Ich schreibe täglich, aber KI-Schreibtools können mir nicht das Wasser reichen

Man muss mithilfe von KI ja nicht gleich ein Buch schreiben: Auch im Alltag sind die Bots bei allerlei Texten nützlich - oder?

Ich habe die KI mit meinen Artikeln und Büchern herausgefordert! Wer wohl gewonnen hat? Ich habe die KI mit meinen Artikeln und Büchern herausgefordert! Wer wohl gewonnen hat?

Bei der GameStar ist Artikel schreiben noch echte Handarbeit. Hier sitzen tagtäglich Menschen und tippen Artikel, die dann auf der Webseite erscheinen. Dass dieser Satz überhaupt erwähnt werden muss, hat mit der rasanten Entwicklung von KI-Werkzeugen in den letzten Monaten zu tun.

Was aber, wenn in naher oder ferner Zukunft der Mensch als Autor durch eine KI ersetzt wird? Wie klänge es, wenn eine KI meinen Artikel schreiben würde?

Aus rein rechtlichen Gründen wollen wir keine ganzen KI-generierten Artikel veröffentlichen, aber es gibt genügend Tools da draußen, die einem bei Rechtschreibung und vor allem Stil helfen - und das klingt zuweilen schon recht unmenschlich. 

Ich werde nicht nur Teile eines Artikels von mir durch DeepL Write und LanguageTool jagen, sondern auch Passagen aus meinen Büchern verwenden um zu sehen, was der Computer dort zu verbessern weiß.

Außerdem ist natürlich interessant zu wissen: Taugen die beiden Programme etwas im Alltag? Finden wir es heraus.

Maxe Schwind
Maxe Schwind

Maxe lebt fürs Schreiben. Zehn Jahre Erfahrung in diversen Redaktionen sprechen für ihn. In seiner Freizeit ist er außerdem unter anderem als Autor und Lektor tätig und schreibt die Manuskripte für seinen Podcast Lesen und Lesen Lassen. Buchstabensuppe löffelt er also nicht erst seit gestern.

DeepL Write & LanguageTool: Was ist das?

Seit KI im Spätherbst 2022 wirklich salonfähig wurde, haben sich viele mit den künstlichen Intelligenzen beschäftigt. Bilder über Midjourney machten die Runde und nicht wenige versuchten sich als Autorin oder Autor, mit ChatGPT als Ghostwriter.

Was klar ist: Eine KI ein ganzes Buch schreiben lassen, läuft nicht. Zumindest nicht, wenn man einen Qualitätsanspruch hat.

Muss ja auch nicht sein, denn künstliche Intelligenz darf ruhig auch unterstützend wirken.

Hier kommen DeepL Write und LanguageTool ins Spiel.

Das machen die beiden Programme: Sie überprüfen Grammatik, Rechtschreibung und Stil. Das beinhaltet nicht nur die korrekte Schreibweise von Wörtern, sondern auch Zeichensetzung und Groß- und Kleinschreibung.

Das Beste: DeepL Write und LanguageTool machen sogar Stilvorschläge und formulieren ganze Textpassagen um. Diese Features lobte ich ganz besonders in meinem Artikel über die beste Schreibsoftware, die man für Geld haben kann:

Für LanguageTool gibt es sogar Browser-Erweiterungen, es ist als Plugin für Schreibprogramme wie Word und LibreOffice zu haben und funktioniert ebenfalls mit Google Docs. Was gibt es da nicht zu lieben? 

Die Anwendungsmöglichkeiten sind mannigfaltig, nicht nur für Redakteure. Geschäfts-E-Mails, Verträge oder längere Social-Media-Posts könnt ihr getrost gegenchecken lassen und mit wenigen Klicks aus- und verbessern lassen.

Was kostet der Spaß? Die Basic-Variante dürft ihr einfach so benutzen. Die entfernt euch bereits die gröbsten Schnitzer aus den Texten. Wer tiefergehende Hilfe möchte, zahlt beim Jahrespaket von LanguageTool knapp 7 Euro im Monat. DeepL Write befindet sich aktuell in der Betaphase und ist kostenlos verfügbar.

DeepL Write & LanguageTool: Wie verbessert es meine Artikel?

Als Beispiel nehmen wir meinen am häufigsten gelesenen Artikel her: Ein simpler Trick, wie ihr die Bildqualität eures Fernsehers erhöht.

Ich jage folgende Passage durch die beiden Programme:

Macht das Licht aus. Wieso? Das menschliche Auge nimmt eines vor allen Dingen wahr: Kontrast. Je dunkler die Umgebung, desto leichter fällt es uns, Kontraste zu sehen, und je einfacher wir es unseren Sehnerven machen, desto besser empfinden wir das Bild.

LanguageTool findet erst mal keinen offensichtlichen Fehler - so weit, so gut. Ich stelle auf umformulieren und die KI spuckt mir folgende Alternativen aus.

Links im Bild: der Originaltext. Rechts finden sich die Verbesserungsvorschläge von LanguageTool. Links im Bild: der Originaltext. Rechts finden sich die Verbesserungsvorschläge von LanguageTool.

Kleine, feine Unterschiede, die das Leseerlebnis nicht merklich verbessern. Der zweite Vorschlag ist sogar direkt falsch, buh. Und was sagt DeepL Write dazu?

Auch bei DeepL findet sich links mein Original und rechts die Alternative der KI. Auch bei DeepL findet sich links mein Original und rechts die Alternative der KI.

Das macht aus den Leserinnen und Lesern eine Person. Wieso wird zu Warum, aber der Satz danach klingt besser als meiner. Dafür haut mir DeepL eine Dublette in den letzten Satz.

