Die Debatte der Killerspiele und ihre Sinnlosigkeit

Von Sir8Davren · 19. März 2009 · Aktualisiert am 22. April 2009 ·
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  1. Seit dem Amoklauf von Tim K. in Winnenden sind die Berichte auf etlichen Seiten über dieses Thema wie aus dem Erdboden geschossen und bei allen, die Computer spielen, geht es um die eine Sorge: „Werden Killerspiele nun verboten?“
    Viele sehen das Drama hinter dieser Sache jedoch nicht wirklich. Es gibt sogar welche, die über den Vorfall belustigt sind und wie auf ein Trittbrett hinterher fahren. Erst diesen Montag viel in meiner alten Schule der komplette Tag der Unterricht aus, weil auf einer Jungentoilettentür folgende Aufschrift stand: „Amoglauf am Montag, den 16.3.2009“. Der, der das geschrieben hat, hätte evtl. in der Schule besser aufpassen müssen, um zu wissen, dass man Amok mit „k“ schreibt. Aber darum geht es ja gar nicht. Vielmehr geht es um das Problem, dass die Medien dieses Thema wieder in die Höhe trieben und die Menschen in Angst und Schrecken versetzten. Wer macht sich schon heutzutage noch Sorgen um BSE, Hühnergrippe oder sogar AIDS? All das sind Dinge, die von den Medien extrem in die Höhe getrieben wurden und alle in Panik versetzten und heute kräht kein Hahn mehr danach. Oder was ist mit Irak, Afghanistan oder Israel? Dort sterben täglich Menschen auf qualvolle Weise, da sich irgendwelche Fetischisten selbst in die Luft sprengen. Haben die wo Möglich auch Counterstrike gespielt? Ich glaube kaum. Die haben besseres zu tun und vor allen Digen andere Sorgen.
    Doch von wem kommt denn dieser Hass auf die Killerspiele? Hauptsächlich uninformierte, von der Situation überwältigte und definitiv überforderte Politiker, die sich auf ihre selbst ernannten Spiele „Experten“ verlassen, welche felsenfest behaupten, dass „Killerspiele“ böse sind. Außerdem gibt es noch die verängstigten Eltern, die noch nie etwas über Counterstrike oder der gleichen gehört bzw. gesehen haben und durch die Medien so manipuliert werden, dass sie es schon als eine „Krankheit“ sehen. Wahrscheinlich gibt es schon eine Art Forum, wo besorgte Mütter schreiben: „Mein Sohn spielt Counterstrike. Muss ich mir jetzt Sorgen machen, dass er Morgen Amok läuft?“.
    Was an dieser Sache dennoch so traurig ist, dass man sich immer auf dasselbe Muster konzentriert. Als die Polizisten K.‘ s Zimmer durchsuchten, entdeckten sie auf seinen Pc Counterstrike. „Aha!“, kommt es von der Presse! Wir haben den Grund. Schnell einen alten Artikel ausgraben, wo das Thema behandelt wurde, ein bisschen ändern, drucken, fertig!
    Was jedoch gar nicht beachtet wurde: Tim K. kündigte seinen Amoklauf mit: „Keiner erkennt mein Potential. Ich laufe Amok!“. Merken Sie was? Merken Sie, was eigentlich das Problem ist? Ja, das hören die lieben Politiker nicht gerne. Es ist unser lieber Vater Staat, unser Schulsystem und die Erziehung, was daran verantwortlich ist. Wurde das mal überdacht? War K. in seiner Schulzeit ein Mobbing-Opfer? Standen die Lehrer nicht hinter ihm und hatte er immer ungerechte Noten? Hatte er noch dazu Probleme zu Hause und wurde nicht unterstützt und musste er sich deswegen so von der Gesellschaft abkapseln und stundenlang vor dem Pc sitzen, um sich in eine virtuelle Welt zu stürzen, sodass er immerhin dort Lob bekam? Das klingt doch viel Plausibler. Mag sein, dass ihn die „Killerspiele“ motivierten, aber sie waren jedoch sicherlich nicht der Auslöser.
    Da fast jeder Jugendlicher, der a) männlich ist, b) einen Computer besitzt und c) Spiele spielt, Counterstrike spielt, müsste doch jeder von ihnen Amok laufen, da Counterstrike ja wohl dazu der Auslöser sei. Dabei ist dieses Spiel sogar ein fester Bestandteil des E-Sports, wo es richtige Turniere und LAN-Partys für gibt. Vergleicht man ein solches Event mit einer anderen öffentlichen Veranstaltung, wie zum Beispiel Boxen, ist der Gewaltgrad doch sicherlich bei letzterem höher, oder etwa nicht?
    Aber es wird erneut ein wichtiger Faktor übersehen und sogar falsch dargestellt: In keinem Spiel in Deutschland, dass nicht unter 18 freigegeben, oder sogar verboten ist, ist es die Aufgabe, Menschen möglichst grausam zu töten.
    Trotz alldem ist Counterstrike, dass ich persönlich als Ego-Shooter für Arme bezeichne, da es selbst auf Uralt-Pcs läuft und die Figuren nicht wirklich wie Menschen aussehen, das berühmteste „Killerspiel“. Komisch, dass Spiele wie Crysis nicht angesprochen werden, dort sehen die Menschen wenigstens nach Menschen aus.
    Bei Counterstrike steht nicht das Töten im Vordergrund. Es geht viel mehr darum, sich als Team gut zu organisieren und zu versuchen, am Besten vorzugehen, um zu gewinnen. Allein-Spieler haben größtenteils keine Chance. Selbst GTA, welches auch ein sehr „böses“ Spiel sein soll, da man unschuldige Personen mit der Kettensäge zerlegen kann, wird falsch interpretiert. Dieses Spiel ermöglicht dem Spieler, dies zu tun, jedoch verlangt oder nötigt es einen nie dazu. Man bekommt durch sowas weder Bonuspunkte noch irgendwelche Belohnungen. GTA ist viel mehr eine Satire und eine Kritik an den Staat von Amerika. Die Einzigen, dessen Mord man begehen muss (sollte man die Story von dem Spiel spielen), sind korrupte Polizisten, Drogenbosse, Mafiosi oder Zuhälter. Nie ist es die Aufgabe, einen Familienvater, der anständig sein Leben lebt, umzubringen.
    Was mich jedoch am zornigsten macht, ist die Tatsache, dass eine Art von Medium so ignoriert wird und total im Hintergrund steht wie Gewaltfilme. Wie wäre es mit SAW, Final Destination oder andere Filme, dessen Unterhaltung darin steht, zu sehen, wie Menschen auf absurde Weise sterben. Viele von uns Spielern verabscheuen einen solchen Gewaltgrad. Zahlt etwa Hollywood etwa unseren lieben Medien monatlich Geld, sodass sie schön die Klappe halten?
    Ein Held ist doch nur noch „cool“, wenn er möglichst lässig Leute abknallt und sich seine Haare noch möglichst im Wind mit bewegen. Ist das nicht auch Gewaltverherrlichung? Gerade auch, weil schon Kinderserien einen gewissen Gewaltgrad haben. Der Bösewicht stirbt immer am Schluss. Viele Kinder freuen sich natürlich, weil der Bösewicht nun weg ist, aber verleiht so etwas ordentliche moralische Werte? Man könnte doch dem „Bösen“ doch auch zur Besinnung bringen und eine friedliche Lösung suchen. Ne, das ist langweilig. Lieber viel Blut und Morde (Nicht war, Herr Industrievertreter?)

