800 statt 12.000 Euro: Einer meiner besten Fotografie-Käufe von diesem Jahr ist eine kostengünstige Alternative

Kolumne: Fotografie kann ganz schön teuer sein, weshalb ich euch heute eine preiswerte Alternative zu hochpreisigen Objektiven vorstellen möchte.

Statt 12.000 Euro hat dieses Replikat »nur« 800 Euro gekostet – und es war einer meiner besten Käufe von diesem Jahr. Statt 12.000 Euro hat dieses Replikat »nur« 800 Euro gekostet – und es war einer meiner besten Käufe von diesem Jahr.

Was habe ich mir nur dabei gedacht, Fotografie als mein liebstes Hobby zu wählen? In all den Jahren habe ich tausende Euros dafür ausgegeben und alle möglichen Kameras und Objektive ausprobiert. So eine RTX 4090 ist günstig, wenn man die Preise von so manchen Linsen anschaut. Und trotzdem bleibt die Fotografie meine große Leidenschaft. 

Objektive und Kameras im vierstelligen Bereich sind heute keine Seltenheit, weshalb ich immer auf der Suche nach Schnäppchen und »Geheimtipps« bin. Heute möchte ich euch meinen persönlichen Geheimtipp vorstellen: ein Replikat des 12.000 Euro teuren Leica Noctilux 50 mm F/0.95, das »nur« 800 Euro kostet. 

Ob sich das lohnen kann und wie ihr noch mehr Geld sparen könnt, zeige ich euch hier.

Das ist das 12.000-Euro-Leica-Noctilux

Dieses Objektiv kostet mehr als 12.000 Euro und ist für viele Fotografen der heilige Gral der Fotografie. (Bild: Leica) Dieses Objektiv kostet mehr als 12.000 Euro und ist für viele Fotografen der heilige Gral der Fotografie. (Bild: Leica)

Das Leica Noctilux 50 mm F/0.95 ist ein absolut legendäres Objektiv in der Fotografie-Community mit einem extrem hohen Preis. Wenn ihr Beispielfotos von dem Objektiv sehen möchtet, dann schaut in dessen Flickr-Gruppe hinein. 

Die Vorteile im Überblick: 

  • Brennweite: Die 50 Millimeter-Brennweite wirkt auf unser Auge natürlich und unverzerrt. Das Blickfeld ähnelt dem, was unser Auge sieht, ohne den peripheren Bereich. 
  • Blende: Die Lichtstärke von F/0.95 ist extrem hoch. Das erlaubt es, selbst bei sehr schlechten Lichtbedingungen ohne Blitz zu fotografieren. Schon das Licht einer Kerze reicht aus, um verwacklungsfreie Bilder aus der Hand zu schießen.
  • Bokeh: Die große Blende in Kombination mit der Brennweite erlaubt es, surreal aussehende Bilder zu schießen, bei denen der Hintergrund so unscharf gezeichnet wird, wie es kaum mit einem anderen Objektiv möglich wäre. Viele Fotografen beschreiben den Look der Fotos als »magisch«. 
  • Verarbeitung: Das Objektiv besteht nur aus Metall und viel Glas. Es gibt keine Elektronik, die kaputtgehen kann und es wird in Deutschland hergestellt. Einmal gekauft, ist es gut möglich, das Objektiv ein ganzes Leben lang zu verwenden. 

Aber sind die Vorteile es wert, einen fünfstelligen Betrag auszugeben? Für mich eher nicht, weshalb ich mich nach Alternativen umgesehen habe, die mir ein ähnliches Ergebnis liefern können – und ich wurde fündig.

Das ist das TTArtisan 50 mm F/0.95

In letzter Zeit gibt es immer mehr Drittanbieter-Hersteller für Objektive, die sehr interessante Alternativen zu den etablierten Marken darstellen. Einer von diesen ist TTArtisan. 

Das TTArtisan 50 mm F0.95 sieht dem Vorbild zum Verwechseln ähnlich. Das TTArtisan 50 mm F/0.95 sieht dem Vorbild zum Verwechseln ähnlich.

Sie haben sich einen Namen mit Objektiven gemacht, die nicht nur relativ günstig sind, sondern auch einen »klassischen« Retro-Look besitzen. Was damit wirklich gemeint ist: die Linsen sehen aus wie 1-zu-1-Repliken der Leica-Objektive. 

Auf meiner Suche nach einer »magischen« Alternative, bin ich also auf das TTArtisan 50 mm F/0.95 gestoßen. Nicht nur sieht es dem Leica Noctilux zum Verwechseln ähnlich, es bietet ähnliche Spezifikationen, weshalb ich nicht lange gezögert habe.

Das Frontelement vom Objektiv. Das Frontelement vom Objektiv.

Was für das Replikat gesprochen hat: 

  • Preis: Ganz offensichtlich. Anstatt mehr als 12.000 Euro auszugeben, bekomme ich hier ein ähnliches Objektiv für gerade einmal 800 Euro. 
  • Verarbeitungsqualität: Das Objektiv ist nicht Made in Germany, fühlt sich aber dennoch extrem hochwertig an. Es besteht auch nur aus Metall und Glas und ist äußerst schwer (etwa 800 Gramm).
  • Selbe Spezifikationen: Nicht nur äußerlich ähnelt es dem Leica-Vorbild. Es hat dieselbe Brennweite, Blende und Anschluss. 

Ich besitze das Objektiv jetzt seit etwa zwei Monaten und habe damit unzählige Fotos geschossen. Das Beste: Die optische Qualität ist auf einem sehr hohen Niveau und man vermisst nicht den »magischen« Look der Fotos. 

