Razer Iskur V2 im Test: Der neuste Gaming-Stuhl macht vieles gut, die größte Schwäche jedoch bleibt

Nele mag den neuen Gaming-Chair zwar sehr, eine Sache stört sie aber: Razer ist noch immer nicht sein Kryptonit losgeworden.

Wir sind ausgiebig auf dem Razer Iskur V2 herumgeturnt. Wir sind ausgiebig auf dem Razer Iskur V2 herumgeturnt.

Razers neuster Flaggschiff-Gaming-Stuhl Iskur V2 ist rund 250 Euro teurer als einige der Vorgängermodelle (UVP). Was ist besser, was schlechter, was ist gleich geblieben und warum spielt das eigene (Sitz-)Verhalten insbesondere bei Stühlen eine so große Rolle?

Eines vorweg: Was uns in der GS-Tech-Redaktion an sämtlichen bisher erschienenen und getesteten Razer-Stühlen störte, ist geblieben. Dennoch macht der Iskur V2 vieles richtig und ist zurecht das neue Aushängeschild des Herstellers.

Technische Daten
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  • Empfohlene Körpergröße: 160 - 200 cm
  • Körpergewicht: max. 136 Kg
  • Material: Überwiegend Kunstleder (Stoffvariante verfügbar)
  • Gestell: Stahl (Fuß aus gepulvertem Aluminium)
  • Rollendurchmesser: 6 cm
  • Ergonomie: Verstellwinkel der Rückenlehne 152°, verstellbare Lordosenstütze (Tiefe und Höhe), abnehmbares Kopfpolster aus Memory-Schaumstoff, höhenverstellbare und kippbare Sitzfläche, Armlehnen hoch/runter, vor/zurück, links/rechts, innen/außen
  • Garantie: 3 Jahre auf Mechanismus und bewegliche Teile (ohne Verschleiß)
  • Abmessungen: siehe folgendes Bild

Die Maße des Razer Iskur V2 im grafischen Überblick. Quelle: Razer Die Maße des Razer Iskur V2 im grafischen Überblick. Quelle: Razer

Razer Iskur V2
Razer Iskur V2
Der Iskur V2 ist in schwarzem Kunstleder, wahlweise mit grünen oder schwarzen Logos und Nähten verfügbar oder mit Stoffbezug und in Grau. Neben der tollen Ergonomie und maximaler Anpassbarkeit hat der Stuhl eine angenehme Kippelfunktion und ist perfekt für kleinere Menschen ab 1,60 Meter Körpergröße.
  • Stark anpassbar
  • Auch für kleinere Menschen geeignet
  • 3 Jahre Garantie auf bewegliche Teile und Mechanismus
  • Breite Sitzfläche und viel Schulterfreiheit
  • Lendenwirbelstütze lässt auch schrägen Sitz zu
  • Klassisches Gaming-Design ohne ein Bucket Seat zu sein
  • Klapprige Armlehnen, die für besonders schmale Personen zu weit auseinander stehen
  • Darf gerne günstiger werden
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Iskur = Enki?

Mit dem Iskur V2 weicht Razer radikal vom ursprünglichen Konzept der Reihe ab, und nähert sich mehr dem klassischen Razer Enki an. Diese Angleichungen empfinde ich für meinen Teil als positiv: Die Sitzfläche ist breiter, sodass ich nun auch auf dem Iskur im Schneidersitz hocken kann. Auch an den Schultern werde ich nicht länger in meinen Bewegungen eingeschränkt.

Von vorn betrachtet, wurde das Racing-Car-Design optisch im Umriss beibehalten. Die störenden harten Sitzschalenkanten, die zuvor die Sitzfläche und die Schultern umrahmten, wurden stark reduziert. Oberflächlich betrachtet ähnelt der Iskur nun meinem Enki, der inzwischen seit Ende 2021 meinem Hintern ein Zuhause bietet.

