Preisexplosion bei Grafikkarten: Wie hart erwischt uns die nächste Mining-Welle?

Nachdem es zunächst etwas Hoffnung gab, kennen die Kurse von Kryptowährungen und die Preise von Grafikkarten zur Zeit wieder nur eine Richtung: Nach oben.

Nachrichten über schlechte Verfügbarkeit und extrem hohe Grafikkarten-Preise sind seit ungefähr einem Jahr ständiger Begleiter im Gaming-Umfeld. Die jüngsten Entwicklungen geben aber Anlass zur Sorge, dass sich die Lage weiter verschärfen könnte. Die Preisentwicklung von Nvidias RTX 3060 Ti steht dabei beispielhaft für den gesamten Markt.

So war sie Mitte August im Handel noch für etwa 600 Euro zu haben und wurde bei Ebay ohne Mining-Bremse teilweise für 1.200 Euro verkauft. Mittlerweile kostet sie im Handel dagegen über 800 Euro und wechselt bei Ebay für bis zu 1.849 Euro (!) den Besitzer. Zur Erinnerung: Die UVP dieser Karte liegt bei 419 Euro.

Auch andere Grafikkarten wie die RTX 3080 und die RX 6800 XT sind in der letzten Zeit (noch) teurer geworden. Einen wichtigen Baustein für diese Entwicklung dürfte der aktuelle Kurs der beliebten Kryptowährung Ethereum darstellen. Wie die folgende Grafik zeigt, befindet sich Ethereum nach einem Kursabfall Mitte des Jahres wieder klar im Aufwind, inklusive Erreichung neuer Allzeithochs:

Einfluss der Mining-Bremse

Wie bereits angedeutet gibt es bei den Grafikkartenpreisen sehr große Unterschiede zwischen den Nvidia-Modellen, die nur begrenzt Leistung beim Schürfen von Ethereum bieten (am Kürzel LHR beziehungsweise Light Hash Rate zu erkennen) und Karten ohne diese Mining-Bremse.

Im Handel finden sich aktuell praktisch nur noch LHR-Modelle. Sie sind hier im Falle der RTX 3080 derzeit ab etwa 1.400 Euro zu haben, gleiche Kosten gelten für entsprechende LHR-Angebote bei Ebay. Will man dort aber eine RTX 3080 ohne LHR-Zusatz beziehungsweise Mining-Bremse kaufen, werden im Schnitt über 2.000 Euro dafür fällig. Schaut man sich die 30 letzten verkauften Modelle bei Ebay ungefiltert an, liegt der Durchschnittspreis bei 1.784 Euro.

Die Grafikkarten-Preise entwickeln sich dabei auch im Falle von AMDs Radeon RX 6800 XT, die es nur ohne Mining-Bremse gibt, in gewisser Parallelität zum Ethereum-Kurs, wie die folgende Übersicht zeigt:

Sollte der Ethereum-Kurs seinen Höhenflug fortsetzen, käme es also nicht überraschend, wenn die Preise für aktuelle Grafikkarten ebenfalls weiter steigen. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass der von vielen Spielern herbeigesehnte Wechsel zu Ethereum 2.0 zuletzt um Monate nach hinten verschoben wurde.

Mit der neuen Version soll ein Wechsel vom rechen- und energielastigen Proof-of-Work-Verfahren zum Proof-of-Stake verfahren erfolgen. Schnelle Grafikkarten wären damit für das Schürfen von Ethereum praktisch überflüssig. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel:

Wie effizient verschiedene aktuelle Modelle beim Schürfen von Ethereum per Proof-of-Work-Verfahren sind, zeigt die Übersicht unten auf Basis der Daten von Toms Hardware. Je höher die Hash- beziehungsweise Schürf-Rate und je geringer die Geld in Form von Stromkosten benötigende Leistungsaufnahme beim Minen, desto besser.

Verschlechterung droht auch durch das Weihnachtsgeschäft

Ein Faktor, der nichts mit dem Mining zu tun hat, steht außerdem wie jedes Jahr zu dieser Zeit vor der Tür: Die nochmal steigende Nachfrage im Weihnachtsgeschäft, die sich nicht unbedingt gut mit der anhaltenden Chip-Knappheit verträgt.

Immerhin kommen in diesem Jahr nicht auch noch neue Konsolen auf den Markt. Außerdem hält sich die Zahl an fordernden Titeln wie einem Cyberpunk 2077, die zum Kauf neuer Hardware anregen könnten, stark in Grenzen. Insgesamt rechnen wir aber dennoch mit einer weiteren Preissteigerung im Bereich von fünf bis zehn Prozent in den nächsten Wochen.

Während es sich dabei nur um eine Vermutung handelt, ist es praktisch als gesichert anzusehen, dass wir auf deutlich niedrigere Preise im Bereich der UVPs noch lange Zeit warten müssen - falls sie überhaupt je (wieder) kommen.

Wie schätzt ihr die Lage kurz- und mittelfristig ein? Werden die Preise vorerst noch schlimmer, bleibt das Niveau ähnlich wie jetzt oder rechnet ihr mit sinkenden Kosten für Grafikkarten? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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