    Doch zurück zum Thema: Ab wann ist eigentlich ein Spiel ein „Killerspiel“? Hat das schon jemand definiert? Ist ein Killerspiel ein Killerspiel, wenn man Menschen mit modernen Waffen tötet? Oder zählen auch Waffen wie Schwerter? Ich wundere mich, warum Assassin`s Creed noch nicht in Verruf gekommen ist. Da tötet man schließlich auch und ist sogar schon ab 16 freigegeben. Oder ist ein „Killerspiel“ nicht auch schon ein Strategiespiel wie Age of Empires? Ich befehle ja schließlich Einheiten, um feindliche Einheiten niederzumetzeln. Habe ich schon Autorennspiele erwähnt? Ich glaube kaum, dass die Polizisten in Need for Speed den Crash überleben, wenn man ein Gebäude so rammt, dass ein Bruchstück davon direkt aufs Polizeiauto fällt. Und bemerke: Das Spiel ist ab 6 Jahre freigegeben. Was ist eigentlich mit Fantasyspielen? Das ist doch der Regierung egal, wenn man lediglich Orks oder süße Hasen tot haut. Sollte man tatsächlich mit einem solchen Verbot kommen, könnte man mehr als die Hälfte aller Spiele verbieten.
    Die graben sich ihr eigenes Grab, da unsere Wirtschaft auch ziemlich von der Computerspiel-Industrie abhängt. Wieso ist die Technik von unseren Pcs denn schon so weit? Würde es heutzutage schon Dual- und Quad-Core Prozessoren geben, wenn es keine „Killerspiele“ gäbe? Wir wären heute vielleicht auf den Stand von 2000, da gerade auch der größte Hardwarefresser (Crysis) ein Ego-Shooter ist.
    Liebe Regierung. Es ist ja schön, wenn Sie sich dafür bemühen, eine friedliche Welt zu schaffen. Aber arbeiten Sie auch so, dass es etwas bringt: Sollten Sie tatsächlich das Verbot durchbekommen, wird es nur noch schlimmer. Deutsche Spielefirmen müssten größtenteils zu machen, die Raubkopierrate würde in die Extreme steigen, da sich nun einfach die Spieler die US-Versionen der „Killerspiele“ über das Netz illegal beschaffen würden. Jede Wette.
    Oder würden Sie es einfach so machen, dass es anstatt das USK, das Killerspiel-Siegel gibt? Das führt doch zu nichts. Es geht darum, dass sich auch die Eltern mehr um ihre Kinder kümmern und auch schauen, was diese Spielen und ihr Verhalten kontrollieren. So lässt sich ein Amoklauf nämlich am besten verhindern, das versichere ich Ihnen.

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