Razer Enki Pro (links), Razer Iskur V2 (Mitte) und Razer Enki. Ich habe meinen Enki (rechts) vorm Fotoshooting noch mal feucht abgeputzt, und er war beim Fotografieren leider noch nicht trocken. Also nicht wundern. ;D Razer Enki Pro (links), Razer Iskur V2 (Mitte) und Razer Enki. Ich habe meinen Enki (rechts) vorm Fotoshooting noch mal feucht abgeputzt, und er war beim Fotografieren leider noch nicht trocken. Also nicht wundern. ;D

Allerdings war mein Enki auch gut 250 Euro günstiger. Wo ist also der Unterschied zum teureren Modell und ist der Preisanstieg gerechtfertigt? Jein, würde meine Antwort lauten. Ich selbst war auch mit dem Enki, bis auf einen großen Kritikpunkt, auf den ich gleich noch zu sprechen komme, vollkommen zufrieden. Aber ich bin auch ein kleiner, flippiger Hobbit, der sich sowieso so viel auf seinem Sitzplatz hin- und herbewegt, dass mein Rücken trotz Schreibtischjob ziemlich kräftig und gesund ist.

Nele Wobker
Nele Wobker

Gaming ist für Nele nicht einfach nur ein Hobby, sondern auch das, womit sie ihren Lebensunterhalt verdient. Als Freelancerin testet sie alles Mögliche von Gaming-Mäusen, über Gaming-Tastaturen und Headsets, Monitore, PC-Lenkräder bis zu VR-Brillen. Da sie wegen ihrer Arbeit sehr viel Zeit am Schreibtisch verbringt, ist eine passende Sitzgelegenheit essenziell für sie.

Wichtig ist für mich nur eine breite Sitzfläche, weil ich gerne im Schneidersitz arbeite und spiele, sowie eine Kippfunktion. Wie gesagt, ich hocke selten still. Manchmal habe ich einen Fuß beim Sitzen unterm Po oder stelle ihn auf die Katzenliege unter meinem Schreibtisch.

Wenn ich mit Controller spiele, lege ich die Füße auch gerne mal hoch und lehne mich nach hinten. Ein Gaming-Stuhl muss für mich also die besagte dynamische Kippfunktion bieten, eine ordentliche Lordosenstütze ist aber ebenfalls sinnvoll. Diese muss sich jedoch reduzieren lassen, damit ich, wenn ich mit Gamepad zocke und mich dabei nach hinten lehne, kein Hohlkreuz forme.

Außerdem halte ich gerne die Arme hoch und mich dabei oberhalb des Kopfes am Rückenlehnenrand fest, wenn ich kurz verschnaufe oder etwas lese. Die für Gaming-Stühle charakteristischen hohen Rückenlehnen sind für mich also nicht nur aus Design-Sicht ein Pluspunkt. Ihr seht schon, Sitzen ist immer auch eine sehr individuelle Sache. Wie individuell, hat Kollege Maxe erst kürzlich demonstriert:

Die Stärken des Iskur V2

Kissen Das Kissen ist aus weichem Memory-Schaumstoff mit weichem Bezug sowie gesticktem Razer-Logo.

Ohne Kissen Das Kissen lässt sich anders positionieren oder komplett abnehmen.

Lordosenstütze Die Lordosenstütze ist beweglich und passt sich unseren Bewegungen an. Außerdem kann der Druckpunkt in der Höhe und Tiefe verstellt werden.

Lordosen-Regler Um die Lordosenstütze unkompliziert zu regulieren, befinden sich links und rechts am Stuhl je griffige Regler.

Der auf der Elektronikfachmesses CES 2024 vorgestellte Gaming-Stuhl wurde laut Razer zusammen mit »Ergonomie-Experten« entwickelt. Wie auch immer man diese fragwürde Jobbezeichnung nun auslegen mag, es hat jedenfalls funktioniert. Vor allem, wenn man so wie ich, diverse andere Vorgängermodelle von Razer kennt und benutzt.

Der Iskur V2 hat im Gegensatz zu meinem Enki eine angenehm weiche Lordosenstütze, die sich links und rechts per Regler anpassen lässt. Ich kann sowohl die Stärke der Ausprägung einstellen, den Buckel quasi, und die Stütze selbst passt sich vertikal an meine Bewegungen an. Außerdem darf ich die Höhe der Beule angleichen. Ich war bisher immer jemand, die der Meinung war, dass sie keine extra Lendenwirbelsäulenstütze braucht und ich sehe es für mich auch noch immer so.

Aber ich muss gestehen, dass ich mich inzwischen schon sehr an den zusätzlichen Support im unteren Rücken gewöhnt habe. Es geht so weit, dass mir dieser Stuhl nach dem Test höchstwahrscheinlich fehlen wird.

Schulterpartie An den Schulter sehen wir die typischen Gaming-Stuhl-Ohren. Diese wenden sich aber nicht mehr so stark nach innen und sind recht flach für mehr Schulterfreiheit.

