Das Jahr 2023 hatte viele sehr gute Spiele, aber auch jede Menge Aufreger zu bieten. Der mit Abstand häufigste Knackpunkt bei Problemfällen: Die Performance. Das wird auch im Falle von Alan Wake 2 befürchtet, wie gleiche mehrere negative Schlagzeilen im Vorfeld des Releases gezeigt haben.
Einerseits geht es um hohe Systemanforderungen, die Upscaling zur Pflicht machen. Andererseits um die vermeintlich fehlende Unterstützung von bestimmten Grafikkarten, die teilweise nur etwa vier Jahre alt sind.
Doch es gibt Grund zur Hoffnung für das Horror-Spiel, das passenderweise kurz vor Halloween beziehungsweise am 27. Oktober erscheint. Wir konnten es mittlerweile selbst mit unterschiedlicher Hardware ausprobieren und haben gleich mehrfache gute Nachrichten mit Blick auf die Technik.
Folgende Punkte sind dabei zentral, die wir uns in diesem Artikel näher anschauen:
- Die offiziellen Systemanforderungen liegen ein Stück über dem tatsächlichen Anspruch des Spiels
- Alan Wake 2 fühlt sich auch mit relativ niedrigen Bildraten erstaunlich flüssig an
- Das Problem mit älteren GPUs ist zumindest im Falle von AMD etwas weniger gravierend als befürchtet
- Das Spiel beeindruckt technisch selbst ohne Raytracing, vor allem in Sachen Beleuchtung
Was spielerisch von dem Titel zu halten ist, erfahrt ihr in unserem Test zu Alan Wake 2:
1. Die offiziellen Systemanforderungen im Check
Das oben zu sehende Bild mit den Systemvoraussetzungen von Alan Wake 2 hat wenig überraschend für Aufsehen gesorgt. Das gilt nicht nur, weil für das Spielen in Full HD mit 30 FPS und bei niedrigen Details ohne Raytracing immerhin bereits eine RTX 2060 oder eine RX 6600 gefordert werden.
Erschwerend hinzu kommt der Umstand, dass gleichzeitig auch eines der Upscaling-Verfahren DLSS oder FSR 2 auf der Stufe Qualität
aktiv sein soll. Das bedeutet, dass die tatsächliche Renderauflösung bei 1280x720 Pixeln liegt und damit nochmal deutlich unterhalb von Full HD (1920x1080).
Unsere bisherigen Ausflüge in dem Spiel zeigen aber, dass die Entwickler bei ihren Angaben eher pessimistisch vorgegangen sind.
Das verdeutlichen Messungen mit einer RTX 2060 Super, die nur etwa zehn bis 15 Prozent schneller ist als die RTX 2060: In Kombination mit einem Core i5 8600K und 16 GByte RAM erreichen wir so in aller Regel problemlos mehr als 30 FPS und teilweise sogar bis zu 50 FPS, und zwar in nativer Full-HD-Auflösung und bei hohen Details.
Das sind immer noch hohe Anforderungen an die Hardware, allerdings sieht das Spiel meist wirklich sehr gut aus, worauf wir später noch zu sprechen kommen.
2. Wie viel FPS sind nötig?
Pauschale Aussagen darüber, wie viel FPS man zum flüssigen Spielen braucht, sind nicht möglich, weil es dabei zu viele wichtige Faktoren gibt, die variieren. Entscheidend sind vor allem das Genre des Spiels, das subjektive Empfinden und die Engine beziehungsweise ihr Eingabegefühl.
So gibt es Spiele, die sich selbst mit 50 oder 60 FPS noch sehr träge steuern (hat da jemand Metro: Exodus gesagt?), aber eben auch Titel wie Alan Wake 2, die bereits mit 40 FPS ein vergleichsweise direktes Eingabegefühl mit Maus und Tastatur bieten.
Grundsätzlich sind möglichst hohe Bildwiederholraten zwar auch in Alan Wake 2 wünschenswert. Die hohen Systemanforderungen wirken sich durch das gute Eingabegefühl aber nicht so stark negativ aus, wie man befürchten könnte.
Das wird auch durch den Umstand begünstigt, dass Alan Wake 2 auf unseren PCs größtenteils sehr saubere Frametimes zu bieten hat. Es kommt also nicht häufig zu unvermittelten kurzen Rucklern, die für ein gutes Spielgefühl potenziell sehr störend sind.
3. Das Problem mit den älteren Grafikkarten
Alan Wake 2 hat für negative Schlagzeilen gesorgt, da es Grafikkarten mit der Mesh-Shader-Funktion voraussetzt - oder besser gesagt: dringend empfiehlt. Denn grundsätzlich starten und spielen könnt ihr den Titel auch mit GPUs ohne Unterstützung dieser Funktion.
