»Ich spiele doch keine Frau! Schade, hatte mich eigentlich auf das Spiel gefreut!«
So oder so ähnlich lauteten Dutzende von Kommentaren zu Naughty Dogs neuestem PS4-Titel, die auf GamePro, YouTube und in den Sozialen Medien nach der Ankündigung von The Last of Us Part 2 auftauchten. Doch egal, wie oft ich diese Zeilen lese, einen Sinn konnte ich darin bis heute nicht finden.
Denn weshalb sollte ausgerechnet eine Frau in der Hauptrolle zum Dealbreaker werden? Inwiefern sollte Ellie (männliche) Spieler daran hindern, ein tolles Spielerlebnis zu haben? Und entscheidet wirklich das Geschlecht des Protagonisten darüber, ob uns ein Spiel packen kann?
Zumindest die letzte Frage kann ich ganz klar beantworten: Nein! Wäre das der Fall, hätte ich das Spielen wahrscheinlich schon vor Jahren aufgegeben. Denn die meisten Protagonisten in Spielen sind - Überraschung! - männlich.
Dass Ellie jetzt die Hauptrolle in der Fortsetzung einer solch beliebten Spieleserie übernimmt, ist ein riesiger Schritt in die richtige Richtung: Ellie ist nicht nur ein fantastisches Vorbild für die Darstellung von Frauen in Videospielen, sondern beweist auch, dass das Geschlecht eine zweitrangige Rolle spielt, wenn es darum geht, packende Storys zu erzählen oder moralische Werte zu vermitteln.
Die Autorin
Natalie Schermann tauchte bereits im Alter von fünf Jahren in die Welt der Videospiele ein. Schnell musste sie sich damit abfinden, überwiegend männliche Charaktere zu spielen und vor der teilweise geschmacklosen Darstellung von Frauen die Augen zu verschließen. Deshalb ist es für sie umso wichtiger, weibliche Charaktere wie Ellie in der Hauptrolle von großen AAA-Titeln zu sehen.
Meine Heldin Lara Croft
Den ersten Kontakt mit einer weiblichen Spielfigur in der Hauptrolle hatte ich in Tomb Raider 2 mit etwa sechs Jahren. Daher ist es auch wenig überraschend, dass Lara Croft schnell zu meiner persönlichen Heldin avancierte. Für ein kleines Mädchen war es damals toll zu sehen, wie eine Frau auch die Heldenrolle in einem Abenteuer einnehmen und ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen konnte. Lara war klug, mutig, abenteuerlustig und unabhängig. Sie weckte in mir das Interesse für unterschiedliche Kulturen, Mythologie und Archäologie - und sollte noch viele Jahre eine Vorbildfunktion einnehmen.
Doch während Lara Croft mir vorbildhaft beibrachte, dass auch Frauen tapfer und cool sein können, reizte sie den Großteil der Spieler mit anderen Qualitäten. Dass Lara als Sexsymbol vermarktet wurde und in erster Linie den männlichen Teil der Spielerschaft ansprechen sollte, habe ich damals gar nicht mitbekommen.
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