Lost Ark: Amazons Umgang mit den EU-Servern macht mich wütend

Meinung: Die langen Warteschlangen von Lost Ark sind im MMO-Genre nichts Besonderes, aber eine Kombination von fehlenden Servertransfers und schlechter Vorbereitung vermiest Peter dennoch die Laune.

Lost Ark (rechts) hat zum Launch einen Bauchplatscher hingelegt. Dabei fallen vor allem die EU-Server negativ mit Warteschlangen auf. Für Peter (links) ist das ein Problem, das man hätte vermeiden können. Lost Ark (rechts) hat zum Launch einen Bauchplatscher hingelegt. Dabei fallen vor allem die EU-Server negativ mit Warteschlangen auf. Für Peter (links) ist das ein Problem, das man hätte vermeiden können.

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»Never play on launch day«, hieß es mal, wenn man mit seinen Freunden über das neueste MMO redete. Inzwischen ist daraus ein »Never play on launch week« geworden, letztes Jahr auch mal »You actually can't play for more than a month after launch« bei Final Fantasy 14, als es das zwischen Mitte Dezember und Ende Januar wegen der Server-Probleme nirgendwo mehr zu kaufen gab.

Egal wie man es formuliert, klar ist: PC-Spieler sind inzwischen leider daran gewöhnt, tagelange Launch-Probleme und Server-Warteschlangen von neuen Online-Spielen zu erwarten. Lost Ark folgt in dieser Hinsicht dem Trend: Viele Menschen können das spielerisch und grafisch tolle MMORPG aktuell nicht spielen, müssen stundenlang auf einen Platz warten oder bekommen gar nicht erst die Möglichkeit, sich anzustellen.

Der Login auf die EU-Server gerät bereits ab der Mittagspause zum Glücksspiel, Däumchen drehen ist angesichts von Warteschlangenpositionen zwischen Rang 8.500 und 24.000 spätestens ab dem Feierabend angesagt und immer wieder verbreitet eine andere Zahl Angst und Schrecken: der Fehlercode 10027. Wie die aktuelle Situation aussieht, könnt ihr in unserem ständig aktuell gehaltenen Live-Ticker zu den Lost-Ark-Servern verfolgen.

Die Misere ist nicht überraschend: Viele Beobachter hatten Lost Ark ein ähnliches Launch-Chaos wie bei New World vorausgesagt. Doch hinter dem üblichen MMO-Schluckauf zum Release stecken tiefergehende Probleme, die sich Amazon selbst eingebrockt hat. Und die speziell Spieler auf deutschen und europäischen Servern jetzt ausbaden müssen. Das macht nicht nur Steam-Spieler wütend, die Lost Ark gerade massenweise negative Reviews verpassen. Sondern auch mich.

Der Autor
GameStar-Redakteur Peter Bathge wollte eigentlich zum Free2Play-Release einen Pistolenlanzer als Alt hochziehen, nachdem er seine Main-Zauberin für den Test von Lost Ark auf vergleichsweise leeren Pre-Launch-Server gespielt hatte. Aber stattdessen schaut er jetzt zusammen mit hunderttausenden anderen Spielern auf den Bildschirm mit der Login-Warteschlange und fragt sich, warum er nicht doch Steuerberater statt Spieletester geworden ist.

Fehler 10027 ist bei Lost Ark nur die Spitze des Eisbergs. Denn die Server-Probleme reichen tiefer. Fehler 10027 ist bei Lost Ark nur die Spitze des Eisbergs. Denn die Server-Probleme reichen tiefer.

Amerikazentrisches Amazon

Im Herzen der Server-Debatte um Lost Ark ruht ein Ungleichgewicht: das zwischen Europa und Amerika. Für die USA hat Publisher Amazon 22 Server bereitgestellt, sieben davon für die Westküste, der Rest für die in einer anderen Zeitzone liegende Ostküste. In Europa sind es 19 Server, alle zusammengefasst in einer Region.

Das klingt erstmal nicht nach einem großen Unterschied. Doch wenn man die von Lost Ark unterstützten Länder zählt (und etwa Belgien und die Niederlande abzieht, wo Lost Ark wegen seines Ingame-Shops nicht betrieben werden darf), hat Europa deutlich mehr Einwohner als die USA.

Die Zahlen lügen nicht: Weit über 500 Millionen potenziellen Lost-Ark-Spielern in Europa stehen 330 Millionen in den Vereinigten Staaten von Amerika gegenüber. Trotzdem haben die USA drei Server mehr. Verschärft wird die Situation durch die Serverstruktur: Offenbar kommt es bei der Kommunikation zwischen Client und Login-Server zu gravierenden Verzögerungen; ein grundlegendes Problem von Lost Ark, das wohl nicht so einfach durch das Hinzufügen weiterer Server-Kapazitäten gelöst werden kann.

Darüber hinaus haben unglücklich gewählte Zeiten für Wartungsarbeiten für die ein oder andere in Erstaunen gelüpfte Braue europäischer Spieler gesorgt: Wenn am ersten Sonntagmorgen nach Release alle Server stundenlang vom Netz gehen, ist das nicht eben ein Grund zum Jubeln. Erst recht nicht, wenn man es deswegen verpasst hat, seinen Wunschnamen zu reservieren.

Lost Ark ist ein großes und komplexes Online-Rollenspiel. Neueinsteiger verlieren da gerne mal den Überblick. Deshalb haben wir hilfreiche Guides zum MMO zusammengestellt. Wir erklären die Grundmechaniken von Lost Ark und verraten euch nützliche Tipps und Tricks:

Weitere Tipps findet ihr in unserer Guide-Übersicht zu Lost Ark. Während ihr auf euren Server-Spot wartet, habt ihr ja sicher genug Zeit zum Lesen ...

Natürlich kommt hier Amazons Erbe zum Tragen: Die Firma ist nunmal eine amerikanische und konzentriert sich auf den US-amerikanischen Markt. Vielleicht haben Marketing-Analysen vor Release ergeben, dass US-Spieler die interessantere Zielgruppe sind. Wie auch immer die Entscheidung zustande kam, US-Server stärker zu gewichten, die Folgen sind katastrophal und für jeden ersichtlich, der sich aktuell in Europa einzuloggen versucht.

Lost Ark: Beim Testvideo hatten wir noch keine Warteschlangen Video starten 15:44 Lost Ark: Beim Testvideo hatten wir noch keine Warteschlangen

Erst nach dem offiziellen Launch ist Amazon aufgefallen, dass dies vielleicht keine besonders schlaue Entscheidung war. Die vergleichsweise gering skalierte Server-Menge in Europa kombiniert mit dem Verzicht auf verschiedene Regionen, um die vielen europäischen Spieler entsprechend ihrer unterschiedlichen Zeitzonen zu verteilen (so wie in den USA geschehen), hat nun dazu geführt, dass Amazon nachlegen muss.

Die Ankündigung neuer EU-Server-Kapazitäten ist jedoch nicht dazu geeignet, meinen Blutdruck zu senken. Denn mit der nachträglichen Einführung einer zweiten EU-Region legt Amazon den Spielern einen weiteren Stolperstein vor die Füße: Ohne Unterstützung von Cross-Region-Play sind dort erstellte Charaktere komplett abgeschnitten von den in Zentraleuropa verdienten Ressourcen. Wer dort einsteigt, muss wieder ganz von vorn beginnen. Charaktertransfers? Gibt es nicht.

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