Wie sich Spiele-Verschiebungen wirtschaftlich auswirken

Wir sprechen mit Analysten über die wirtschaftlichen Folgen von Release-Verschiebungen wie bei Cyberpunk 2077. Was stört Investoren - und wie stehen sie zu Crunch?

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Welche wirtschaftlichen Folgen haben die Verschiebungen von Cyberpunk 2077 & Co.? Welche wirtschaftlichen Folgen haben die Verschiebungen von Cyberpunk 2077 & Co.?

Vor Kurzem wurde Cyberpunk 2077 zum dritten Mal innerhalb eines Jahres verschoben, und auch bei anderen Spielen sind Verschiebungen keine Seltenheit. Ubisoft etwa schubste 2019 nach dem Misserfolg von Ghost Recon: Breakpoint fast seine komplette Kollektion aufs folgende Geschäftsjahr, betroffen waren unter anderem Watch Dogs Legion und Immortals Fenyx Rising (damals noch unter dem Titel Gods & Monsters).

Das auf Messen bereits spielbare Skull & Bones schickte man angeblich gar ins Trockendock zurück, um es komplett neu zu bauen. Und dass ein Rockstar-Spiel am ursprünglichen anvisierten Termin erscheint, ist ohnehin so wahrscheinlich wie ein Kind vom Papst - sowohl Red Dead Redemption 2 als auch GTA 5 durchliefen jeweils Verschiebungs-Ehrenrunden.

Natürlich dürfen wir Spieler uns darüber ärgern. Erst recht, wenn wir extra unsere kostbaren Urlaubstage auf den Releasetermin gelegt haben, um dann statt Cyberpunk 2077 doch wieder Hearts of Iron 4 spielen zu müssen (fiktives Beispiel, hat nichts mit dem Autor dieser Zeilen zu tun). Andererseits bekommen wir am Ende - im Idealfall - ein besseres Spiel, weil die Entwickler ihre Werke ja nicht aus Jux verschieben, sondern mehr Zeit in den Feinschliff stecken wollen. Also hoffentlich.

Nun sind wir Spieler und unsere Hoffnungen aber nur eine Seite der Medaille. Denn die Spiele-Entwicklung ist ein gigantisches und wachsendes Geschäft. Die Marktforscher von Mordor Intelligence (hier bitte ein riesiges, brennendes Auge vorstellen) schätzen, dass im Jahr 2025 weltweit 256,97 Milliarden US-Dollar mit Spielen umgesetzt werden. Das entspräche einem jährlichen Durchschnittswachstum von 9,17 Prozent, das von der Corona-Pandemie sogar noch begünstigt wird. Natürlich spielen Menschen mehr, wenn sie mehr zuhause bleiben.

Und wenn ein Industriezweig wächst, lockt er wen an? Richtig: Investoren. Denn die wollen ja im Idealfall ihr Geld vermehren, und da könnte die Spielesparte aktuell zumindest vielversprechender sein als, sagen wir, eine Fluglinie. Nicht umsonst wurde CD Projekt im Frühjahr das wertvollste Unternehmen Polens, als seine Aktienkurse nach oben und die vieler anderer Branchen nach unten schnellten. Inzwischen hat den Cyberpunk-Entwicklern zwar der polnische Online-Marktplatz Allegro den Rang abgelaufen, grundsätzlich scheinen Investoren CD Projekt aber zu vertrauen.

Und zwar nicht unbedingt aus eigenem Ermessen. Denn viele Investoren sind zwar Menschen, die viel Geld hin und her schieben, von den jeweiligen Branchen haben sie aber keine tiefere Ahnung. Salopp gesagt: Wer in CD Projekt investiert, hat nicht zwangsläufig 500 Stunden The Witcher 3 oder Skyrim gespielt, weil er in dieser Zeit ja Geld hin und her schieben musste.

Für ein genaueres Urteil vertrauen Investoren daher Beratern und Analysten. Die schauen sich Firmen und ganze Industriezweige an und analysieren, wie viel Geld ein mögliches Investment bringen könnte. Und manchmal schreiben sie auch gleich dazu, was sich in ihren Augen bei der Firma ändern müsste, damit ein Investment noch mehr Geld bringen könnte (siehe unser Nintendo-Podcast). Deshalb entwickelt Blizzard ja heute auch Mobile-Spiele wie Diablo Immortal (maßlose Übertreibung, aber auch irgendwie zutreffend).

Mehr über die Versprechen, die CD Projekt seinen Investoren gegeben hat - und damit die Ziele, die Cyberpunk 2077 erreichen muss -, lest ihr in unserer Analyse der ersten Cyberpunk-Verschiebung:

Die Gretchenfrage, der dieser Artikel nachgehen soll, lautet nun:

Wie beeinflussen Verschiebungen die Bewertungen durch Analysten? Fügt es CD Projekt, Ubisoft, Rockstar & Co. wirtschaftlichen Schaden zu, wenn sie Spiele verschieben müssen? Oder sind die Analysten - wie sicherlich auch viele Fans - eher froh, dass am Ende bessere Spiele dabei herauskommen?

Weil wir selbst so viel Ahnung von Wirtschaft haben wie Electronic Arts vom Remastern, haben wir dazu zwei Analysten befragt.




Krzysztof Tkosz analysiert den Spielemarkt für den polnischen Finanz-Dienstleister Dom Maklerski BDM, der Kunden bei Aktiengeschäften berät und unterstützt. Tkosz gehört zu den Analysten, die CD Projekt als Ansprechpartner für Investoren angibt, also als Experten für das Geschäft des polnischen Publishers.

Michael Pachter ist einer der bekanntesten Analysten im Bereich Medien und Videospiele, weil er oft kontroverse Vorhersagen trifft - und auch mal solche, die sich nicht erfüllen. Beispielsweise sagte er der erfolgreichen Nintendo Switch einen schweren Start voraus und beschwor schon mehrfach das Ende der Konsolen. Zugleich blickt der 64-jährige Pachter auf eine Menge Erfahrung in der Spielebranche zurück, er hat schon viele verschobene Spiele und enttäuschte Erwartungen erlebt. Bis heute kommentiert er die Spielebranche regelmäßig in seiner Youtube-Show The Pachter Factor.

Verkaufszahlen sind (fast) alles

Ja, schon klar: Michael Pachter, der Dieter Bohlen der Spielebranche, nie um ein scharfes Urteil verlegen. Aber der Mann hat Erfahrung, seit Jahrzehnten berät er Investoren über die digitale Medienbranche und natürlich die Spieleindustrie. Als wir ihn fragen, worauf Investoren bei der Bewertung einer Spielefirma am meisten achten, antwortet er:

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