Wie ein niedlicher Stoffhase meine Körperhaltung verbesserte und meine Rückenschmerzen linderte

Ein Kollege hat mich auf einen TikTok-Trend aufmerksam gemacht, der im Februar die Runde machte: Leute präsentierten ihre niedlichen Posture Pals fürs (Home-)Office. Wie der Name bereits verrät, dienen die Stofftiere dazu, sich gerade vor den Schreibtisch zu setzen und an seiner Körperhaltung zu arbeiten. Da ich gerade sowieso Rückenschmerzen wegen eines unpassenden Schreibtischstuhls hatte …

… habe ich mir also einen eigenen Pal besorgt. In Deutschland bekommt ihr sie über diesen französischen Shop für knapp 26 Euro. Dank des Spiels Palworld sind Pals, also »Kumpels«, derzeit sowieso voll in Mode. Mein Pal kann jedoch weder andere Pals vermöbeln, noch kann ich ihn trainieren oder zum Arbeiten abstellen.

Was mein Pal jedoch für mich getan hat: Er hat meine Sitzhaltung verbessert – und hätte mir jemand vorher gesagt, dass das funktioniert, hätte ich es nicht geglaubt.

Maxe Schwind

@GameStar_de

Maxe arbeitet im Homeoffice und sitzt mehrere Stunden am Tag vorm Computer. Er hat zwar einen höhenverstellbaren Schreibtisch, aber trotzdem lümmelt er manchmal wie ein Shrimp in seinem Schreibtischstuhl. Hinzu kommt, dass er nicht den richtigen Schreibtischstuhl für seinen Körperbau hatte.

Als die Posture Pals durch die sozialen Medien gingen, war er skeptisch, aber bereit, sie auszuprobieren – und er sollte positiv überrascht werden. 

Was ist ein Posture Pal?

Im Grunde ist es erst mal »nur« ein Stofftier, das man sich vor den Bauch klemmt. Bei genauerem Betrachten steckt doch ein wenig mehr dahinter.

Die Posture Pals sind wie ein »C« geformt, wodurch sie besser an die Tischkante passen. Außerdem sind die Köpfe mit Reis gefüllt, sodass kopfseitig Gewicht entsteht und sie besser am Schreibtisch halten. Hinzu kommt ein Herz (ja, wirklich) im Körper, das als Barriere zwischen Tischkante und Körper dient.

Posture Pals sind wahnsinnig niedlich und je nach Tierart mehr für Kinder oder Erwachsene gedacht (den Orang-Utan im Teaserbild hat sich beispielsweise meine Frau ausgesucht). Es gibt sie in zwölf Ausführungen, unter anderem als Bär, Faultier, Otter oder Axolotl.

Ich habe mich für den Hasen entschieden und ihn nach unserem ehemaligen Familienhaustier von früher benannt: Pauli.

Ach ja: Eine App im Apple Store heißt übrigens auch »Posture Pal« und trackt die gerade Sitzhaltung mittels AirPods. Das hat jedoch nichts mit den Stofftieren zu tun.

So funktionieren Hase, Orang-Utan und Co.

Die Nutzung ist kinderleicht: Ihr setzt euren Posture Pal an die Tischkante und rollt dann mit dem Stuhl heran, um ihn mit dem Bauch am Schreibtisch festzuhalten. So guckt er euch quasi bei der Arbeit zu.

Wie man am Bild sieht, bleiben die Stofftiere an der Schreibtischkante hängen, auch wenn man nicht mit dem Bauch angedockt ist – was ich suboptimal finde. Würde Pauli abstürzen, wenn ich nicht korrekt säße, hätte das noch mehr Effekt und ich viel eher den Wunsch, dass das nicht passiert.

Das bewirkt der Posture Pal: Dadurch, dass man das Stofftier mit dem Oberkörper an die Tischkante drückt, drückt man automatisch seinen Rücken durch. Dadurch entsteht kein Buckel, der schlussendlich für Kreuzschmerzen sorgt.

Bringt es was?

Hätte man mir vor dem Test gesagt, dass ein Stofftier mein Kreuzschmerzen lindern kann, ich hätte nicht dran geglaubt. Immerhin macht man ja nichts anderes, als den kleinen Freund in Position zu halten.

