Eins vorweg: Ich glaube, mir hätte Planescape: Torment damals, als es noch neu war, sehr gut gefallen.
Doch damals war ich mit meinen Rollenspielen sehr wählerisch. Eines meiner ersten Rollenspiele überhaupt war Bard's Tale (3) auf dem C-64, auf meinem ersten PC spielte ich später am liebsten Sachen wie Wizardry oder Might & Magic. Alles Spiele, bei denen man nicht einfach nur eine Hauptfigur erschafft oder mit komplett vorgenerierten Helden agiert, sondern eine vollständige Heldengruppe auswürfelt, anpasst und aufeinander abstimmt.
Ich mag das total. Du brauchst jemanden, der ordentlich draufhauen kann, einen fähigen Heiler, wen zum Schlösserknacken und so weiter. Ich spiele bis heute die meisten Durchläufe in Divinity: Original Sin 2, Pillars of Eternity oder Pathfinder: Kingmaker komplett mit eigenen Figuren. Habe ich früher in Baldur's Gate auch oft gemacht, da musste man das noch über den Mehrspielermodus zusammentricksen.
Planescape: Torment hatte daher damals absolut keine Chance bei mir. Nicht nur, dass es da überhaupt keine richtige Charaktergenerierung gibt, die namenlose Hauptfigur sieht auch noch aus wie der Dörrfleisch-Pressesprecher aus dem Hades. Sein erster Begleiter ist ein fliegender Totenschädel mit einer großen Klappe und Ostküstenakzent. Fand ich damals total nervig.
Die ganze Thematik der Story rund um den Tod und philosophisches Geschwätz über den Sinn oder Unsinn unserer Existenz hat mich als Teenager auch nicht wirklich gepackt. Für mich war das Baldur's Gate für Grufties. Aber das war eben früher. Inzwischen bin ich ein morbider, alter Sack und habe außer Planescape: Torment jedes existierende Rollenspiel durchgespielt, also kann ich das jetzt im Prinzip auch mal ausprobieren.
Der Autor
Mit einem Leben nach dem Tod rechnet Sascha Penzhorn nicht. Dinge wie ein Paradies oder die Regenbogenbrücke haben sich Leute vor allem darum ausgedacht, weil der Gedanke, dass die frisch beerdigte Oma oder der plattgefahrene Familienhund endgültig verloren sind, für viele einfach zu schmerzhaft ist. Dass sich Planescape: Torment um genau diese Materie dreht, macht das Spiel umgehend interessant und recht einzigartig im Genre - auch mehr als zwei Jahrzehnte später. Doch der gnadenlose Zahn der Zeit macht vor niemandem halt, auch nicht vor Rollenspielklassikern. Ob ihn das Spiel heutzutage noch beeindrucken kann?
Für diesen Test habe ich die Enhanced Edition von Planescape: Torment über GOG.com installiert und ohne irgendeinen Plan oder irgendwelche Vorkenntnisse gestartet. Nach einem bezaubernden Render-Intro, das mich direkt wieder in die PlayStation-Ära katapultiert hat, durfte ich dort erst mal die Basiswerte für die namenlose Hauptfigur festlegen.
Ein Glück, dass ich mit Spielen, deren Helden namenlos sind, so gar nicht auf Kriegsfuß stehe! Trotzdem taufe ich meinen vergammelten Recken sicherheitshalber liebevoll Dörrfleisch-Dieter und mache ihn stark wie einen Ochsen. Die restlichen Charakterpunkte wandern in Konstitution. Groß, stark, dumm wie Holz und eine Ausstrahlung wie drei Eimer Melkfett. Das Abenteuer kann losgehen!
Instruktionen unklar
Ich bin stark, dumm und tot. Also zumindest bin ich dermaßen demoliert und verunstaltet, dass ich in einer Leichenhalle aufwache. Morte, der sprechende Totenschädel-Begleiter, den ich 1999 so doof fand, liest eine Tätowierung auf meinem Rücken vor. Ich soll einen Typen namens Pharod finden und mein Tagebuch lesen.
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