Zu diesen GPUs zählen unter anderem die GTX-1000-Generation von Nvidia sowie die RX-5000-Karten von AMD. Während die Nvidia-Karten etwa sieben Jahre alt sind, kamen die Radeon-Modelle erst vor circa vier Jahren auf den Markt. Mit letzteren erzielen wir dazu passend klar bessere Ergebnisse.
Wir haben das Spiel sowohl mit der GTX 1080 Ti als auch mit der Radeon RX 5700 XT samt aktuellen Treibern getestet. Demnach liegen mit der Nvidia-Karte stets nicht wirklich spielbare Bildraten von etwa 10 bis 15 FPS an, selbst wenn wir Details und Auflösung drastisch reduzieren.
Bei der grundsätzlich ähnlich schnellen RX 5700 XT sieht das deutlich anders aus: Mit dieser GPU kommen wir wie oben zu sehen in Full HD oftmals auf durchaus spielbare FPS-Werte im Bereich von 30 bis 40 Bildern pro Sekunde, wenn auch nur bei mittleren Details und mit Upscaling auf der Stufe Qualität
.
Die FPS können zwar teilweise stärker Einbrechen, unserer bisherigen Einschätzung nach ist Alan Wake 2 bei Abstrichen in Sachen Optik aber durchaus mit dieser GPU spielbar.
Ob Mods oder Patches die Situation noch verbessern, vor allem mit Blick auf die GTX-1000-Generation, bleibt gleichzeitig abzuwarten.
4. Die Optik macht den Hardware-Anspruch nachvollziehbar
Wenn ein Spiel die Hardware besonders stark fordert, sollte sich das auch in einer möglichst überzeugenden Optik niederschlagen.
Alan Wake 2 hat zwar technisch durchaus Schwächen, etwa die teils zu statische Vegetation, manche wenig organisch beziehungsweise etwas aufgesetzt wirkende Objekte und ein vergleichsweise starkes Profitieren von hohen Auflösungen, was den Anspruch zusätzlich verschärft. Aber diese Beleuchtung!
Die Licht- und Schattenspiele in Alan Wake 2 gehören zum Besten, was wir bislang in einem Spiel gesehen haben, was anhand der Trailer bereits zu erahnen war.
Besonders bemerkenswert ist, dass das auch ohne aktiviertes Raytracing gilt. Ihr braucht also keine High-End-Hardware, um in den Genuss einer sehr schicken Optik zu kommen.
Fazit der Redaktion
Nils Raettig
@nraettig
Beim Blick auf die Systemanforderungen von Alan Wake 2 habe ich schon das Schlimmste befürchtet. Glücklicherweise erweist sich das Spiel auf unseren Testsystemen aber als klar weniger problematisch als gedacht.
Sicher, man merkt dem Titel an, dass er mit Blick auf eine möglichst überzeugende Optik entwickelt wurde, auch durch moderne Techniken wie Raytracing beziehungsweise teils Pathtracing, kombiniert mit den Nvidia-exklulsiven Features DLSS 3.5 und Frame Generation.
Diese Technik mit einer guten Skalierbarkeit zu kombinieren, sowohl in Sachen Optik als auch in Sachen Systemanforderungen, ist eine schwere Aufgabe, an der Alan Wake 2 letztlich ein Stück weit gescheitert ist.
Ich war aber dennoch positiv überrascht, wie flüssig sich das Spiel auch mit Hardware nahe an den den minimalen Systemanforderungen anfühlt und wie gut es dabei aussieht, selbst ohne Raytracing. Besonders hervorzuheben sind die größtenteils sehr sauberen Frametimes und das meist angenehm direkte Spielgefühl.
Außerdem hatte ich nicht damit gerechnet, mit einer RX 5700 XT spielbare Bildraten erzielen zu können. Ärgerlich ist die Situation rund um die GTX-1000-Generation und die RX-5000-Generation aber dennoch.
Meiner Meinung nach hätte man auch diese älteren, aber durchaus immer noch verbreiteten GPUs bei der Entwicklung stärker mit berücksichtigen sollen. Zumal Alan Wake 2 meines Wissens nach mit der erste Titel ist, der ihnen eine ausreichend gute Unterstützung verwehrt.
Frei von Problemen ist Alan Wake 2 also auch zum Release nicht. Es dürften aber dennoch mehr Spieler mit ausreichend hoher Performance in den Genuss dieses Spiels kommen können, als im Vorfeld zu erahnen war.
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