Beschissene Arbeitsangebote, Bewerbungsgespräche und dergleichen II

Mein letzter Arbeitgeber hat seine paar Hundert Leute (inkl. mir) alle an einem Montag entlassen.
Und so gut wie fast alle auch sofort freigestellt. Ich war einer der wenigen, die noch knapp 4 Wochen arbeiten durften um den Laden geordnet zu übergeben.

 

Kannst du mir mal erklären, wie das funktioniert? Also nutzt du einfach diese kostenlose Browserversion und stellst ihr Fragen? Wie verifizierst du die Ergebnisse?

Ich habe ChatGPT vor ein paar Tagen mal gefragt, wie man (am Kapitalmarkt) ein positives Alpha, also eine risikolose Überrendite erzielt, nur weil mich die Antwort interessiert hat. Es folgte eine Erkärung, wie ich vom Beta zum Alpha-Male werde. Im Berufskontext eher unbrauchbar.

Mein künftiger Chef hat mich angeschrieben. Er hat mich gefragt, ob es ok für mich ist, wenn ich an einem bestimmten Tag in der zweiten Arbeitswoche eine bestimmte Tätigkeit in Präsenz ausüben soll. Ich denke, dem kann man ausnahmsweise zustimmen. Aber in der Antwort schon klar machen, dass ich erwarte, danach für mindestens zwei Monate von jeglichen Arbeitsaufträgen verschont zu werden. /s

 

Und du hast das mitgemacht, weil…?

 

Na dann würde ich aber den Montag nehmen.

 

Weil... Warum nicht?
Ich hege keinen großen Groll gegenüber meinem ex Arbeitgeber. Meine Tochter-GmbH wurde komplett geschlossen, die Hauptgesellschaft arg verkleinert.
Ich mochte meine Arbeit, wieso soll ich dann nicht versuchen, das ganze gut zu Ende zu bringen, auch für die Kunden?
Abgesehen davon finde ich es viel schlimmer zu Hause rum zu sitzen. Die 8 Wochen Arbeitslosigkeit danach haben mir schon gereicht.

Mir ist klar, dass das nicht alle so machen würden. Ich fühle mich aber weder ausgenutzt noch schlecht behandelt.

 

Ne, nutze die Premium Version und habe mir verschiedene Custom GPT´s konfiguriert. GPT 4 ist GPT 3.5 um Meilen voraus. Habe meine Recherche-GPT bestimmte Informationen zu einem Dienstleister recherchieren lassen, und meine Vertrags-Check GPT einen zugehörigen Standard Vertrag prüfen lassen.

Der zweite Use Case war, dass ich KI genutzt habe um Informationen zusammenzufassen und eine Antwort für einen Supportfall zu generieren, der bis an mich eskaliert wurde.

 

Wir habens nun heute gemacht, ich finde Freitag vom Gefühl her besser. Die Person war sehr gefasst, ich hatten den Eindruck, es kam nicht überraschend.

Auch am Freitag kann man noch aktiv werden, wenn man das möchte.

 

Wir sind eine so freundliche Firma, ich habe in über 20 Jahren vielleicht eine handvoll Kündigungen mitbekommen. Ich selbst musste sowas noch nie aussprechen und würde mich damit wahrscheinlich auch sehr schwer tun.

Mir reicht es schon wenn ich diese Woche die individuelle Gehaltsrunde mit jedem einzelnen MA besprechen "darf" und es gibt wenig bis nix.

 

hoffe die Person findet bald wieder was!

 

Ich denke schon, hier in der Gegend sollte das derzeit kein Problem sein.

 

Darf ich nach den Gründen der Entlassung fragen, wenn es sich hier um normale MitarbeiterInnen handelt und nicht Manager? Kann mir das aktuell gar nicht vorstellen Aber wir haben auch über 200 offene Stellen auf unserem Jobportal und können es uns gar nicht leisten Leute zu entlassen, gerade bei Bürojobs. Da gibt es eigentlich genug Fachgebiete, zu denen die Person wechseln könnte, wenn sie woanders besser reinpasst. Aber gut, ist sicherlich nicht überall so.

 

Und wie hast du die Ergebnisse verifiziert? LLMs halluzinieren oft.

 

Mal abgesehen vlt. Vom Gefühl, aber da kommt doch eh nix bei rum. Jedenfalls nicht mehr, als beim Lernen nach der letzten Mathe-5, die einem die Versetzung vermasselt hat.. Ich würde da sogar streng von abraten.

