Marokko plant bereits seit 2016 an einem der größten Solarparks der Welt: Noor Midelt. Eigentlich sollte dieses Jahr Phase I des Projekts abgeschlossen sein.
Kostenpunkt? Laut Reuters stehen etwa 2 Milliarden Dollar bereit, finanziert unter anderem durch die Weltbank und die Europäische Investitionsbank. Doch trotz dieser immensen Mittel gibt es aktuell nur Wüstensand statt 2000 MW grünen Stroms.
Warum ist dieses Thema auch in Deutschland relevant? Um dem Klimawandel weltweit entgegenzuwirken, sind große und vor allem grüne Energie-Anlagen von kaum abschätzbarer Bedeutung. Projekte wie das Noor Midelt schlüpfen also in die Rolle des Pioniers und Vorbilds zukünftiger Megaprojekte einer globalen Energiewende.
Das Projekt im Detail: Noor Midelt wird in drei Phasen unterteilt und soll am Ende laut dem Magazin Xataka 2000 MW Leistung erzielen. Dabei werden folgende Technologien eingesetzt:
- PV-Anlange: Sonnenlicht wird mithilfe von tausenden Photovoltaik-Paneelen direkt in Strom umgewandelt, solange die Sonne scheint.
- CSP-Anlagen: Dabei wird Sonnenlicht mit Spiegeln auf einen Solar-Turm gebündelt. Die entstehende Hitze wird eingefangen und genutzt, um später Flüssigkeiten zu verdampfen. Der Dampf treibt Turbinen an, die Strom generieren - was auch noch nachts funktioniert.
- Die Mischung machts: Die Projektplaner wollen auf einen Mix aus Energiespeichern, PV- und CSP-Anlagen setzen, um die Stromversorgung auch nach Einbruch der Dunkelheit zu gewährleisten.
Hochfliegende Pläne und noch keine Ergebnisse
Marokko will mit diesem Projekt die ambitionierte Marke von 52 Prozent grüner Energie bis 2030 erreichen. Um diesen Plan umzusetzen, sollte das Projekt Noor Midelt schrittweise ausgebaut und die marokkanische Energieproduktion durch Kohle stückweise zurückfahren werden.
Laut einem Dokument der European Investment Bank wird Noor Midelt Phase I dann einen finalen Wert von über 2,67 Milliarden Euro besitzen und sollte eigentlich dieses Jahr in Betrieb gehen.
Der Knackpunt: Die Bauarbeiten haben noch nicht einmal begonnen.
Die Gründe für die Verzögerung: Die staatliche Energiebehörde MASEN (Marokkanische Agentur für Solarenergie) koordiniert in Marokko den Aufbau erneuerbarer Energien.
Dort vergab man bereits 2019 den Auftrag für den Bau an ein Konsortium unter der Leitung des Konzern EDF Renouvelables – mit den Auflagen, dass die Anlage aus PV- und CSP-Teilen besteht.
Allerdings gab es Streit zwischen den Parteien. Einer der Projektträger namens ONEE bestand laut Reuters darauf, dass das Midelt-Projekt den CSP-Anteil zugunsten von mehr PV-Anlagen aufgibt oder alternativ von thermischen Salzspeichern auf Akku-Speicher umsteigt.
Sollte dies nicht geschehen, würde ONEE den produzierten Strom nicht kaufen.
Wissenswert - Deshalb will MASEN nicht auf die CSP-Technologie verzichten:
- Nachteil PV-Anlage: Sobald die Sonne untergeht, stoppt die Stromproduktion. Überschüssiger Strom aus der Tagesproduktion lässt sich schwer in großen Mengen speichern.
- Vorteil CSP: Auch nach Sonnenuntergang kann mit dieser Technologie dank der gespeicherten thermischen Energie weiter Strom erzeugt werden.
Wie die CSP-Technologie funktioniert, seht ihr in dieser kurzen Animation:
Link zum YouTube-Inhalt
Zwischenstand 2024 – So sieht das Projekt heute aus
Laut dem Reuters-Bericht vom 27. Februar 2024 wurde ein Stromabnahme-Vertrag unterschrieben. Andauernde Streitigkeiten über die richtige Technologie und die Corona-Pandemie verhinderten laut MASEN den geplanten Baustart jedoch bis heute.
Angeblich befindet sich Noor Midelt I in der Endphase der Entwicklung - MASEN reagierte aber nicht auf spezifische Rückfragen seitens Reuters, inwiefern die Streitfrage rund um die richtige Technologie geklärt sei.
Bau-Dauer bei Einigung: Falls sich die Parteien zeitnah einigen sollten, dauert die Errichtung der Phase I laut der Weltbank immer noch mindestens 30 Monate (also vermutlich bis 2027) und wird dann lediglich 800 MW der geplanten 2000 MW (nach Phase III) produzieren.
Deshalb gibt es Streit um die Concentrated Solar Power
(CSP) Technologie
Im Vorfeld gab es Probleme mit Noor Ouarzazate, dem bekanntesten Solarkomplex Marokkos. Dort fielen CSP-Anlagen immer wieder aus und verursachten hohe wirtschaftliche Schäden. So schreibt Reuters:
Der marokkanische Wirtschafts-, Sozial- und Umweltrat empfahl in einem Bericht aus dem Jahr 2020, die CSP-Technologie aufgrund ihrer hohen Kosten im Vergleich zu Photovoltaik und Windkraft ganz aufzugeben. In diesem Bericht heißt es, dass MASEN mit dem Noor Ouarzazate-Komplex ein jährliches Defizit von 80 Millionen Dollar erwirtschaftet, weil es den Strom für weniger als die Produktionskosten verkauft.
Dem widerspricht MASEN und verweist auf den Vorteil der Energiespeicherung bei der CSP-Technologie – dort scheint man seine Meinung über die Technologie also noch nicht geändert zu haben. Deshalb bleibt es abzuwarten, ob sich die Projektträger zeitnah einigen können.
Was denkt ihr über dieses Projekt? Sollte an der CSP-Technologie festgehalten werden oder lieber alternative Wege zur Energiespeicherung gesucht werden, um den überflüssigen PV-Strom speichern zu können? Schreibt eure Gedanken und Ideen gerne in die Kommentare.
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