Beschissene Arbeitsangebote, Bewerbungsgespräche und dergleichen II

Danke. Bin aus verschiedenen Gründen ganz guter Dinge.

Wir haben im Bewerbungsgespräch nicht mal drüber gesprochen, weil ich schlicht davon ausgegangen bin, dass es 30 Tage sein werden. Wieder was gelernt.

 

Also in der Schweiz sind 4 Wochen Urlaub (= Mindesturlaubszeit) noch weit verbreitet. Hatte ich bis vor wenigen Jahren auch noch. Mehr als 5 Wochen gibt es glaub gar nicht so oft, wenn du nicht gerade in öffentlichen Betrieben arbeitest oder halt schon länger in der gleichen Bude verweilst und es als "Bonus" bekommst.

Das Schweizer Volk hat vor einigen Jahren über 6 Wochen Mindesturlaubszeit abgestimmt. Vorlage wurde an der Urne abgeschmettert. Lieber arbeiten. Denke, nicht mal die 5 Wochen hätten eine Chance gehabt.

 

lel.. unangekündigtes Audit bei meiner Frau im Betrieb. Alle im Adrenalinmodus. Was bin ich froh, dass es den Quatsch bei uns nicht gibt. Hier wird höchstens irgendwann mal die Staatsanwaltschaft aufschlagen und alles mitnehmen.. aber das ist vom Arbeitsaufwand her für uns auch wieder egal

 

Ist sie in der Jogginghose gegangen?

 

Ouch. Da haben die dich über die Jahre aber gut ausgebeutet

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Bei mir ist es derzeit auch etwas wirsch. Ich bin derzeit in einer Projektanstellung auf 2 Jahre. Also ziemlich klar abgesteckt hinsichtlich der Job Description, bzw. soweit es geht. Als ich anfing war bereits klar, dass ich da wirklich als Experte reinkomme und besser weiß, wie man ein Projekt dieser Art durchführt. Soweit, so gut also, denn ich habe das Vertrauen mein Ding einfach zu machen. Ich habe noch einige Monate übrig und bin derzeit dabei intern etwas Druck aufzubauen mit einem Folgevertrag (unbefristet) anzukommen, aber das ist nicht so leicht in einem gigantischen Konzern wie diesen. Zu viele Köpfe involviert und schwierige Budget-Entscheidungen um neue Rollen aufzubauen.

Wie auch immer, nun hat sich in den letzten Wochen etwas in meinem Department getan und es wird mehr auf die Dinge fokussiert, die mein Expertengebiet sind. Also Marktanalyse, Go-To-Market Geschichten usw. in verschiedenen Regionen. Im Grunde sind alle eingebunden, aber vor Allem auch Ich, da ich innerhalb des Departments die meiste Erfahrung in dem Gebiet habe.

Das war für mich bereits Grund dezent genervt zu sein, denn das ist 1) außerhalb meiner Job Description und 2) bin ich nicht mehr lange hier, wenn die nicht einen Vertrag gebacken bekommen. Bewerbungen an andere Unternehmen sind im Gange (wenn auch schleppend).

Dann hab ich gestern ein Meeting Invite vom Chef-Chef bekommen in dem es darum ging wie ich die Expertise meiner Chefin einbinden kann. Es hat sich herausgestellt, dass das Meeting sogar ohne diese stattfand, ich also mit ihrem Chef über sie gesprochen habe. Mit dem Ergebnis, dass ich das Projekt leiten werde, und im Grunde meiner Chefin die Aufgaben gebe.

Ich war so perplex, und das Meeting hat nur knapp 10 Minuten gedauert, weil Ich halt vorbereitet war und mir Gedanken gemacht habe, dass ich komplett verpasst habe um einen neuen Vertrag zu sprechen, der diese neuen Aufgaben einbettet.

Also, alles ein wenig wirsch, und ich habe den Eindruck, die Leute in meinem Department sind sich echt nicht bewusst, dass meine Situation im Unternehmen ziemlich unklar ist, und ich womöglich vorm Sommer schon bei einem anderen Unternehmen arbeite

Aber immerhin habe ich so eine Möglichkeit intern Druck aufzubauen für eine Position + Salary Grade bump.

 

Weiss nicht was du hast, klingt doch traumhaft. Sogar einen Obstkorb haben die im Büro.

 

Wie was? Du sollst deine diszipliniarische Vorgesetze soll deine Projektmitarbeiteirn werden?

