Seit Jahren versuche ich immer wieder, Google von meinem Handy zu verbannen, um meine Privatsphäre zu schützen. Und seit Jahren muss ich mir am Ende immer wieder eingestehen, dass ich doch auf Google angewiesen bin. Denn über die Jahre hat sich das Unternehmen tiefer in mein Leben eingegraben, als mir lieb ist. Aber jetzt habe ich endlich einen Weg gefunden, es in seine Schranken zu weisen, ohne auf seine Dienste verzichten zu müssen!
Das große Problem bei Google
Google ist nützlich: Angefangen bei Gmail über die Routenplanung mit Maps bis hin zu Google Lens, das mir mit seiner Texterkennung vor allem beim Sprachenlernen hilft, bietet Google wirklich extrem gute Apps an. Und die meisten von uns merken gar nicht, wie viele Daten Google über uns hat, oder erleiden dadurch jemals wirkliche Nachteile. Aber ein bisschen mulmig wird einem schon, wenn man im Prinzip sein ganzes Privatleben mit dem Unternehmen teilt.
Ich will Google ohne Google! Wenn ich mich von Google trennen will, muss ich dadurch immer auf Komfort verzichten. Entweder verliere ich den Zugriff auf meine gekauften Apps oder ich muss mich mit Alternativen begnügen, die teilweise nicht einmal annähernd die Qualität diverser Google-Dienste erreichen. Könnte ich Google doch einfach nur verbieten, alle meine Aktivitäten auf ihren Servern zu protokollieren!
Das ist keine Utopie! Wie ich festgestellt habe, ist dieser Wunsch durchaus erfüllbar! Das Android-Betriebssystem GrapheneOS verspricht mir genau das! Es erreicht dies, indem es die Google-Dienste einfach in einer Sandbox laufen lässt. Dadurch haben sie keine besonderen Systemberechtigungen mehr und ich kann ihnen, wie jeder anderen App auch, alle möglichen Rechte entziehen - einschließlich des Internetzugangs, wodurch sie keine Daten mehr senden können.
So schnell nutzt ihr GrapheneOS
Habe ich hier den heiligen Gral gefunden? Ist es wirklich so einfach, Google zu zwingen, meine Privatsphäre zu respektieren? Die Sache hat nur einen Haken: Um Google zu entkommen, braucht man ein Google-Smartphone. GrapheneOS gibt es nur für die Pixel-Reihe ab dem Pixel 4. Für mich kein Problem, denn die habe ich sowieso schon immer benutzt - schließlich gehören sie zu den besten Smartphones überhaupt!
Die Installation könnte nicht einfacher sein: Mit einem Klick auf »Install GrapheneOS« habe ich die Möglichkeit, es einfach über den Browser zu installieren. Danach muss ich nur noch den Installationsanweisungen folgen. Alle wichtigen technischen Dinge wie Bootloader freischalten, OS herunterladen, flashen und Bootloader wieder schließen übernimmt die Webseite mit einem Klick auf einen Button.
Wie gut funktioniert es?
Google muss draußen bleiben! Nach wenigen Minuten läuft GrapheneOS auf meinem Smartphone. Zunächst völlig frei von Google-Diensten und ohne große vorinstallierte Software. Der Empfehlung auf der GrapheneOS-Webseite folgend, entschließe ich mich, ein eigenes Profil für die Google-Dienste anzulegen. Keine Pflicht, aber eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. So können auch Apps, die Google optional nutzen, nicht darauf zugreifen und Informationen senden.
So schnell ist die Sandbox eingerichtet: Die Google Play Services und weitere Abhängigkeiten installiere ich mit einem Klick aus dem sehr übersichtlichen App Store von GrapheneOS selbst, der exakt 16 Apps zur Verfügung stellt. Danach kann ich Google Play problemlos öffnen, mich einloggen und wie gewohnt nutzen.
Ich mache den Test: Ich lerne Japanisch und benutze dafür sehr oft Google Lens. Jetzt habe ich ihm einfach alle Berechtigungen entzogen. Keine Kamera, kein Internet. Nach dem Start verlangt es nun als Erstes den Zugriff auf die Kamera. Verständlich. Danach verhält sich die App trotz bestehender Internetverbindung, als sei sie offline. Die von mir benötigte Texterkennung funktioniert dank des zuvor heruntergeladenen Sprachpakets aber weiterhin.
Nicht alles funktioniert problemlos
Nicht immer geht es ohne Internet. Einige Anwendungen wie Google Translate funktionieren nicht ohne Online-Verbindung. Und wenn man sie nutzt, sendet man natürlich auch Daten an Google. Aber dank GrapheneOS kann man das sehr bewusst steuern.
Leider verlassen sich auch viele Apps auf Google. Auf meinem Google-freien Profil habe ich festgestellt, dass mir beispielsweise der Messenger Line keine Benachrichtigungen mehr schickt. Wenn mir jemand schreibt, erfahre ich das nur, wenn ich die App öffne. Molly hingegen - eine sicherheitsorientierte Variante von Signal - sendet Benachrichtigungen nicht über Googles Service, sondern nutzt einen anderen Weg.
Ein großes Thema sind noch Banking-Apps. Die machen schon Probleme, wenn man sein Smartphone nur rootet. Nun: Die meiner Bank würde mit Google in der Sandbox laufen. Aber auch GrapheneOS erklärt auf der eigenen Webseite, dass es genau hier zu Problemen kommen kann.
Aber es gibt einen durchaus sinnvollen Ausweg: Statt einer Banking-App kann man sich ein Kartenlesegerät kaufen und sein Finanzleben wieder unabhängig von Google gestalten. Das würde ich an sich empfehlen. Denn wer will schon potenziell den Zugriff auf sein Konto wegen eines unabhängigen Dritten verlieren?
Google, wie es sein sollte
Meist bin ich jetzt ohne Google unterwegs: Stattdessen nutze ich Alternativen. K-9 Mail statt Google Mail. Etar statt dem Google Kalender. Open Camera statt Google Camera. Organic Maps statt Google Maps. Tubular statt Youtube. Wenn ich doch mal einen der Google-Dienste brauche, wechsle ich dank GrapheneOS einfach auf mein Google-Profil.
Dort habe ich Google erzogen! Ich verbiete einfach den meisten Apps den Internetzugriff und schränke so die Informationen, die Google von mir bekommt, stark ein. So hat das Unternehmen keinen Freifahrtschein mehr auf dem Smartphone, das heute für viele Menschen der Lebensmittelpunkt ist und über genügend Sensoren verfügt, um den gesamten Alltag zu verfolgen.
Wie geht ihr mit großen Unternehmen wie Google, Apple und Microsoft um? Verzichtet ihr vielleicht ganz auf sie? Geht ihr andere Umwege? Oder sind solche Optionen eurer Meinung nach eher etwas für Aluhut-Träger? Schreibt es in die Kommentare!
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