Nach vier Wochen täglichem testen kann ich sagen: Ja, ich sitze besser und ich fühle mich auch besser. Tatsächlich ging das schon in den ersten paar Tagen los. 

Am ersten Tag fühlte es sich noch seltsam an und ich hatte meinen Rücken zunächst stärker gespürt als vorher. Doch bereits nach dem zweiten Tag wurde es deutlich besser. 

Pauli hat mich darüber hinaus psychisch konditioniert.

Wenn ich den Hasen vor mich geklemmt und mich gerade hingesetzt habe, war ich konzentrierter. Aufrecht sitzen heißt für mich schreiben und konzentrieren. Am ehesten lässt sich das vielleicht damit vergleichen, wenn man die Tür zum Büro schließt oder Kopfhörer aufsetzt. Man ist dann einfach im Tunnel.

Ganz wichtig: Natürlich bin ich nicht acht Stunden am Tag kerzengerade gesessen. Die beste Sitzposition ist immer die nächste. Ich habe also auch mal ganz bewusst ohne Posture Pal oder im Stehen gearbeitet.

Eine kleine Randnotiz: Ich habe meine Frau zum Testen »verdonnert«. Bei ihr hatte der Posture Pal keine nennenswerten Auswirkungen, aber sie ist auch nicht von Rückenschmerzen geplagt gewesen. An Uta, ihrem Orang-Utan, erfreut sie sich trotzdem.

Achso, und dann ist da ja noch die »Geheimfunktion«.

Posture Pals sind Fidget-Viecher

Kennt ihr Fidget Cubes? Das sind Würfel mit Schalter und Rädchen, an denen man herumspielen kann. Ich besitze einen, weil ich gerne meine Finger beschäftige, wenn ich sie gerade nicht nutze.

Tatsächlich dienen Fidget Cubes dem Stressabbau, dafür wurden sie 2016 per Kickstarter ins Leben gerufen. Und was soll ich sagen? Gegen Stress hilft ein weiches Stofftier besser als ein Plastikwürfel.

Am Rechner hat den Job nun mein Posture Pal übernommen.

Immer dann, wenn ich etwas lese oder schaue, spiele ich an Paulis Ohren oder Pfoten oder streichle über ihren Kopf. Einen Fidget Cube oder etwas anderes (teilweise hab ich mit einem Teppichmesser rumgespielt, macht das nicht!) brauche ich beim Arbeiten nun nicht mehr.

Fazit nach vier Wochen

Maxe Schwind

Wer meine Artikel in letzter Zeit verfolgt hat, der ist ein ums andere Mal über das Wort »Rückenschmerzen« gestolpert. Die Ursache – einen unpassenden Gaming-Chair – habe ich aus meinem Büro verbannt. Im Zuge dessen war ich bereit, alles auszuprobieren, auch, weil ich dieses körperliche Leiden bisher nicht kannte.

Kurzerhand habe ich mir also einen Posture Pal zugelegt und der tut überraschenderweise genau das, was er soll: meine Körperhaltung verbessern.

Seit ich meinen Hasen verwende, sind meine Rückenschmerzen weg (auch ein neuer Stuhl hat seinen Anteil daran).

Ich fühle mich nicht nur besser, mit Pauli vor der Brust bin ich konzentrierter und die »Fidget-Fähigkeiten«, die nicht so offensichtlich sind, helfen mir beim Stressabbau.

Es ist nicht zu leugnen: Habt ihr keine Probleme mit der Haltung oder Rückenschmerzen, ist ein Posture Pal womöglich nichts für euch; das hat der parallele Test meiner Frau ergeben. Natürlich kann man sich dennoch daran erfreuen, einen Co-Working-Buddy zu haben, daran ist nichts verkehrt.

Seit ich auf dem Herman Miller Aeron sitze, ist mein Rücken ebenfalls begeistert.

Zum Schluss muss ich mich noch ausdrücklich bei Pauli dafür entschuldigen, dass ich ihr ein ums andere Mal auf den Kopf gekrümelt habe. Es wird leider wieder vorkommen, denn ich werde sie auch weiterhin benutzen – sei es, weil es mir und meinem Rücken guttut oder wegen der positiven Gefühle, die ich mit Pauli verbinde.