 

Das finde ich gerade ebenfalls konfus. Entweder verstehe ich hier etwas falsch oder das ist mindestens fragwürdig.

 

Ich esse kein Obst. Gibt es auch einen Schnitzel- und Buletten-Korb?

 

Yep.

Hintergrund ist dahingehend aber auch, dass sie einige Monate wegen Krankheit ausgesetzt war und derzeit auf 50% arbeitet. Das ist Teils um ihr Aufgaben zu geben, die nicht top priority sind, und Teils um sie wieder reinzukriegen.

Aber bei uns ist das mit Hierarchie ohnehin etwas fließend. Skandinavien halt

 

Auf Tour fällt bestimmt mal etwas Roadkill ab, den darfst du dann fürs Team zubereiten.

 

Dann sag dem Chef Chef mal, dass er dir einen Job klarmachen soll, sonst fließt du bald in eine andere Hirarchie.

 

Da würde ich ernste Gespräche führen.

Eine Vorgesetzte zu akzeptieren, die aufgrund von Krankheit mit Samthandschuhen angefasst wird, in Teilzeit arbeitet und der ich auch noch Aufgaben geben sowie Einarbeitung ermöglichen soll… das widerspricht allem, was ich für richtig befinde.

 

Du, da gehe ich mit. Ist aber alles weit über meinem Paygrade.
Werde da am Donnerstag mal ansprechen wie es mit meiner eigenen vertraglichen Situation aussieht, alles andere ist dahingehend schlicht nicht mein Problem. Als guter Corporate Mitarbeiter habe ich gelernt lieber meinen Mund zu halten was Office Politics angeht

 

Ich "leite" gerade ein Projektteam, indem alle anderen Mitglieder in der Hierarchie deutlich über mir stehen (GF, Produktionsleiter, Abteilungsleiter, meine direkte Vorgesetzte). Es läuft organisatorisch eher so mittel, da *meine* Themen in *meinen* Meetings eigentlich immer übergangen werden.Aufgaben verteilen an die GF ist ja sowieso nicht. Klar oder ?!

 

Projektmitarbeiter zu haben, die in der Hierarchie über dem Projektleiter stehen, ist einfach ganz grundsätzlich eine beknackte Idee. Wenn es dann auch noch ist wie bei @2 Stühle 1 Meinung wissen die Führungskräfte weder wie man delegiert noch wie Projektorganisationen funktionieren.

Es ist ja nicht nur vom gesunden Menschenverstand dumm, sondern auch rein organisatorisch. Der Projektleiter hat im Minimum die fachliche Führung des Projektteams, kann also im Zweifel die Projektmitarbeiter überstimmen, wenn da jetzt gleichzeitig wer drin sitzt, der dann die fachliche und disziplinarische Führung des Projektleiters hat...

Die Großköpfe gehören in einen Lenkungsausschus.

Da müsste es schon eine ganz besondere Kultur im Unternehmen haben, das sowas auch nur ansatzweise funktionieren kann.

 

Dieser bürokratische Aufwand. Ich möchte einfach nur zwei studentische Hilfskräfte einstellen, keine bemannte Marsmission durchführen

Edit: Personalabteilung ist auch minimal hilfreich. Die wollen, dass man den ganzen Mist selbst macht und am Ende hauen die dann bloß ihren Stempel drauf.

 

Ich kann mich noch gut an den wiederkehrenden intensiven Anschiss der Abrechnungssekretärin erinnern, wenn ich oder der Hiwi auf den gefühlten 400 Seiten Antragsformular auch nur ein Komma falsch gesetzt hatten

 

"Ich möchte einfach nur" ist gut. Meist wissen die Leute gar nicht, was da alles hinter steckt. Bei Studis ist es jetzt nicht so dramatisch, aber manchmal fasse ich mir echt an den Kopf, was die Führungskräfte für Vorstellungen haben.

 

Dass bei Einstellungen einiges dahinter steckt, glaube ich dir sofort. Das will ich nicht kleinreden. Aber das ist doch gerade das Problem. Jede Einstellung ist ein riesiger Aufwand, für Führungskraft und Personalabteilung.

Es gibt zudem null Unterstützung. Unser Sekretariat ist seit einem Jahr komplett unbesetzt, Digitalisierung ist ein komplettes Fremdwort (damit auch keine automatische Datenübernahme usw.), es gibt keine Ressourcen, die mir die Vorgänge mal erläutern. Ich werde später mit dem Fahrrad zur Personalabteilung fahren und den Papierkram dort persönlich abgeben, weil es nicht anders geht.