Details Die Verarbeitung wirkt sehr wertig, insbesondere Logos und Schriftzüge wurden sauber aufgestickt und hervogehoben.

Seiten Das Kunstleder an den Seiten ist in einer Riffeloptik designt und lockert das Gesamtbild auf.

Übergang Auf dem Foto leider nicht so gut zu sehen, aber die Lordosenstütze berührt die Sitzfläche nicht. Sie steht flexibel und beweglich darüber.

Mit meinen 1,70 Metern Körpergröße falle ich für die meisten Gaming-Stühle bereits zu kurz aus. Der Razer Iskur V2 jedoch passt mir ziemlich gut, sogar noch einen Tick besser als der Enki. Ein Blick auf das Datenblatt bestätigt den subjektiven Eindruck. Der Iskur V2 ist für Gamer aber 160 Zentimetern Gesamtgröße, der Enki ab rund 167 Zentimetern ausgelegt.

Außerdem gefällt mir der Look wirklich gut. Für meinen Test wurde mir das Iskur V2 Grundmodell in schwarzem Kunstleder und mit grünen Nähten und Logos zur Verfügung gestellt. Es gibt den Stuhl aber auch in komplett schwarzem Kunstleder oder mit grauem Stoffbezug. Ich persönlich bevorzuge die Optik, die ich auch bekommen habe. Das Grün leuchtet schön und passt gut in mein Arbeitszimmer:

Leuchtendes Grün Wer den klassischen, bunten Gaming-Look mag, wird hier also gut bedient. Für alle anderen gibt es den Stuhl aber auch in komplett schwarz oder aus grauem Stoff.

Logo Das grüne Razer-Logo ist selbst bei schlechtem Licht noch zu sehen, ebenso wie die grünen Nähte.

Schlicht Trotz der auffälligen Highlights macht sich dieser Stuhl in einem Büro ebenso gut, wie in einer Gaming-Höhle.

Schriftzug Razer spart natürlich nicht mit dem eigenen Namen. Auch auf der Rückseite wurde dieser noch einmal untergebracht.

Was soll nur das mit den Armlehnen?

Ich habe schon auf drei anderen der jüngsten Gaming Chairs von Razer gesessen. Einer davon, der Enki, leistet mir wie gesagt schon seit ein paar Jahren treue Dienste. Ein weiterer, der Enki Pro, steht beim Bürokollegen am Schreibtisch. Das andere mir gut bekannte Modell ist der Iskur (ohne Zusatz). Und ich verstehe es nicht: Warum wurde die Sache mit den 4D-Armlehnen noch immer nicht behoben?

Zum Einen sind sie nicht besonders komfortabel. Die Schaumstoffpolster geben nicht genug nach und fallen zu hart und glatt aus. Halt hat man darauf jedenfalls keinen und die Ellenbogen oder die Unterarme lassen sich dort auch nicht schön ablegen. Sehr schnell entsteht an den Aufliegeflächen Druck. Außerdem können die Lehnen nicht sehr nah an den Körper herangebracht werden und auch nicht nah genug an die Rückenlehne, was gerade für eher schmal gebaute Personen ungemütlich ist.

Armlehne Ein kleines Stück könnte die Gesamtlarmlehne hier noch an die Sitzfläche herangebracht werden, aber das reicht nicht für jeden aus.

Polster Beim Verstellen klackert die Konstruktion unangenehm lauf, ist frickelig und das Armpolster macht auch einen miserablen Job.

Ein Problem, das sich durch alle Stuhl-Serien von Razer zieht: Alana hat zuvor schon den neuen Fujin Pro aus Razers Bürostuhl-Reihe getestet. Auch sie bemängelt die wenig gelungenen Armlehnen:

Wem könnte der Razer Iskur V2 gefallen?

Am Arbeitsplatz Mir hat der Stuhl insgesamt sehr gut gefallen. Insbesondere die dynamische Lordosenstütze.

Racing-Look Die hohe Rückenlehne mit den nun kleineren Ohren sind der perfekte Kompromiss zwischen Autositz-Look und Schulterfreiheit.

Highlights Nicht jedermanns Sache, aber mir gefällt es: Die 3D-Hervorgebungen in Grün. Wer es dezenter mag, kann zur ganz schwarzen oder zur grauen Stoffvariante greifen.