Nun gut, beide haben sich nicht mit Ruhm bekleckert, DeepL hat beim ersten Versuch die Nase vorn. Ich baue in die Passage absichtlich ein paar Fehler ein und frage die beiden nochmal.

DeepL Write korrigiert ohne Probleme alle Rechtschreibfehler und die Kommasetzung. Sogar den Je-Desto-Satz, der gerne umgangssprachlich falsch geschrieben wird, bügelt die KI aus, sehr praktisch. LanguageTool zieht mit, allerdings findet es nicht den doppelten Je-Desto-Satz, schade. Wieder ein Punkt für DeepL.

Eines zeigen die beiden Beispiele: Aus einem bereits guten Text holt die KI nicht mehr viel heraus. Bei wichtigen Dokumenten, die unbedingt fehlerfrei sein sollten, oder als Stilunterstützung, wenn ihr euch unsicher seid, könnt ihr die Tools aber ruhig füttern.

Wir könnten dieses Spielchen noch weiter treiben und den ganzen Artikel häppchenweise durch die Tools jagen, aber das überlasse ich lieber euch. Ich probiere noch etwas anderes.

DeepL Write & LanguageTool: Königsdisziplin Buch

Bis ein Buch fertig ist und ihr es im Laden kaufen könnt, durchläuft es mehrere Stadien wie Lektorat und Korrektorat. Diese achten auf inhaltliche, stilistische und grammatikalische Schnitzer.

Die Krux: Sie sind verdammt teuer. Zusammen berappt beides bei einem herkömmlichen Roman über 2.000 Euro. 

Könnte man sich die nicht dank KI sparen? Probieren wir es aus.

Ich werde folgende Textpassage aus meinem zweiten Buch Seidenfinger durch DeepL Write und LanguageTool jagen:

Das vorher, das war das Gebrüll eines Großkotzigen, aber diese Anklage würde die Seidenfinger vollends gegeneinander aufbringen. Was die Splittergruppe einte, war einvernehmlicher Wahn. Das war kein Versprechen eines besseren Lebens mehr, sondern der Aufmarsch in ein Martyrium für die ganze Stadt.

Bei LanguageTool merkt man, dass es an seine Grenzen kommt, weil es zumindest in der Free-Version Dinge nur Satz für Satz umformuliert. Teilweise geht so der Zusammenhang verloren:

Aufmarsch in ein Martyrium, das ein Martyrium für die ganze Stadt ist? Das streicht der Lektor an. Aufmarsch in ein Martyrium, das ein Martyrium für die ganze Stadt ist? Das streicht der Lektor an.

Auch DeepL Write weiß nicht viel aus dem Geschriebenen herauszuholen (außer eines Großkotzers, der mir ein Kichern entlockt hat):

Das war irgendwie ... ernüchternd. Zugegeben: Ich schreibe Fantasy und die Textpassage war recht hochgestochen formuliert.

Ich habe der KI jeweils einen etwas einfacheren Text aus meinem ersten Buch Gelbauge zu verarbeiten gegeben und hier sind sich beide KIs einig: Xantha hat wohl ihre Ruhe verloren. 

Offensichtlich können die Bots nicht mit geflügelten Worten umgehen, daher ist hier Vorsicht geboten. Was mir allerdings gefällt: DeepL Write versucht den Text möglichst zu vereinfachen. Was bei Eigennamen scheitert, hilft durchaus, wenn man beim Schreiben zu kompliziert denkt. Durch einen Klick auf die grüne Schrift dürft ihr übrigens auch feingranulieren, wenn eine Formulierung zu holprig klingt.

Vielleicht sind die beiden KIs doch eher nicht für Autorinnen und Autoren gemacht - zumindest nicht, wenn die Sprache nicht zu alltäglich ist.

Fazit

Über die im Artikel genannten Beispiele hinaus habe ich den beiden KIs noch mehr Texte gefüttert, sowohl aus Artikeln als auch Büchern. Für mich fällt das Fazit ernüchternd aus: Bei meinem Schreibstil und meiner Grammatik wissen die KIs nicht viel zu helfen.

Allerdings schreibe ich auch täglich, sei es beruflich oder privat, und habe es von der Pike auf erlernt. Mein Stil ist gefestigt, meine Rechtschreibung sicher. Daher sehe ich den Vorteil eher für Anwender, die sich selbst unsicher sind.

Vor allem DeepL Write hat mich überzeugt. Bereits in seiner Betaphase hat es gute Ergebnisse geliefert. Klar darf man die Großkotzer nicht stehen lassen und muss seine Texte immer zweimal überprüfen, aber um etwa das Anschreiben einer Bewerbung zu formulieren oder eine E-Mail stilistisch aufzumotzen, sind die Programme allemal ausreichend.

Und wenn ich doch mal einen Knoten im Hirn habe, werde ich es mir nicht nehmen lassen, die KI über einzelne Absätze drüberputzen zu lassen, sowohl bei Artikeln als auch Büchern. Dann kann es ja nur besser werden.

Mein Kollege Sören hat ebenfalls ein Buch verfasst - und es von ChatGPT nachschreiben lassen. Das Ergebnis ist überraschend:

KIs im Alltag nutzen, dazu findet ihr allein auf GameStar Tech etliche Artikel. Das kann schon ganz nützlich sein, auch wenn die Bots weitab von perfekt sind. Könntet ihr euch vorstellen, ganze Texte von KIs schreiben zu lassen? Glaubt ihr, wir Redakteure und Autorinnen werden irgendwann überflüssig sein? Oder kommt kein Computer an die menschliche Kreativität heran?

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