The Acolyte verdient mehr Liebe, als es bekommt

The Acolye erntet viel Kritik, Hass und Häme. Das hat die Star-Wars-Serie aber nicht verdient - zumindest, wenn ihr Vali fragt.

Nein, The Acolyte ist bei Weitem keine perfekte Star-Wars-Serie. Aber definitiv besser, als viele behaupten. Bildquelle: DisneyLucasfilm Nein, The Acolyte ist bei Weitem keine perfekte Star-Wars-Serie. Aber definitiv besser, als viele behaupten. Bildquelle: Disney/Lucasfilm

Kennt ihr das, wenn die Eltern sich streiten und man einfach nur den Fernseher lauter dreht, um der Realität zu entkommen? So geht es mir aktuell bei The Acolyte. Gefühlt ist zwischen Kritikern und Fans ein Grabenkampf ausgebrochen: Während zahlreiche Pressevertreter die Star-Wars-Serie in höchsten Tönen loben, zeichnen User-Scores ein ganz anderes Bild.

Wobei ich an dieser Stelle Realität in ziemlich dicke Anführungszeichen setzen muss. Denn so wirklich repräsentativ sind weder der Kritiker- noch der Zuschauerdurchschnitt zum Beispiel bei Rotten Tomatoes: Die meisten Wertungen der Presse beziehen sich lediglich auf die ersten vier Folgen und nicht die gesamte Staffel, weil Disney vor Start nicht mehr zur Verfügung gestellt hat.

Gleichzeitig wird die fundierte und aufrichtige Kritik in den User Scores durch Review-Bombing und Hass-Tiraden von Trollen überschattet, die mit Begriffen um sich werfen, die sie nicht einmal selbst verstehen (allen voran natürlich woke).

Das hat The Acolyte nicht verdient. Denn die Star-Wars-Serie ist zwar nicht perfekt, bereichert aber das Krieg-der-Sterne-Universum um eine ganze Handvoll spannender Facetten, die ich bisher darin vermisst habe.

Vali Aschenbrenner
Vali Aschenbrenner

Über den Autor: Trotz seiner Liebe für Star Wars hat es bei Vali weder zum Jedi-Ritter, noch Sith oder Kopfgeldjäger gereicht. Stattdessen hält Vali euch bei GameStar über die spannendsten News aus der Welt der Filme oder TV-Serien auf dem Laufenden.

Seid ab diesem Punkt übrigens vor Spoilern gewarnt! Habt ihr Folge 8 von The Acolyte nicht gesehen, werft ihr in der Zwischenzeit besser erstmal einen Blick auf unsere Übersicht zu allen neuen Star-Wars-Serien, die 2024 und darüber hinaus bei Disney Plus starten.

Wie The Acolyte mein Fan-Herz höher schlagen lässt

Die Kämpfe

Beginnen wir mit der offensichtlichsten Stärke: Die Kämpfe von The Acolyte knallen. Aber so richtig. Kein Wunder, ist das doch dem Team zu verdanken, welches Rogue One die unvergessliche Korridor-Szene mit Darth Vader bescherte

So sind die Konfrontationen mit (und sogar ohne) Lichtschwert zwar rar gesät, dafür bleiben sie mir als Fan des gepflegten Action-Kinos definitiv im Gedächtnis. Egal, ob sich Mae mit Trinity ein gutes, altes Handgemenge à la Tiger & Dragon liefert oder der Fremde Laserschwerter mit einer Kopfnuss ausknockt.

Allein die folgende Szene bringt mich ähnlich ins Schwitzen, wie es Padmés schwarze Abendgarderobe beim freundschaftlichen Bankett auf Naboo mit Anakin tut:

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Die Konsequenz

Ja, ein paar der Figuren von The Acolyte sind mir richtig ans Herz gewachsen. Gleichzeitig bin ich heilfroh darüber, dass die Serie nicht davor zurückschreckt, sie umzubringen. Jecki Lon wäre zum Beispiel ein Charakter, dem ich allein schon wegen Sympathieträgerin Dafne Keen eine rosige Zukunft im Star-Wars-Universum gewünscht hätte.