Wenn ihr euch unter folgenden Punkten wiederfindet, könnte der Razer Iskur V2 vielleicht die richtige Wahl für euch sein:

  • Racing-Look ohne harte Schale: Wer einen Gaming-Chair in dem typischen Rennfahrer-Design sucht, aber ohne die dafür typischen »Eimerelemente«, bei der Sitzfläche und den Schultern, dem könnte die Po- und Schulterfreiheit des Iskur V2 sehr zusagen.
  • Individualisierbarkeit: Wenn ihr euren Stuhl (ergonomisch) anpassen möchtet.
  • Starke Größe, auch für kleinere Personen: Es gibt kaum Gaming-Stühle, auf denen auch Menschen unter 1,75 m bequem sitzen können. Der Iskur V2 ist für Spielerinnen und Spieler ab 1,60 m ausgelegt, die bis zu 136 kg wiegen können.
  • Armstützen? Nicht so wichtig: Wenn euch egal ist, dass die Armlehnen nicht die tollsten sind, sie sich nicht sehr nah an den Körper bringen lassen und euch das laute, Rattern beim Verstellen nicht stört.
  • Bürostuhlakrobaten: Wer sich wie ich viel am Schreibtisch bewegt und Flexibilität in der Sitzposition wünscht.
  • Schneidersitz und Lotussitz: Der Iskur V2 hat eine recht gerade und breite Sitzfläche, die sowohl für den Schneider- als auch den Lotussitz geeignet ist. Wer diese beiden Sitzpostionen mag, kommt hier voll auf seine Kosten.

Das Problem mit den »Gaming«-Stühlen

Ja, ich weiß. Viele von euch mögen Produkte nicht, sobald »Gaming« im Namen steckt. Bei Gaming-Stühlen scheint diese Aversion besonders ausgeprägt zu sein. Ihnen wird nachgesagt, einzig und alleine auf Optik zu setzen und sich nicht um gesundheitliche Aspekte zu scheren. Zum Teil handelt es sich hierbei aber um veraltete Ansichten, die noch aus der Gaming-Chair-Anfangsära um 2005 herrühren. Ein Autositzproduzent hatte überraschend einen »Bucket Seat«-Überschuss zu verzeichnen und beschloss kurzerhand, die Hartschalensitze einfach an Rennsimulationsspieler zu verscherbeln. Geboren war der Gaming-Chair, der genau dafür ursprünglich überhaupt nicht gedacht war.

Die meisten namhaften Gaming-Stuhl-Hersteller legen inzwischen aber sehr wohl Wert auf die Rückengesundheit ihrer Kundschaft. Alles andere wäre nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande rechtlich problematisch. Wer mit Ergonomie wirbt und für sich verbucht, mit Experten aus dem medizinischen Bereich zusammenzuarbeiten, kann es sich schlichtweg nicht erlauben, gesundheitliche Schäden der Konsumenten billigend in Kauf zu nehmen.

Moderne Gaming-Ausstatter sind natürlich bemüht, das gewohnte und oft gewünschte Rennfahrer-Design ihrer Gaming-Stühle beizubehalten. Dieses wird aber inzwischen mit sinnvollen Funktionen bestückt, die dem Rücken förderlich sein können. Es ist vollkommen legitim, Gaming-Stühle dennoch abzulehnen, von pauschalen Aussagen sollte bei der Kritik jedoch abgesehen werden. Ich für meinen Teil mag Gaming-Stühle.

Fazit der Redaktion

Nele Wobker
@nerdynele.de

Mir hat der Iskur V2 sehr gut gefallen, aber wegen der Armsützen würde ich ihn mir zu diesem Preis nicht kaufen. Und das sage ich mit Bedauern, denn ansonsten erfüllt der Gaming-Stuhl all meine Anforderungen. Insbesondere die bewegliche, anpassbare Lordosenstütze, die breite Sitzfläche und die Schulterfreiheit, trotz Racing-Desing, sind wirklich gelungen.

Wenn mein Enki irgendwann doch einmal das Zeitliche segnet, werde ich mir den Iskur V2 noch einmal in Erinnerung rufen, aber auch schauen, ob es bis dahin vielleicht auch andere Modelle mit ordentlichen Armstützen gibt.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Gaming-Stühlen gemacht? Besitzt ihr einen der Rennwagen-ähnlichen Sitzgelegenheiten oder darf's bei euch auch ein herkömmlicher Bürostuhl sein? Welches Modell könnt ihr weiterempfehlen und welches sollte man vielleicht meiden? Schreibt uns eure Meinung gerne unten in die Kommentare!

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