas von!

Am Donnerstag setzte ich mich ins Flugzeug nach Chicago, um am Freitag Raven Software in Wisconsin zu besuchen. In deren Studio bekam ich als einer der ersten Gaming-Journalisten weltweit das neue Jedi Knight gezeigt: Jedi Academy. Die Demo dauerte vielleicht 30 Minuten, dazu gab’s noch ein paar Interviews. Zurück ins Hotel und ab ans Laptop. Von abends bis morgens schrieb ich die Titelstory, um sie direkt Samstagfrüh nach München funken zu können. Denn nur so konnte es die Geschichte noch ins Heft schaffen, das am Sonntag in Richtung Druckerei geschickt werden musste.

Ins Bett gefallen, wie ein Stein geschlafen, dann mittags der bange Blick ins Mail-Postfach und schließlich die große Erleichterung. Jörg gefiel das Ergebnis meiner Nachtschicht, ich musste nicht mehr nacharbeiten, das Layout konnte direkt die Titelgeschichte finalisieren. Also ab ins Hotelrestaurant und die Mutter aller Frühstücks-Omelettes bestellt. Blick aus dem Fenster auf die vorbeifahrende Hochbahn, zum ersten Mal wirklich Zeit zum Durchatmen und Nachdenken … plötzlich Tränen in den Augen bekommen.

Kennt ihr diese Momente des Glücks, in denen es sich so anfühlt, als würde die Zeit still stehen und ihr euch von außen betrachten? Kannte ich bis dahin nicht, aber dieser Moment hat sich mir bis heute ins Gedächtnis eingebrannt. Ich saß plötzlich in Chicago, hatte gerade ein profiliertes Entwicklerstudio besucht und in einer Nachtschicht die Titelstory von Deutschlands größtem Gaming-Magazin geschrieben! Kann mich bitte jemand kneifen, ist das wirklich wahr!?

Wegen dieser Geschichte hat Jedi Academy bis heute einen festen Platz in meinem Herzen. Aber es war tatsächlich auch ganz einfach ein sensationelles Spiel. Das Teil ist inzwischen fast 20 Jahre alt, spielt sich aber selbst heute noch erstaunlich frisch. Die Mischung aus klassischen Ego-Shooter-Passagen und spektakulären Lichtschwert-Duellen gepaart mit großartiger Star-Wars-Atmosphäre hat nur wenig von ihrem Reiz verloren und lässt sich problemlos auf Steam, GOG oder der Nintendo Switch wieder beziehungsweise neu erleben.

Turok 2: Seeds of Evil

Turok 2: Seeds of Evil - PC Original und Remaster im Vergleich Video starten 2:36 Turok 2: Seeds of Evil - PC Original und Remaster im Vergleich

Entwickler: Iguana Entertainment | Release: Oktober 1998 | Video zum 2017er Remaster

Sascha Penzhorn: Ich mag dieses Spiel schon deshalb bis heute, weil ich die endlosen Horden von Terroristen und Zombies in allen anderen Shootern so wahnsinnig öde finde. In Turok 2 jage ich Dinos mit exotischen Waffen wie dem Tek-Bogen, der explodierende Pfeile verschießt oder dem Shredder, mit dem ich gepflegt um die Ecke ballern kann. Mein persönliches Highlight ist allerdings der Cerebral Bore, ein Hirnbohrer, der sich Feinden in den Kopf dübelt und dann im Schädel explodiert.

Ihr müsst euch durch sechs riesengroße Levels kämpfen, dort Gefangene befreien, nach Teilen für eine Superwaffe suchen und diverse weitere Aufgaben erledigen, statt einfach nur stur zum Ausgang zu latschen und unterwegs alles umzunieten. Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad verlangen euch die KI-Gegner zudem einiges an Skill ab, Munition und Heilung sind begrenzt, damals konnte man sich auch nicht mal eben zehn Sekunden hinsetzen und einfach alle Kugeln ausschwitzen, die an sich eingefangen hat.

Mit dem hervorragenden Nightdive-Remaster spielt sich Turok 2 heutzutage besser denn je, der ursprüngliche PC-Port war technisch gar nicht mal so gut. Die brutalen Feuergefechte spielen sich mit flüssigen Bildraten enorm spaßig, optionale Hilfsfunktionen reduzieren nerviges Backtracking. Schade, dass der Reboot 2008 so grottig war und die Reihe gekillt hat.

