Embracer - Drastische Folge des geplatzten Milliarden-Deals: Spiele-Gigant wird in drei Konzerne zerlegt

Auf gigantisches Wachstum folgt jetzt die Schrumpfkur: Nach zehn Jahren im Aufwärtstrend wird der angeschlagene Spiele-Gigant nun in drei Konzerne zerlegt.

Einst schien es, als hätte Embracer eine strahlende Zukunft. Jetzt zeigt sich: Mehr Schein als Sein. Einst schien es, als hätte Embracer eine strahlende Zukunft. Jetzt zeigt sich: Mehr Schein als Sein.

Update vom 25.04.2024, 9:30: Wir haben einen erklärenden Absatz zu den Kreditschulden von Embracer ergänzt.

Ein Paukenschlag war es, der gestern durch die internationale Games-Branche ging. Embracer, der Mega-Konzern, der hinter Spielemarken wie unter anderem Metro, Tomb Raider und Kingdom Come steckt, löst sich auf. Zumindest in der Form, wie das Unternehmen aktuell existiert. Denn um die finanziell angeschlagene Firma zu retten, wird Embracer in drei eigenständige Unternehmen aufgespalten.

Dass es bei dem schwedischen Spiele-Giganten kriselt, ist keine Neuigkeit. Die aktuelle Tech-Krise ging auch an Embracer nicht spurlos vorüber. Als Anfang 2023 saudi-arabische Investoren einen Deal über zwei Milliarden Dollar überraschend platzen ließen, musste die Geschäftsleitung die Notbremse ziehen.

Über 1.300 Jobs wurden gestrichen, 29 Spiele eingestellt, mehrere Studios vollständig geschlossen. Zu den prominentesten Opfern der Sparmaßnahmen zählen unter anderem ein neues Deus Ex, das bereits zwei Jahre in Entwicklung war, sowie das deutsche Traditionsstudio Piranha Bytes, die Macher von Gothic. Doch das reichte offenbar nicht.

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Wie geht es jetzt bei Embracer weiter?

Wie die Geschäftsführung von Embracer am Montag mitteilte, will der Konzern seine verbliebenen Studios und Marken künftig auf drei eigenständige, börsennotierte Unternehmen verteilen. Denn die breite Mischung der Geschäftsfelder sei eines der Probleme an der bisherigen Unternehmensstruktur gewesen.

Diese drei neuen Firmen sollen die verschiedenen Geschäftsbereiche von Embracer besser abbilden:

  • Asmodee Group verantwortet in Zukunft das Geschäft mit Brettspielen, Sammelkarten und Tabletop-RPGs. Das Unternehmen besitzt u.a. die Rechte an Catan.
  • Middle-Earth Enterprises & Friends vermarktet künftig die ganz großen Marken und AAA-Franchises von Embracer. Dazu zählen unter anderem das Herr der Ringe-Universum, Tomb Raider, Kingdom Come: Deliverance, Metro und Dead Island sowie der Münchner Publisher Plaion.
  • Coffee Stain & Friends übernimmt in Zukunft die B-Reihe im Videospiel-Geschäft. Hier sind die kleinen und mittleren Studios und Marken angesiedelt. Ebenfalls Teil der Gruppe wird der Wiener Publisher THQ Nordic.

Strategische Kehrtwende

Wie das Branchenportal GamesWirtschaft berichtet, stellt dieser Schritt eine 180 Grad Wende gegenüber der bisher von Embracer verfolgten Geschäftsstrategie dar. Bisher hatte die Firma versucht, möglichst viele andere Studios zu schlucken, um dadurch eine bedeutende Vormachtstellung am Markt zu erreichen. Nun folgt mit der Abstoßung ein Schritt in die entgegengesetzte Richtung.

Die Konzernspitze hofft so die angeschlagenen Finanzen sanieren zu können und attraktiver für neue Investoren zu werden. Für die Umstrukturierung hat Embracer zudem einen Kredit von fast 900 Millionen Euro aufgenommen.

Wozu dient das Geld: Ein Großteil der Summe dient zur Refinanzierung eines bisherigen Kredits über 700 Millionen Euro. Tatsächlich nimmt Embracer also nur 200 Millionen neue Schulden auf. Die Tilgung dieses Kredits lagert Embracer an Asmodee aus, die momentan profitableste Sparte. Die anderen Konzernteile sollen so finanziellen Raum zum Atmen bekommen.

Ob die Krise damit jetzt abgewendet ist, wird sich zeigen. Den Beschäftigten wäre nach einem turbulenten Jahr 2023 eine Beruhigung der Verhältnisse bei Embracer nur zu wünschen.

Übrigens: Die Trennung von Embracer muss nicht nur negative Folgen haben. Durch die Umverteilung von Studios und Markenrechten wäre nun beispielsweise ein realistisches Herr der Ringe-Spiel von Kingdom-Entwickler Warhorse durchaus denkbar. Schließlich befinden sich dazu inzwischen alle Markenrechte unter einem Dach.

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