Ich hatte schon Arbeitgeber im gleichen Feld, wo es mir halt deutlich leichter gemacht wurde. Aktuell habe dadurch deutlich weniger Zeit für meine Kerntätigkeit, weil wir super viel Bürokratie selbst übernehmen müssen; das umfasst viel mehr als nur Neueinstellungen.

 

Immer diese Fachkräftemangel

 

Bei uns eher Geldmangel

 

Uff, meine Dienstzeit bei der Bundeswehr neigt sich zum Ende. Ich habe für mich beschlossen Beamter bei der Bundeswehr werden zu wollen, ziehe ich dem ÖD auch vor. Ich bekomme nach meinen 15 Jahren Dienstzeit knappe 17k Euro, muss mich aber wohl darauf einstellen dank des E-Scheins 75% davon abzudrücken. So oder so habe ich zwar einen schönen nahtlosen Übergang nach der Dienstzeit, aber ich weiß echt nicht ob es das Geld wert ist.

Wie seht ihr das? Ich denk mir halt, ist ein guter Preis für die sichere Zukunft, aber hat irgendwie einen Beigeschmack.

 

Du bist Führungsperson und so ehrlich, was stimmt mit dir nicht?

 

Unterschätz nicht den Wechsel zurück in die freie Wirtschaft, das bereitet vielen ehemaligen Soldaten echt Probleme. Am Ende musst du das für dich entscheiden...Beamter sein ist definitiv nichts negatives, wenn man das drumherum abkann (was du als Bundi allerdings ja schon gewöhnt bist)

 

Naja, Führungskraft ist auch ein wenig übertrieben. Sind nur ein paar Studenten, für die ich zuständig bin. Es gibt noch viele Hierarchiestufen über mir, denen ich die Schuld zuschieben kann

 

Dazu noch mal, weil es mir gerade untergekommen ist: Gibt ein weiteres aktuelles Verfahren, dass das BAG vermutlich wieder dem EuGH vorlegen wird. Dabei gehts um eine Schwangerschaftsberaterin der Caritas, die aus der Kirche ausgetreten war. Vor dem ArbG und dem LAG hat sie recht bekommen.

Was für deinen Fall vielleicht noch relevant sein könnte: Das Austreten aus der Kirche stellt nach kirchlichem Recht wohl eine schwerere Pflichtverletzung ( ) dar, als gar nicht erst Mitglied zu sein. In dem nämlichen Verfahren wurde die Stelle der gekündigten Mitarbeiterin neu ausgeschrieben - und zwar dergestallt, dass die Mitgliedschaft in der Kirche nicht zwingend ist. Grund sei die Lage am Arbeitsmarkt.

Ausführlich: https://www.lto.de/recht/hintergrue...erschaftsberatung-kirche-austritt-kuendigung/

 

Ja das bereitet mir auch etwas Bauchschmerzen. Ich will das ja auch gar nicht. Ich tendiere irgendwie dazu mich ohne Schein mal zu bewerben, aber letztendlich ist das jetzt auch keine Geldsumme der man hinterher weint, wenn man in trockenen Tüchern ist.

 

Der Vorstand (CEO) hat mir heute ne Aufgabe gegeben, die eigentlich in einen andere Bereich fällt. Ich habe das moniert weil ich eh voll bin bis unters Dach, aber er meinte, wenn er es mir gibt, könne er sich sicher sein, dass es ordentlich und überhaupt erledigt wird.

So ein Lob freut mich natürlich. Auch wenn die Schleimerei bewirkt hat, was sie sollte: Ich habe angenommen und noch mehr Arbeit.

 

"LOL, Trottel...!"
– legals CEO, 2024

 

Nehme ich mal nicht an, aber für die nächste Gehaltsrunde merke ich mir sowas.

 

"Sie haben mich Anfang 2024 gedanklich als Trottel bezeichnet. Dafür will ich mehr Geld!"

 

Klappt nicht?

