Videospiele: Vielleicht doch schon zu realistisch?

Von Sir8Davren · 14. August 2008 · Aktualisiert am 19. März 2009 ·
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  1. Videospiele: Vielleicht doch schon zu realistisch?
    Ich stöbere in meiner alten Spielesammlung und finde vieles, was ich damals noch so gespielt habe und was mich total begeisterte: Darunter war zum Beispiel Warcraft 2. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich damals mit meinem Vater Stunden vor dem Pc gesessen habe und mit ihm jede einzelne Mission gespielt habe. Für ihn war das alles noch schön übersichtlich und konnte gut damit umgehen. Wenn ich mir die Spiele von heute ansehe und ihm etwas zeige, schüttelt er nur den Kopf und meint, dass ihm das viel zu unübersichtlich sei und er überhaupt keine Orientierung dabei hätte. Wenn ich mir das so überlege, stimme ich ihm sogar dabei zu. Spiele sind heutzutage nur noch darauf aus, besser auszusehen. Die neueste 3D-Engine, noch bessere Effekte, so realistisch wie möglich halt. Gerne prahlt man damit, eine Grafikkarte zu haben, die Direct X 10.1 unterstützt und selbst Crysis problemlos anzeigen kann. Doch kommt es bei einem Spiel wirklich darauf an, wie es aussieht? Man kann dies in geteilter Meinung sehen: Die meisten haben keinen UltraHighEndPc zu Hause und können Crysis vielleicht nur auf Minimalen Einstellungen spielen. Ist die Grafik dann immer noch so toll? Nicht wirklich. Man wirft entweder das Spiel frustriert in die Ecke, kauft sich einen neuen Computer, oder nimmt es in Kauf, vermatschte Texturen oder sogar Ruckelorgien anzutun. Wenn ich mir so die älteren Spiele anschaue, finde ich, dass wir trotz den ganzen Verbesserungen einen Rückschritt gemacht haben. Einige Freunde, mit denen ich über Videospiele spreche, sagen mir, dass sie die Rollenspiele, die heutzutage rauskommen, viel zu einfach seien und sie unterfordern würden und sich beispielsweiße an das gute alte Baldurs Gate zurück erinnern. Dem kann ich auch zustimmen: Rollenspiele von heutzutage wie Mass Effect, Oblivion oder Gothik (1,2,3) sehen zwar alle Klasse aus, aber fordern sie den Spieler wirklich? Oblivion setzt beispielsweiße nur auf seine Schönheit, die Kämpfe sind jedoch totlangweilig, von der Story ganz zu schweigen. Bei Gothik 3 ist es doch auch nicht anders: Computerspiele sind zu so einem Massenmedium geworden, dass es einen ungeheuren Konkurrenzkampf zwischen den ganzen Firmen gibt und die Publisher die Entwickler unter Zeitdruck setzen, sodass nach mehreren Patches Gothik 3 immer noch total verbuggt ist. Macht das überhaupt noch Spaß, ein Spiel so zu spielen?
    Doch zurück zum Realitätsgrad: Bei fast allen Top-Spielen sehen Charaktere, Natur und alles andere fast realistisch aus, sodass der Spieler sich so gut wie möglich mit seiner Rolle identifizieren kann. Man schlüpft quasi in eine Fantasiewelt. Doch hat das nicht auch einen Hacken? Was ist, wenn Spiele irgendwann so gut aussehen, dass man den Unterschied von Realität und Virtuellen Welten nicht mehr unterscheiden kann? Wofür brauche ich denn dann noch mein echtes Leben? Natürlich ist es beeindruckend, wenn ich sehe, wie gut die Figuren aussehen, aber wenn ich beispielsweiße in Splinter Cell: Double Agent damit konfrontiert werde, mich zu entscheiden, einen unschuldigen Menschen zu erschießen oder zu verschonen und diese Person sich so realistisch bewegt und aussieht, wie kann ich dann es noch über mich bringen, zu schießen? Hat dann nicht jeder ein schlechtes Gewissen, es getan zu haben, falls er tatsächlich geschossen hat? Wo ist da der Spaß am Spiel? Obwohl ich selbst solche Spiele gerne spiele und ich mir immer klar mache, dass dies nicht die Realität ist, schauert mich als das, was ich zu sehen kriege. Ein Call of Duty beispielsweiße bringt den Krieg so überzeugend rüber, dass ich tatsächlich für den Geschichtsunterricht zum Thema des 2. Weltkriegs mehr wusste, als zuvor. Es ist, als ob man es selbst erlebt hätte und man mit dabei war. Klingt doch schon leicht paradox, oder?
    Für mich ist eines klar: Anstelle von der grafischen Weiterentwicklung sollte man sich mehr um das, was ein Spiel wirklich ausmacht, arbeiten. Nämlich der Spaß, die taktische Forderung und dem Spieler das Gefühl geben, etwas Schwieriges bewältigt zu haben, sodass er sich nach einer anstrengenden Runde gemütlich zurücklegen kann.

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