Gaming-Handys: Zum Scheitern verurteilt oder doch nur missverstanden?

Meinung: Gaming-Handys können eine rosige Zukunft haben, aber ich sehe da noch einige Probleme.

Haben Gaming-Handys eine Zukunft? Ich sehe Potenzial und eine Menge Probleme. (Bild: Redmagic) Haben Gaming-Handys eine Zukunft? Ich sehe Potenzial und eine Menge Probleme. (Bild: Redmagic)

Als Shuhei Yoshida, damals Präsident von Sony Interactive Entertainment, 2019 nach einem Nachfolger der PlayStation Vita gefragt wurde, nannte er einen gewichtigen Grund dagegen: den Anstieg der Smartphone-Spieler.

Fünf Jahre später sage ich: Sony hatte einerseits recht und lag andererseits trotzdem daneben.

Denn Yoshida behielt recht: Mobile Gaming ist heute weit verbreitet und Titel wie Wuthering Waves, Zenless Zone Zero und Genshin Impact ziehen nicht nur Casual-Spieler an. Dennoch gibt es heute eine Vielzahl an Handheld-Konsolen, die beweisen, dass Mobile Gaming und Konsolen nebeneinander existieren können.

Für dedizierte Gaming-Handys ist das eines, aber nicht das einzige der Probleme, die ihr eigentlich großes Potenzial zurückhalten.

Was unterscheidet Gaming-Handys von normalen?

In erster Linie sind Gaming-Handys sehr ähnlich zu gewöhnlichen High-End-Smartphones. Wie bei diesen kommt meistens der aktuell schnellste verfügbare Prozessor zum Einsatz. Für etwas mehr Leistung und für den Gaming-Fokus gibt es dann noch ein paar Extras: 

  • Eine exorbitante Menge an Arbeitsspeicher (bis zu 24 GByte)
  • Aktive Kühlung (intern oder extern)
  • Lange Akkulaufzeit
  • Hohe Bildschirmwiederholraten (144 Hz oder mehr)
  • Physische Extras, wie kapazitive Trigger-Tasten
  • … und natürlich RGB-Beleuchtung

Zwei besonders interessante Gaming-Handys sind das Asus ROG Phone 8 Pro und das Redmagic 9 Pro. 

Macht aktive Kühlung einen Unterschied? Ja, das tut sie. Obwohl das Samsung Galaxy S24 Ultra und das Asus ROG Phone 8 Pro denselben Prozessor verwenden, zeigt sich in Tests, dass die aktive Kühlung die Framerate-Stabilität verbessert. Ohne Kühler drosselt das Handy den Prozessor, um Überhitzung zu vermeiden. Der Unterschied ist jedoch in Spielen oft kaum spürbar, da selbst gebremste High-End-Prozessoren noch leistungsfähig genug sind.

Welche Probleme sehe ich mit den Geräten?

Auf dem Touchscreen spielen ist immer noch furchtbar: Touch-Steuerung bleibt problematisch. Viele Spiele spielen sich mit einem Controller deutlich besser. Genres wie Visual Novels sind besser für Touch-Eingaben geeignet, aber die Mehrheit der Spiele profitiert von haptischem Feedback.

So spielt sich Resident Evil Village auf dem iPhone 15 Pro Video starten 6:30 So spielt sich Resident Evil Village auf dem iPhone 15 Pro

Das Handy alleine reicht oft nicht: Um für Konsolen ausgelegte Spiele unterwegs zu genießen, benötigt man oft zusätzliche Geräte wie Controller oder Kühler. Der zusätzliche Aufwand macht den Mobilitätsvorteil zunichte. Stattdessen könnte man gleich Handy und Handheld-Konsole mitnehmen. 

Es gibt günstigere Handheld-Alternativen: Zum jetzigen Zeitpunkt kostet das Redmagic 9 Pro 900 Euro. Das Asus ROG Phone 8 Pro sogar 1.150 Euro. Das sind beides ausgezeichnete Handys, aber wenn euch nur Spiele wichtig sind, dann gibt es deutlich günstigere Optionen. 

So könnt ihr für etwa 300 Euro oder weniger den Logitech G Cloud oder das Razer Edge erwerben – beides Android-Handhelds mit deutlich besserer Ergonomie und viel niedrigerem Preis. 

Zum Streamen von Spielen müsst ihr euch kein Gaming-Handy kaufen, das 1.000 Euro kostet. (Bild Logitech) Zum Streamen von Spielen müsst ihr euch kein Gaming-Handy kaufen, das 1.000 Euro kostet. (Bild Logitech)

Die starke Hardware wird kaum ausgereizt: Zum heutigen Zeitpunkt gibt es nur wenig Spiele, die die starke Hardware der Android-Gaming-Handys ausreizen können. Wenn ihr nur native Android-Spiele spielen wollt, reicht heute meistens ein Prozessor der Mittelklasse aus. 

Und dann wären da noch Cloud- und Remote-Streaming: In Zukunft wird das immer besser werden und euer Handy kann ein Streaming-Handheld zur Begleitung der Konsole oder des PCs werden – aber dafür ist keine High-End-Hardware im Smartphone notwendig. Schnappt euch einfach ein altes Handy, das die nötigen Apps noch unterstützt, verbindet einen Controller und streamt los. 

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Mein Ausblick in die Zukunft

Eigentlich könnten Handys die perfekten All-In-One-Geräte der Zukunft sein. Sie können Smartphone, Handheld und sogar Konsole zugleich sein. Apple zeigt mit dem iPhone 15 Pro, dass Spiele auf Konsolen-Level auf Handys möglich ist. Ports wie Resident Evil 4 Remake oder Assassin’s Creed Mirage rechtfertigen sogar die starke Hardware von Gaming-Handys. 

Noch befinden wir uns allerdings ganz am Anfang. AAA-Spiele auf Android und iOS sind noch eine Seltenheit. Bis Gaming-Handys eine vollwertige Alternative zu Handheld-Konsolen werden wohl noch einige Jahre vergehen. Bis dahin sehe ich persönlich wenig Gründe, zu so einem Gerät zu greifen.

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