Call of Juarez: Bound in Blood

Call of Juarez: Bound in Blood - Test-Video zur Western-Action Video starten 5:00 Call of Juarez: Bound in Blood - Test-Video zur Western-Action

Entwickler: Techland | Release: Juli 2009 | Zum GameStar-Test von damals

Fabiano Uslenghi: Niemand da draußen kann mir erzählen, dass eine Shooter-Liste ohne ein Spiel im Wilden Westen auch nur ansatzweise komplett wäre. Geht mir doch alle weg mit euren bodenständigen, modernen Militär-Shootern und eure Sci-Fi-Horror-Monster-Kram. Jeder weiß doch, dass die besten Schießereien weit in der Vergangenheit liegen. Als es noch mit rauchenden Colts zur Mittagsstunde zur Sache ging, als Männer große Hüte trugen und als Saloon-Pianos so gebaut waren, dass sie nach einem Kugeltreffer von alleine anfingen zu spielen. Denn so war das damals!

Na gut. Vielleicht ist der Wilde Westen wie wir ihn meistens zelebrieren eine Fantasie. Aber wie ich finde, eine enorm coole. Das wusste ich schon, bevor es Red Dead Redemption gab. Denn auch wenn Rockstars Open-World-Koloss für mich die ultimative Western-Fantasie ist, hat mir Call of Juarez zum ersten Mal so richtig auf den Sattel geholfen. Schon der erste Teil war ein kleines Meisterstück. Denn wie lässig ist es bitte, als Pastor mit zwei Revolvern auf blutige Rache zu sinnen und dabei Bibelverse zu zitieren. Verflucht lässig!

Noch besser gefiel mir dann aber der Nachfolger. Bound in Blood spielt ja eigentlich vor dem ersten Teil, und zeigt mir, wieso ein Pastor eigentlich so sensationell gut Schießen kann. Hier ist Ray McCall nämlich noch gar kein Pfarrer. Stattdessen dient er gemeinsam mit seinem Bruder Thomas in der Armee der Südstaaten während des amerikanischen Bürgerkriegs. Nur werden die beiden im Verlauf zu Fahnenflüchtigen und sind damit defacto kriminell. Was solls also, denken sie sich und legen sich gefühlt mit jedem noch so raubeinigen Revolverhelden an.

Die Schießereien sind in Bound in Blood natürlich das Highlight. Doch haltet diesen Shooter für keine stupide Schießbude! Auch die Story schießt mit scharfer Munition und hat den ein oder anderen wirklich emotionalen Moment parat. Das lohnt sich bis heute und sieht sogar trotz seiner Jahre richtig stimmungsvoll aus.

Bioshock

Platz 6: Bioshock - »Alles, was bis zu diesem einen Punkt passiert, ist einfach super« Video starten PLUS 10:40 Platz 6: Bioshock - »Alles, was bis zu diesem einen Punkt passiert, ist einfach super«

Entwickler: 2K Games, Irrational Games | Release: August 2007 | Zum GameStar-Test von damals

Natalie Schermann: In einem Podcast erwähnte ich mal, dass ich Bioshock heiraten würde, wenn ich könnte. Und zu dieser Aussage stehe ich immer noch! Denn der Story-Shooter gehört zu den absolut besten Spielen, die ich je erlebt habe. Das sehe nicht nur ich so, sondern auch der Großteil meiner Kollegen - denn wir wählten den ersten Teil der Reihe auf Platz 6 der besten Story-Spiele überhaupt.

Natürlich ist es der große Plot-Twist, der das Spiel bei vielen im Gedächtnis verankert hat. Aber schon vorher ist Bioshock für mich ein Paradebeispiel für ausgefallene Settings und düstere Atmosphäre, die einen direkt von Anfang an packt und in tiefe Abgründe zieht. Mit dem Abstieg in die Unterwasserstadt Rapture gerate ich jedes Mal aufs Neue in den Sog der Geschichte: Ein gescheitertes Utopie-Versprechen führte zu tragischen Schicksalsschlägen der Bewohner und machthungrigen, wahnsinnigen Schurken. Davon bekomme ich nie genug, wenn ich durch die Überreste von Rapture stolpere.

Aber auch für mich ist die Auflösung das Highlight des Spiels. Nicht, weil es Story-technisch besonders ausgeklügelt wäre. Aber es haut mich einfach jedes Mal aus den Taucherstiefeln, wenn ein Videospiel es schafft, die vierte Wand zu durchbrechen und meine eigenen Handlungen als Spielerin in das Spielgeschehen zu verweben. Und genau das passiert in Bioshock: Der Shooter wirft spannende Fragen nach freiem Willen und spielerischer Entscheidungsfreiheit auf.

Falls ihr Bioshock noch nicht kennt, wärt ihr so freundlich, das nachzuholen? Eine Story, die denselben Eindruck bei mir hinterlassen hätte, habe ich seither nicht angetroffen und auch spielerisch ist der Shooter selbst 15 Jahre nach Release - auch dank Remastered Version - gut gealtert. Ich wünschte nur, ich könnte ihn heute nochmal zum ersten Mal erleben. Hach.

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