Doch The Acolyte hält sich nicht zurück, ihren Tod auf brachiale und schmerzhafte Weise in Szene zu setzen, sodass mir unmissverständlich klar wird: Hier geht es tatsächlich um die Space-Wurst! Und dabei handelt es sich definitiv um einen Aspekt, den ich bei modernen Star-Wars-Produktionen größtenteils vermisse.

Viel zu oft traut sich Star Wars nicht, seine Helden und Schurken umzubringen und wenn doch, die dann auch tot bleiben zu lassen. Fragt nur mal Palpatine, Boba Fett, Asajj Ventress und Co.

The Acolyte traut sich, seine Hauptfiguren und Fanlieblinge umzubringen. Und das steht der Serie verdammt gut. Bildquelle: DisneyLucasfilm The Acolyte traut sich, seine Hauptfiguren und Fanlieblinge umzubringen. Und das steht der Serie verdammt gut. Bildquelle: Disney/Lucasfilm

The Acolyte legt aber nicht nur in diesem Aspekt eine vorbildliche Konsequenz an den Tag. So stellt zum Beispiel auch Sols unvermeidbarer Wandel zum Schurken der Serien eins meiner absoluten Highlights der Serie dar.

Dabei verfällt Sol nicht mal der dunklen Seite der Macht, sondern klammert sich bis zum bitteren Ende an seinen Retterkomplex fest. Weil er Mae und Osha unbedingt retten will, fällt seinen Taten ein gesamter Hexenzirkel zum Opfer. Über fast zwei Jahrzehnte hinweg lebt Sol daraufhin eine Lüge und rechtfertigt dies damit, Osha schützen zu wollen.

Seine Wandlung gipfelt dann im großen Finale von The Acolyte, als Sol wie ein Horrorfilm-Bösewicht an Bord seines Schiffs hinter Mae herwalzt und in einer verlassenen Festung verzweifelt Oshas Namen schreit. Lediglich im Kampf gegen Qimir findet Sol zu seiner Anmut als Jedi zurück, weil er dabei all seine Defizite auf einen (seiner Meinung nach) klaren Widersacher projizieren kann.

The Acolyte brilliert nicht nur darin, die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen zu lassen. Sondern auch das klassische Verständnis der guten und hellen Seite der Macht aufzuweichen: Jedi sind nicht stets die Guten und Sith auch nicht stets die Bösen.

Die besten Bösewichte halten sich selbst für den Helden. Meister Sol (Lee Jung-jae) ist definitiv einer von ihnen. Bildquelle: DisneyLucasfilm Die besten Bösewichte halten sich selbst für den Helden. Meister Sol (Lee Jung-jae) ist definitiv einer von ihnen. Bildquelle: Disney/Lucasfilm

Das Ende

Showrunnerin Leslye Headland hat mir nicht zu viel versprochen. Das Finale von The Acolyte ist emotional in sich abgeschlossen und könnte damit definitiv als Ende der Serie durchgehen. 

Die Betonung liegt auf könnte, denn es gibt eine ganze Handvoll Fragen, die aktuell offen bleiben. So zum Beispiel: Was für eine Rolle spielt Darth Plagueis bei The Acolyte? Wie genau sieht die Vorgeschichte von Vernestra Rwoh und Qimir aus? Was bringt die Zukunft für Osha und Mae? Und wie gut weiß Yoda über die Geschehnisse von The Acolyte Bescheid?

Freilich besteht das Potenzial, daran anzuknüpfen. Leslye Headland selbst ließ längst durchblicken, dass sie mehr als genug Stoff für weitere Staffeln ihrer Star-Wars-Serie hätte. Aber grundsätzlich ist Staffel 1 von The Acolyte in sich geschlossen und das stellt meiner Meinung nach eine erfrischende Ausnahme im großen Sequel-Wahn bei Disney und auch abseits davon dar.

The Acolyte - Offizieller Trailer zur Star-Wars-Serie Video starten 1:50 The Acolyte - Offizieller Trailer zur Star-Wars-Serie

Wo The Acolyte schludert und stolpert

Allerdings darf und will ich es nicht unerwähnt lassen: Bei all dem Lob, das ich für The Acolyte übrig habe, muss ich an der Star-Wars-Serie auch einiges kritisieren. So braucht das Mordkomplott um die Zwillinge Osha und Mae beispielsweise viel zu lange, um überhaupt erstmal in die Gänge zu kommen. 

