In Zeiten von Netflix & Co. gibt es bald gute Nachrichten für viele Mieter

Eine antiquierte TV-Praxis wird Mitte nächsten Jahres gekippt. Jetzt müsst ihr entscheiden: Gucke ich weiterhin TV – oder bleibe ich einfach bei Netflix und Konsorten?

Glotzt ihr noch lineares Fernsehen, oder seid ihr schon im 21. Jahrhundert des Entertainments angekommen? (Bild-Quellen: background photo und Andreas über Adobe Stock) Glotzt ihr noch lineares Fernsehen, oder seid ihr schon im 21. Jahrhundert des Entertainments angekommen? (Bild-Quellen: background photo und Andreas über Adobe Stock)

Ab Juli 2024 gibt es kein Nebenkostenprivileg mehr. Da der bürokratische Begriff den Wenigsten von euch vertraut sein dürfte - für Mieter bedeutet das: Vermieter können ab Juli 2024 nicht länger wie bisher den Vertrag für einen TV-Kabelanschluss für euch abschließen.

Bisher können Vermieter die Abrechnung für den Kabelanschluss auf eure Mietnebenkosten umlegen. Stattdessen seid ihr ab Mitte 2024 selbst der Vertragspartner. (Netzwelt und 4KFilme haben berichtet).

Positiv ausgedrückt: Ab 1. Juli 2024 könnt ihr frei über Anbieter und Empfangsart eures TV-Anschlusses wählen.

Überspitzt gesagt, könnt ihr das mit dem TV dann auch einfach komplett lassen, und nur noch Netflix, Disney Plus, Amazon Prime Video, Sky, WOW oder einen anderen Streaming-Anbieter nutzen.

Aber manch einer bezieht noch TV-Programm - und das dazu gerne. Wie es TV-mäßig für euch weitergehen kann, erklären wir gleich hier unten.

Kurzes (Ver)mieter-Sprech: Nebenkostenprivileg

Sperriger Begriff, leicht begreiflich: Das sogenannte Nebenkostenprivileg gestattet eurem Vermieter, die Abrechnung von TV-Kabelanschlüssen über die Betriebskosten abzurechnen. Die Betriebskosten kennt ihr auch als Nebenkosten. Sie dienen, im Bürokratendeutsch formuliert, der Instandhaltung eines Mietobjekts. Typische Betriebskosten umfassen etwa Heiz- und Wasserkosten oder die Kosten für die Müllentsorgung.

Nebenkostenprivileg: Was waren die Vorteile?

Die Praxis Nebenkostenprivileg war durchaus sinnvoll. Wieso? Weil die durch den Vermieter abgeschlossenen Verträge günstiger ausgefallen sind, als wenn alle Mieter einen eigenen Vertrag eingingen.

Jüngst hat der Gesetzgeber die Regelung rund um das Nebenkostenprivileg jedoch als Nachteil für den Mieter bewertet. Warum? Weil Mietern damit die Option genommen wird, sich selbstbestimmt für oder gegen einen Anschluss zu entscheiden – oder komplett auf lineares TV zu verzichten.

Was bedeutet die Veränderung praktisch?

Ihr wollt weiterhin euren Kabelanschluss nutzen? Dann wird künftig nicht mehr über die Mietnebenkosten abgerechnet. Stattdessen werden die an eurem Standort aktiven Kabelnetzbetreiber zu eurem direkten Vertragspartner. Einige der größten Kabelnetzbetreiber Deutschlands sind Vodafone, Pyur, oder NetCologne. Letztgenannter etwa ist ein regionaler Anbieter für Köln und Umgebung.

Was wir bislang nicht wissen: Preise fürs Kabelnetz

Ob die Preise ab dem 1. Juli 2024 genauso hoch sind wie die derzeitigen, ist noch ungewiss. Weil die jeweilige Abwicklung von individuellen Verträgen mit einem höheren Aufwand einhergehen dürfte, könnt ihr aber mit höheren Kosten als bisher rechnen.

Laut Verbraucherzentrale sollen die monatlichen Mehrkosten allerdings bei schlanken zwei bis drei Euro liegen (Bild der Frau und Computerbild haben über Verbraucherzentrale berichtet).

Welche Alternativen gibt es?

Mitnichten seid ihr ans Kabelnetz gebunden, wenn ihr auch zukünftig TV beziehen wollt. Wir stellen euch Alternativen zum klassischen Kabelanschluss inklusive einiger Vor- und Nachteile vor:

✅Satellitenschüssel: Dafür spricht die Aussicht auf TV-Programme aus dem Ausland. Weniger attraktiv hingegen dürfte für viele die Kosten der Anschaffung und der Aufwand der Montage sein. Die Satellitenschüssel installiert ihr idealerweise auf Balkon oder Dach, damit sie freie Sicht auf den Satelliten hat. 

✅IPTV: Steht für Internet Protocool Television, häufig ist auch vom Fernsehen über DSL die Rede. Die Verbindung wird über euer Breitband-Internet hochgezogen.

In der Regel könnt ihr Inhalte live streamen oder als Video-on-Demand aufrufen. Empfangen könnt ihr das Programm über IPTV-taugliche Geräte wie Computer, Smartphone oder Fernseher.

IPTV könnt ihr direkt über euren Internetanbieter beziehen. Telekom, Vodafone oder 1&1 haben Angebote im Portfolio. Um IPTV sinnvoll nutzen zu können, solltet ihr eine DSL-Verbindung mit mindestens 50 Mbit/s besitzen. 

✅TV-Streaming: Ähnlich wie bei IPTV bekommt ihr beim TV-Streaming Inhalte übers Internet bereitgestellt, die ihr live streamen oder on demand abrufen könnt. Im Gegensatz zu IPTV wird jedoch kein dediziertes IP-Netzwerk genutzt.

Zattoo, Waipu.tv oder RTL+ heißen einige der TV-Streaming-Dienstleister. Je nach gewähltem Tarif können die Kosten hier sehr unterschiedlich ausfallen.  

Antenne: Über eine Dach- oder Zimmerantenne empfangt ihr kostenfrei öffentlich-rechtliches Fernsehen. Wer auch Privatfernsehen konsumieren möchte, zahlt bei einem Anbieter wie Freenet TV eine monatliche Gebühr. 

Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis: 4K OLED-TV von LG

Meinung des Redakteurs

Patrick Poti: Ich umarme das Umdenken der Entscheidungsträger, diese antiquierte Regelung abzusägen. Als jemand, der mit linearem Fernsehen nur dann in Berührung kommt, wenn er in fremden Haushalten auf kalte Mattscheiben glotzt, werde ich den damit verbundenen Kosten ziemlich zügig Ade! sagen.

Seit Jahren sehe ich mich gezwungen, den Anschluss zu bezahlen – obwohl ich weder TV-Gerät besitze, noch Lust auf lineares TV habe. Wenn ich doch mal TV-Formate gucken möchte, bemühe ich Streaming-Pendants der Sendeanstalten oder notfalls eine Mediathek.

Wohnt ihr in einer Mietwohnung mit Kabelanschluss und wusstet bislang nichts vom Nebenkostenprivileg? Seid ihr schon fleißig am Recherchieren, was im Telekommunikationsgesetz (§ 230 Abs. 5 TKG) darüber steht? Wie werdet ihr künftig TV konsumieren – oder schaltet ihr einfach komplett ab? Schreibt uns das gerne in die Kommentare! 

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