 

Ich dachte, "aktiv werden" meint "arbeitslos melden" und solche Sachen, nicht noch irgendwas versuchen, das zu ändern. Aber darauf hat man doch keinen Bock. Also ich wäre auch Team Freitag.

 

Die Infos klangen plausibel, das war erstmal Punkt 1 und reicht als erste Info. Wenn ichs nächste Woche genauer brauche, habe ich Fachbücher hier.

 

Gibt es zu "Custom GPT" irgendeinen Übersichtsartikel, -video oder so, welchen du empfehlen würdest?

 

Hab mir da bisher noch nichts angeguckt, die Erstellung ist aber auch sehr intuitiv. Letztlich haben die bei der Erstellung einer Custom GPT; auch eine GPT hinterlegt, die dich durch den Prozess leitet.

 

Da es mir nun wieder +so gut+ geht das ich mich nimmer krank schreiben lassen will, werd ich bald wieder +tolle+ Gespräche mit dem Jobcenter führen.
*seufzt schon mal* ^^

Hoffe der zuständige Berater ist dieses Mal nicht ganz so +daneben+.
Ich schreibe derzeit einfach viele Bewerbungen+schicke die Bestätigungen der Unternehmen direkt ans Jobcenter.
Hoffe es klappt zeitnah.

 

Pünktlich zum Wochenende noch eine Mail rausgehauen, die ein paar Leute in Schwierigkeiten bringen dürfte.

Es geht um einen Dienstleister, den wir beschäftigen, und dessen Mitarbeiter ihrer Arbeit nicht oder nur mit sehr großer Verzögerung nachkommen, ohne uns irgendwie mitzuteilen, warum das der Fall ist. Ich habe denen wirklich viele Chancen gegeben, ihr Verhalten wiedergutzumachen oder zumindest zu erklären.

Naja, letztendlich habe ich es heute eskaliert und den CEO des Dienstleisters angeschrieben. Der hat auch prompt geantwortet und war wohl ziemlich aufbracht, dass sich seine Mitarbeiter so verhalten. Er will Konsequenzen folgen lassen.

Mal sehen, bei mir bleibt ein etwas ungutes Gefühl zurück, jemanden in Schwierigkeiten gebracht zu haben. Obwohl ich eigentlich denke, dass die Art meiner Beschwerde angebracht war.

 

Hmm. Kann mir nach wie vor nicht vorstellen, dass ChatGPT ne vernünftige Vertragsprüfung hinbekommt. Was ich bei MS Copilot sehe ist äußerst ernüchternd. Du nutzt ne Custom GPT, ok, aber dennoch, da kommt es so stark auf Nuancen an, ich sehe es aktuell nicht. Vielleicht auf Niveau Werkstudent, aber das würde mir nix helfen.

 

In 80% der Verträge sind 80% der Inhalte komplettes Standardzeug über das man sich nur streitet, wenn einer der Juristen gerade zu viel Zeit hat oder noch ein paar Stunden abrechnen muss.

 

Ich denke auch, für 08/15 Zeug wird's schon gehen. Das sind aber dann Sachen, für die ich vorher halt kostenlose oder kostenpflichtige Vorlagen aus dem Internet verwendet hätte.

Wenn's komplexer wird, würde ich immer zum Fachanwalt gehen.

 

Häufig noch mehr, aber was ändert das? Es kommt doch darauf an, in der Textwüste die Knackpunkte zu finden und dazu eine möglichst günstige Lösung zu verhandeln. Da scheitern schon viele Juristen dran, und das soll ChatGPT hinbekommen? Also ich kann das nach meinen Erfahrungen Null nachvollziehen.

Wir hatten ja schonmal das Thema, es geht da ja oft um Details der Formulierung, Nuancen, kein stumpfes Abgleichen. Das kann ChatGPT aktuell nicht.

Mag sein, aber mit 08/15 darf man bei meinem AG ohnehin nicht die Rechtsabteilung belästigen, das sehe ich eh nicht. Verträge gehen zB bei uns idR nur ab einem hohen Threshold zur Rechtsabteilung zur Prüfung.

Edit: Deswegen nerven mich auch diese 08/15 use cases wie NDA Prüfung, mit denen viele jetzt ankommen. Who cares? NDAs sind sowas von uninteressant, damit verbringt man keine Zeit.