Hier sind einige Beispiele, die ich mit der Canon EOS RP geschossen haben: 

Moment mal, eine Canon-Kamera? Ja, ich verwende einen Adapter, um das Objektiv an meiner Canon-Kamera zu verwenden. Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund. 

Fast alle Objektive mit Leica-M-Anschluss lassen sich an so gut wie jede spiegellose Systemkamera adaptieren. Das bedeutet, dass ich solche Linsen auch weiterverwenden kann, sollte ich mal das System wechseln. Es muss nur ein neuer Adapter gekauft werden. Obendrein ist es möglich, das Objektiv nativ zu verwenden, sollte ich mir eine Leica-M-Kamera kaufen. 

Die Bildqualität wird durch Adapter übrigens nicht beeinflusst. Der verändert lediglich die Distanz zum Sensor, damit das Objektiv scharf stellen kann, und verbindet es physisch mit der Kamera. 

So sieht die Kombination aus. Das silberne Objektiv am schwarzen Gehäuse habe ich mit Absicht so ausgesucht. So sieht die Kombination aus. Das silberne Objektiv am schwarzen Gehäuse habe ich mit Absicht so ausgesucht.

Kann man sich die 11.200 Euro sparen?

Ja, kann man. Natürlich wird das 12.000-Euro-Objektiv womöglich eine bessere optische Qualität oder Verarbeitung haben, aber nicht unbedingt 11.200-Euro-besser. Wenn euch deutsche Handwerksarbeit wichtig ist und ihr euch das Objektiv fürs Leben holen wollt, dann ist das natürlich voll und ganz eure eigene Entscheidung.

Welche Nachteile müssen mit TTArtisan-Objektiv in Kauf genommen werden? 

  • Das Objektiv ist sehr schwer und macht zumindest meine Canon EOS RP sehr frontlastig. 
  • Beim Fotografieren bei Tageslicht und Offenblende benötigt ihr einen ND-Filter (oder eine sehr schnelle Verschlusszeit), damit eure Bilder nicht überbelichtet werden. 
  • Die Naheinstellgrenze bei Leica-M-Objektiven ist meistens 70 cm (auch bei diesem). Näher kommt ihr an das Motiv nicht heran. In dieser Hinsicht ist das TTArtisan sogar besser als das Leica Noctilux. Bei dem müsst ihr mindestens einen Meter Abstand haben. 
  • Ihr müsst manuell fokussieren, weil das Objektiv keinen Autofokus-Motor verbaut hat. Bewegende Motive damit zu fotografieren, ist eine große Herausforderung. 
  • Für den Messsucher von Leica-Kameras muss das Objektiv selbst feinjustiert werden. Eine Anleitung und Werkzeug liegt bei. 
  • Bei Offenblende vignettiert das Objektiv sehr stark (dunkle Ränder). Das ist aber beim Leica-Vorbild nicht anders. 

Wenn ihr so gerne fotografiert wie ich und selbst eine spiegellose Systemkamera verwendet, dann kann ich euch sehr empfehlen, euch die Drittanbieter-Objektive mit M-Anschluss genau anzusehen, solange ihr euch nicht vor dem manuellen Fokussieren scheut. 

Ihr könnt jede Menge Geld sparen und so günstig in die Fotografie mit exotischen Linsen einsteigen. 

Mögliche Alternativen für Sparfüchse

800 Euro ist günstig im Vergleich zu 12.000, aber immer noch eine Menge Geld. Deshalb gibt es eine weitere Option, die eigentlich einen eigenen Artikel verdient hätte, die ich hier aber nicht unerwähnt lassen möchte.

Günstige SLR-Objektive

Eines meiner absoluten Lieblingsobjektive ist das Pentax-M 50 mm F/1.7. Nicht nur überzeugt mich das Objektiv mit sehr guter Bildqualität und hochwertiger Verarbeitung, es war auch extrem günstig. 

Mit Adapter hat mich dieses Objektiv nur etwa 50 Euro gekostet. Die Produktfotos oben wurden damit geschossen. Mit Adapter hat mich dieses Objektiv nur etwa 50 Euro gekostet. Die Produktfotos oben wurden damit geschossen.

Ich habe es für 30 Euro auf Kleinanzeigen gekauft und die meisten Preise bewegen sich ungefähr im Bereich zwischen 30 und 70 Euro. Ich habe es dann viele Jahre an meiner analogen Spiegelreflexkamera, der Pentax MX, verwendet und jetzt auch per Adapter an der Canon EOS RP.

Wenn ihr auch eine spiegellose Systemkamera besitzt, dann könnt ihr fast jedes beliebige analoge SLR-Objektiv adaptieren. 

Einige Beispiele hierfür sind: 

  • Canon FD 50 mm F/1.4 ≈ 80 Euro
  • Minolta MC Rokkor 50 mm F/1.7 ≈ 30 Euro
  • Nikon Nikkor Ai-S 50 mm F/1.8 ≈ 100 Euro 

Jobs bei GS Tech Jobs bei GS Tech

Passende Adapter für eure Systemkamera gibt es schon ab etwa 20 Euro. 

Und das war’s! Ich bin sehr zufrieden mit meinem Kauf und kann das Objektiv voll weiterempfehlen! Jetzt meine Frage an alle Fotografie-Enthusiasten unter euch: Was war für euch der beste Fotografie-Kauf in letzter Zeit? Habt ihr euch eine neue Kamera, ein neues Objektiv oder etwas anderes geholt? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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