Es hätte beinahe ein »zweites Internet« gegeben - doch dann wurde es politisch

Was haben Chile, die CIA und Sozialisten mit dem Internet zu tun? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: eine ganze Menge! Wir fassen für euch zusammen.

Die Weltgeschichte steckt voller spannender, kurioser und natürlich auch tragischer Vorfälle. Manche davon haben direkt etwas mit Computertechnologie zu tun, was uns zum Anlass dieses Artikels führt. Wusstet ihr, dass es um ein Haar eine Art zweites Internet geben hätte können, wenn die Geschichte anders verlaufen wäre?

Was genau es damit auf sich hat und wo ihr tiefergehende Informationen zu dem Thema findet, wenn ihr euch noch eingehender damit beschäftigen wollt, erklären wir euch jetzt.

Fast wie in einem alten SciFi-Streifen

Konkret geht es um den südamerikanischen Staat Chile in den frühen 1970er-Jahren. Der Sozialist Salvador Allende war jüngst zum Präsidenten gewählt worden, was natürlich große Auswirkungen auf die Struktur und politische Ausrichtung des Landes hatte. Das war auch für die USA von großem Interesse.

Unter anderem wurde Project Cybersyn ins Leben gerufen. Bereits der Name klingt futuristisch (er steht für cybernetics synergy), doch die Funktionsweise ist angesichts der Zeitepoche, von der wir hier sprechen, noch beeindruckender. Während in den USA zeitgleich am Vorläufer des heutigen Internets geforscht wurde, war man in Chile schon ein ganzes Stück weiter.

Tatsächlich erinnert die Funktionsweise von Cybersyn etwas an die heutigen sozialen Netzwerke, genauer gesagt deren Live-Feeds. Denn die chilenischen Ingenieure schafften es, aus alten Telefonkabeln und anderen Elektroteilen aus Vorkriegszeiten, einen konstanten Datenstrom zu erzeugen, der sich in Echtzeit aktualisierte und Quellen aus dem ganzen Land anzapfte.

Von diesem futuristischen Kontrollraum aus hätten die Ingenieure die Daten im Blick behalten und auswerten sollen, wenn Project Cybersyn vollendet worden wäre. Von diesem futuristischen Kontrollraum aus hätten die Ingenieure die Daten im Blick behalten und auswerten sollen, wenn Project Cybersyn vollendet worden wäre.

Damit war es der Regierung möglich, die heimische Wirtschaft zu kontrollieren und unter anderem Streiks und Putschversuche zu verhindern. Geplant war sogar, das ganze Prozedere in einem Kontrollraum stattfinden zu lassen, der in Sachen Einrichtung aus der originalen Star-Trek-Serie hätte stammen können.

Zwei Jahre lang ging das Vorhaben gut, bis die Regierung von Allende 1973 schlussendlich doch gestürzt wurde und Chile bis 1990 unter die Kontrolle des Diktators Augusto Pinochet fiel.

Was haben die USA damit zu tun? Wie bereits erwähnt, forschten die Vereinigten Staaten von Amerika während der Amtszeit von Präsident Nixon ebenfalls bereits an den ersten Datenzentren, die von Behörden wie der CIA eingesetzt wurden. Wer weiß, wie sich ein ernstzunehmender Konkurrent auf diesem Gebiet im weiteren Verlauf der Geschichte ausgewirkt hätte.

Außerdem gilt es als historisch belegt, dass Nixon die Regentschaft des Sozialisten Allende ein Dorn im Auge war, weil er ein zweites Kuba befürchtete. Zahlreiche CIA-Dokumente aus dieser Zeit belegen das. Bis heute ist aber umstritten, ob die USA beim Putsch von Pinochet die Finger im Spiel hatten.

Die ganze Geschichte mit Stimmen der Beteiligten

Wenn euch das Thema jetzt so sehr interessiert, dass ihr noch viel mehr im Detail erfahren möchtet, empfehlen wir euch die neue Videoreihe der Website Mashable ans Herz. In der dreiteiligen Dokumentation kommen auch hochrangige Beteiligte aus der damaligen Zeit zu Wort, die noch weitere Einblicke zu den Geschehnissen gewähren. Die erste Folge gibt's hier:

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25 Jahre GameStar: Die größten und wichtigsten Technik-Sprünge des letzten Vierteljahrhunderts

Was denkt ihr? Hätte das chilenische Projekt Cybersyn das Potenzial gehabt, die Welt auf die gleiche Art und Weise zu revolutionieren wie das uns bekannte Internet? Schreibt uns eure Gedanken zu diesem Thema gerne in die Kommentare!

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