 

Kann gelöscht werden.

 

Sehe ich anders. Ich doch gerade die Frage, was ist Standard und passt der Standard in diesem Fall überhaupt. Außerdem wird gerade auch beim Standard oft viel falsch gemacht.

 

Würdet ihr das Risiko eingehen, bei einem kirchlichen Arbeitgeber aus eurer Konfession auszutreten, wenn im Arbeitsvertrag eine Konfession gefordert wird, real aber mindestens 50% der Mitarbeiter bereits konfessionslos sind?

 

Kommt auf den spezifischen Job an. Auch Kirchen dürfen nicht für jede Tätigkeit die Konfession abfragen. Beispiel Kindertagesstätte - Sekretär:in muss Konfession nicht angeben und darf auch nicht gefragt werden. Erzieher:in muss Konfession angeben wenn danach gefragt.
Im letzteren Fall wäre das auch ein Vertragsbruch wenn explizit eine bestimmte Konfession gefordert würde und dann darf der Träger auch die Kündigung aussprechen. Ob das irgendein Träger heutzutage nich macht wegen dem Personalmangel ist fraglich aber das Risiko besteht. Verheimlichen geht auch nicht muss ja wegen der Steuer gemeldet werden.

 

Das es dir keinen Spaß macht spricht ffür sich, aber rational betrachtet, hast du die nicht in Schwierigkeiten gebracht, sondern die sich selbst.

Naja kommt jetzt auch sehr auf die Rechtsgebiete und den Sachverhalt an. Die Dinger die ich auch nur maximal einer Werkstudentin auf den Tisch legen würde, kriegt mein innerhalb von 30 Min. zusammengebauter Vertragscheck schneller und eher besser als schlechter hin.

Ich hab mir mal einen Vertrag geschnappt und ein paar Lücken eingebaut, von offensichtlich schlecht bis zu eher spitzfindig formuliert, die Zeilen hat er alle markiert, und noch dazu ein paar Zeilen die nicht gut geregelt sind und vorher schon im Vertrag waren.

Spoiler

test avv.docx

Prüfe den Vertrag und mache jede Formulierung kenntlich, welche für den Auftraggeber nachteilig ist


Nach der Überprüfung des vorliegenden Auftragsverarbeitungsvertrages habe ich folgende Formulierungen identifiziert, die potenziell nachteilig für den Auftraggeber sein könnten:

1. Fehlende Weisungsbefugnis (Zeile 28): Es ist festgelegt, dass keine Weisungsbefugnis existiert. Dies könnte für den Auftraggeber nachteilig sein, da er somit keine direkte Kontrolle oder Steuerung über die Art und Weise der Datenverarbeitung durch den Auftragsverarbeiter hat.
   
   
2. Eingeschränkte Kontrollmöglichkeiten (Zeile 30): Die Möglichkeit zur Kontrolle durch den Auftraggeber ist auf zusätzliche Zustimmung des Auftragsverarbeiters angewiesen, die verweigert werden kann. Dies schränkt die Überwachungsmöglichkeiten des Auftraggebers ein und könnte zu einem Mangel an Transparenz führen.
   
   
3. Haftungsausschluss (Zeile 71): Die Haftung des Auftragsverarbeiters ist ausgeschlossen. Dies könnte für den Auftraggeber besonders kritisch sein, da im Falle von Datenschutzverletzungen oder anderen Problemen keine Regressansprüche gegen den Auftragsverarbeiter geltend gemacht werden können.
   
   
4. Kosten für Auftragskontrolle (Zeile 65): Die Kosten für die Durchführung von Auftragskontrollen trägt der Auftraggeber. Dies könnte zu zusätzlichen unerwarteten Ausgaben für den Auftraggeber führen.
   
   
5. Informationspflicht bei Weisungsverstößen (Zeile 55): Der Auftragsverarbeiter muss den Auftraggeber nur darauf hinweisen, wenn er der Meinung ist, dass eine Weisung gegen Datenschutzvorschriften verstößt. Es besteht keine Verpflichtung für eine umfassende rechtliche Prüfung. Dies könnte für den Auftraggeber nachteilig sein, da nicht garantiert ist, dass alle relevanten Datenschutzverstöße identifiziert und kommuniziert werden.