Eigentlich war ich erst ab Folge 5 so richtig investiert, in der The Acolyte im wahrsten Sinne des Wortes überflüssigen Ballast über Bord wirft und sich neu fokussiert. Das ist bei einer Staffel von insgesamt acht Folgen viel zu spät!

Davor zieht sich The Acolyte schlichtweg wie ein Kaugummi und leidet unter einer teilweise richtig stümperhaften Inszenierung. Wenn Yord zum Beispiel mit einem Fernglas auf einen Kampf glotzt, der keine 20 Meter von ihm entfernt stattfindet, wundert es mich kein bisschen, dass er sein unrühmliches Ende nicht sehen hat kommen. 

Die größte Schwäche von The Acolyte liegt in meinen Augen allerdings an den beiden Hauptfiguren, die beide mit Amandla Stenberg von der gleichen Darstellerin gespielt werden: Osha und Mae - die Zwillinge, die eigentlich gar keine sind. 

Mae und Ohsa (Amandla Stenberg) schaffen es als Hauptfiguren nicht, The Acolyte zu tragen. Bildquelle: DisneyLucasfilm Mae und Ohsa (Amandla Stenberg) schaffen es als Hauptfiguren nicht, The Acolyte zu tragen. Bildquelle: Disney/Lucasfilm

Von der ersten bis zur (bis dato) letzten Episode bleiben die Geschwister blass, uninteressant und teilweise sogar ziemlich unnahbar. Ich habe mich selbst dabei ertappt, dass ich mit jeder Szene und mit jedem Dialog von Sol, Jecki oder Qimir mitfiebere, während mir Osha und Mae maximal ein müdes Schulterzucken entlocken. 

Das ist ein großer Pluspunkt für die Nebenfiguren von The Acolyte, der aber gleichzeitig die fatale Schwäche der Star-Wars-Serie unterstreicht. Hier versagt das Drehbuch und über diesen Umstand schafft es Stenberg in ihrer Doppelrolle nicht hinwegzutrösten.

The Acolyte und sein Fan-Problem

Natürlich sollte es selbstverständlich sein, dass das den Hass gegen Amandla Stenberg und ihre Kolleginnen und Kollegen weder rechtfertigt noch entschuldigt. Ihrer Aussage zufolge wurde die 25-jährige Schauspielerin sogar Opfer von Morddrohungen. Eine Erfahrung, die zum Beispiel schon Daisy Ridley (Rey) oder Kelly Marie Tran (Rose) durchmachen mussten, aber niemals sollten.

Heißer Tipp: Wem eins der unzähligen Unterhaltungsmedien zu Weltraum-Zauberern aus einem Sci-Fi-Märchen nicht gefällt, muss das nicht zwingend konsumieren. So kontrovers manche kreativen Entscheidungen für einen neuen Film oder eine neue Serie auch wirken mögen, so wenig tun sie jemandem weh. Hass und Häme gegen echte Menschen dagegen schon.

Dieses Verhalten ist freilich nicht stellvertretend für den gesitteten Teil der Star-Wars-Community. Denn konstruktive Debatten zu The Acolyte lassen sich überall dort finden, wo man sie sucht. Auf sozialen Netzwerken wie zum Beispiel Reddit oder X (ehemals Twitter) wird The Acolyte nicht nur gelobt, sondern munter diskutiert.

An neuen Star-Wars-Produktionen wird es uns in den kommenden Jahren sowieso nicht mangeln. 2026 kehrt der Krieg der Sterne mit The Mandalorian & Grogu ins Kino zurück. Danach steht ein Solo-Film für Daisy Ridleys Rey an. Auf Disney Plus starten derweil Skeleton Crew und die neuen Staffeln von Andor und Ahsoka.

Und selbst wenn all diese Filme und Serien die eigenen Erwartungen nicht erfüllen können, gehen die Sequels und auch Prequels uns dadurch auch nicht verloren.

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