 

Funktioniert bei mir jedes Mal (egal ob DSVGO, digitale Rechnungen, E-Mail-Marketing oder eine der anderen drei Millionen Sachen, die er mir im Laufe der letzten Jahre aufgedrückt hat). Auf der anderen Seite denke ich mir "stimmt aber leider halt auch"

 

Ich bin damals (allerdings nach "nur" 8 Jahren Bundeswehr) auch ohne Übernahmeschein in den ÖD gekommen (allerdings nicht als Beamter).
Zum Schluß war ich nach einem Betriebsübergang in einer gGmbH beschäftigt, die allerdings Mitglied im Kommunalen Arbeitgeberverband und somit ebenfalls an den TVöD gebunden war.

 

https://www.reddit.com/r/Azubis/s/ipvj9EnjAp

 

Das gab's bei mir aber auch. Klappt ganz gut, wenn die Hierarchien so flach sind, dass die Führungskraft eh nicht führt.

 

Welche Laufbahn und Qualifikation hast du? Was waren deine letzten beiden Verwendungen?

Ich hab ja den Wechsel in die Wirtschaft gewagt und bin damit bisher recht happy, auch wenn ich keine super-gefragte Qualifikation hatte. Gehaltlich auf dem Netto-Äquivalent meiner letzten Besoldungsstufe eingestiegen, dann zwei Jobwechsel binnen vier Jahren und dabei beim Netto-Äquivalent eines OTL A15 gelandet. Mittlerweile bin ich "Konzernbeamter".

• Die Leute mit denen du da draußen zu tun bekommst stammen nicht - vergib mir - aus dem inzestuösen Haufen, sondern bringen wirklich Abwechslung.
• Dir stehen weite Berufsfelder für den Einstieg offen, inkl. (mehr oder weniger) Gestaltungsfreiheit bei Verträgen, Zielerreichungsvereinbarungen und damit der Frage, wie deine Leistung bewertet wird.
• Wenn dir ein Job nicht passt, wechselst du halt - funktioniert aber nur dann problemlos, wenns der Wirtschaft gut geht. Diese Freiheit würde ich aber grundsätzlich nicht unterschätzen, denn als Beamter landest du wieder in einer Situation, in der dein Dienstherr dir sagt, wo dein Arbeitsort ist.

Ich hab selber zeitweise mit ner Beamtenlaufbahn geliebäugelt, gerade weil ich mir große Sorgen um den Wechsel in nen zivilen Beruf gemacht hab. Für mich war aber klar, dass ich das nur machen würde, wenn ich nen Direkteinstieg in den höheren Dienst schaffen würde. Die Stellen dafür waren aber sehr rar gesäät. Hauptsächlich Juristen und Informatiker. Auswärtiges Amt wäre interessant gewesen, aber für deren Test bin ich zu doof und spreche zu wenig französisch - und die mögen wohl eh keine Ex-Soldaten.
Jedenfalls sehe ich beim E-Schein folgendes Problem: Im worst case musst du bei Null anfangen, ein Studium oder eine Ausbildung mit Verwaltungsbezug absolvieren und stehst nach Ausbildungsende mit dem Anfangsdienstgrad deiner Laufbahn da. Ist an sich kein Problem, da du 10 Jahre Anspruch auf Ausgleichsbezüge hast. Das bedeutet aber auch, dass du in dieser Zeit maximal genauso viel verdienen wirst, wie zuletzt bei der Bundeswehr. Und wenn du es nicht schaffst, innerhalb der 10 Jahre zumindest auf das Äquivalent deiner letzten Besoldungsstufe befördert zu werden, droht dir am Ende eine saftige "Gehaltsminderung". Beförderungsintervalle können im öD aber erheblich länger sein, als bei der Bundeswehr.

Ich würde den sicheren Hafen der Verbeamtung also nur unter bestimmten Bedingungen vorziehen. Ansonsten: Reiz den BfD aufs Äußerste aus (interne und externe Maßnahmen), mach ein Berufsorientierungspraktikum, suche nach Ehemaligennetzwerken. Dann sollte es kein Problem sein, nen zivilen Job zu finden. Rüstungsindustrie brummt übrigens grad, zahlt gut und beschäftigt etliche Ex-Soldaten. Um den Verzicht auf die schicke Beamtenpension auszugleichen, nimmst du die 17k Übergangsgebührnisse und 50% * 24 Monate Übergangsbeihilfe, butterst alles in ein ETF Depot mit dem heiligen Gral, besparst das bis zur Rente weiter und gut is.

 

Als Landesbeamter und kleiner ist das in den Stadtstaaten und im Saarland nicht ganz so dramatisch.
Außer man möchte wieder weg.

Also bezogen auf die Lokalität, fachlich kann er dich immer noch schieben.