Diese Punkte sollten bei einer weiteren Überprüfung durch Rechtsprofis berücksichtigt werden, um mögliche Risiken und Nachteile für den Auftraggeber zu minimieren.

Ich stimme euch zu, dass es da sicherlich noch genügend Schwächen gibt und ich würde mich da auch noch nicht drauf verlassen, das die KI jede spitzfindigkeit oder Lücke findet. Aber das ist halt noch keine richtige Legal-KI und es steht noch alles am Anfang.

Letztlich ist eine LLM ein Taschenrechner für Sprache,. Ich würde mich jedenfalls nicht dauerhaft drauf verlassen, das menschliches Lese- und Textverständnis in fünf Jahren immer noch Maschinen überlegen ist.

 

Wo muss das denn stehen, im Arbeitsvertrag? Im Tarifvertrag finde ich nichts dazu.

Edit:
Im Tarifvertrag für Ärzte wird Kirchenaustritt explizit als Grund für eine außerordentliche Kündigung genannt.

 

Ja Ärzte sind zb auch so ein Fall wo das leider möglich ist. Find ich zwar ein Unding aber Deutschland lässt sich da noch immer auf der Nase rumtanzen.

 

Pflegekräfte im Krankenhaus dann sicher auch?

 

In welchem Tarifvertrag für Ärzte soll das den drin stehen?

 

TV -Ärzte-KF

Tarifvertrag Ärzte Kirchliche Fassung

 

Hier zb:
https://www.marburger-bund.de/niedersachsen/standort/diakovere-henriettenstift-neu-bethesda

Tarifvertrag Diakonie Niedersachsen (TV DN)

 

Das ist laut BAG gar kein Tarifvertrag, auch wenn die kirchlichen AG das gerne so nennen.

Laut BAG ist es für einen echten Tarifvertrag erforderlich das zwei gleichberechtigte Parteien einen Tarifvertrag aushandeln. Da die kirchlichen AG aber keine Arbeitnehmervertretung zulassen die einer echten Gewerkschaft oder einem echten Betriebsrat entsprechen (die sog. Mitarbeitervertretung MAV der kirchlichen AN erfüllt nicht die Erfordernisse des Betriebsverfassungsgesetzes) kann es auch keinen echten Tarifvertrag geben.

Laut BAG sind das (trotz des anderslautenden Namens) einfach nur AGBs.

https://www.rehm-verlag.de/eLine/portal/start.xav?start=//*[@attr_id='avr_dd_komm_4d43b75371f8c2948a30d76247582bf1' and @outline_id='avr_dd_komm']

Edit:
Ich war da nicht auf dem aktuellsten Stand, inzwischen gibt es wohl ein paar (wenige) Tarifverträge bei konfessionellen AG, die die Erfordernisse des Tarifvertragsgesetzes erfüllen.

https://gesundheit-soziales-bildung...ht/++co++e0a50972-f386-11e6-a823-525400940f89

Die sog. Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR), die mehrheitlich immer noch von konfessionellen AG angewandt werden, zählen aber nach wie vor nicht zu den Tarifverträgen.

 

Damit muss man rechnen, ja. Gibt Gerichtsurteile, die solche Kündigungen bestätigen.

 

Kann durchaus sein so tief bin ich da nicht drin aber es steht zumindest dort drin und auch AGBs sind ja bindend bei Vertragsschluss. Das ist ja keine unlautere Klausel.

 

Im Augenblick ist mindestens ein Fall einer AG-seitigen Kündigung wegen Kirchenaustritts beim EuGH anhängig.

Das wird interessant, weil die meisten kirchlichen AG sowieso auch konfessionslose AN oder solche, die einer anderen Religion angehören, beschäftigen.

Ist das der Fall würde die Kündigung eines AN, der während des laufenden Beschäftigungsverhältnisses aus der Kirche austritt, imho eindeutig gegen das Diskriminierungsverbot verstoßen.

Bei weiter fortschreitendem Fachkräftemangel (auch und gerade in den medizinischen Berufen) ist auch die Frage ob und wie lange sich kirchliche AG solchen Nickligkeiten noch leisten können.
Wobei es wohl überwiegend die Katholen sind, die leben halt noch im Mittelalter.

 

Und solche, die dem wiedersprechen (z.B. die Kündigung eines katholischen Chefarztes, der nach einer Scheidung wieder geheiratet hat).

Wird wohl letztendlich auf ein Grundsatzurteil des EuGH hinaus laufen.