Jemand hat eine mysteriöse Straße ins Nirgendwo gebaut, die in Japan Rätsel aufgibt: Spurensuche am größten See des Landes

Eine kuriose Geschichte aus Fernost, die uns aus Neugier zu digitaler Spurensuche veranlasst hat.

Die Straße im Hintergrund sieht stark danach aus, dass sie befahren wurde, aber warum sollte man dort lang wollen? (Bild: stock.adobe.com - HashslingingslasherBillionPhotos.com, mainichi.jp) Die Straße im Hintergrund sieht stark danach aus, dass sie befahren wurde, aber warum sollte man dort lang wollen? (Bild: stock.adobe.com - Hashslingingslasher/BillionPhotos.com, mainichi.jp)

In Japan hat vor Kurzem ein ungewöhnlicher Fall für Schlagzeilen gesorgt, der denkbar unspektakulär ins Rollen gekommen ist: durch eine anonyme Meldung bei den Behörden der Präfektur Shiga.

Stein des Anstoßes ist die etwa 70 Meter lange Straße am Biwa-See, die ihr auf dem Bild oben seht. Aus offizieller Sicht gehört sie dort nicht hin, doch auch ohne Bauvorschriften im Kopf wirft sie Fragen auf.

Unsere digitalen Hilfsmittel: Um Antworten auf diese Fragen zu finden, sind wir auf virtuelle Spurensuche gegangen. Genauer gesagt haben wir den Ort bei Google Earth & Co. besucht, inklusive eines Erkundungsfluges im Flight Simulator von Microsoft.

Bedeutung hat der Fall nicht, es geht nur um ein kleines, merkwürdiges Stück Straße in tausenden Kilometern Entfernung. Wenn euch die Geschichte aber so wie uns dennoch neugierig macht, erfahrt ihr in diesem Artikel mehr dazu.

Die bekannten Abläufe laut Mainichi.jp (eine der größten japanischen Tageszeitungen):

  • Das Bauamt der Präfektur Shiga erhielt am 15. März 2024 eine anonyme Meldung über das Vorhandensein der Straße.
  • Kurz darauf fand ein Mitarbeiter des Amtes in der Nähe des Ortes Adogawacho eine Bodenerhebung, die ungefähr drei Meter breit und 70 Meter lang ist und das Ufer mit einem Sumpfgebiet verbindet.
  • Drei Tage später meldete sich die dafür verantwortliche Person beim Amt grob mit den Worten: Ich wusste, dass ich eine Genehmigung brauchte, aber ich habe es trotzdem getan, ohne Gründe für den Bau anzugeben.
  • Die Person wurde vom Amt dazu angewiesen, die Straße wieder zu entfernen und der Polizei gemeldet. Der jüngste Bericht bei der Polizei erfolgte laut Mainichi am 3. Juli 2024, wohl da die gewünschte Wiederherstellung des Uferbereichs bisher nicht erfolgt ist.

Warum die Straße so rätselhaft ist

Der Hauptgrund: Sie führt ins Nirgendwo.

Die genaue Stelle seht ihr auf dem folgenden Bild:

Google Maps: Standard-Ansicht Dort, wo die gelb markierte Straße beginnt (1), ist es nicht mehr weit zum regulären Straßennetz am Biwa-See (2). Der Anschluss erfolgt direkt hinter einem kleinen Hafen für Fischerboote in unmittelbarer Nähe (3). Doch am Ende der Straße (4) befinden sich nur Bäume und ungenutzte, sumpfartige Uferflächen.

Satellitenbilder Hier seht ihr die gleiche Stelle bei Google Maps in der Ansicht mit Satellitenbildern.

Warum also sollte man dort mit einem Auto lang fahren wollen? 

Eine simple Reise in die Vergangenheit

Dass es die Straße in der Tat erst seit Kurzem gibt, zeigt auch ein Besuch mit dem kostenlosen Tool Google Earth Pro.

Damit könnt ihr euch unter anderem anschauen, wie Orte weltweit auf älteren Bildern ausgesehen haben. Klickt dazu im Programm in der Leiste am oberen Rand auf das Icon mit der Uhr und dem grünen Pfeil.

Bereits der erste Eintrag nach dem aktuellen Bild der fraglichen Region am Biwa-See zeigt, dass dort im April 2021 noch kein Weg zu finden war:

Mai 2024 April 2021 Mai 2024 April 2021

Das neueste Google-Earth-Bild oben aus dem Mai 2024 deutet gleichzeitig bereits an, was ein aktuelles Foto vom 4. Juli unten klar zeigt.

Die Straße ist längst nicht mehr in so gutem Zustand wie bei ihrer ersten Entdeckung im März beziehungsweise wie auf dem Bild zu Beginn dieses Artikels zu sehen:

Das linke, ältere Foto stammt vom Bauamt, das vor Ort zuständig ist. Das rechte, neuere Bild hat ein Mitarbeiter von Mainichi gemacht. Das linke, ältere Foto stammt vom Bauamt, das vor Ort zuständig ist. Das rechte, neuere Bild hat ein Mitarbeiter von Mainichi gemacht.

Dennoch beschäftigt der Fall die Behörden bis heute, wie dem Bericht der großen japanischen Tageszeitung Mainichi von Anfang Juli zu entnehmen ist.

Andere Blickwinkel auf den Ort

Mit dem Tool Street View, das bei Google Maps und Google Earth integriert ist, kommt man immerhin recht nah an den kleinen Hafen heran, der in direkter Nähe liegt.

So sieht die Einfahrt zu dem Gebäude aus, hinter dessen Ausläufern die rätselhafte Straße gebaut wurde:

Um die selbst gebaute Straße mit einem Fahrzeug erreichen zu können, bietet sich dieses asphaltierte Straße am Hafen vor Ort an. Um die selbst gebaute Straße mit einem Fahrzeug erreichen zu können, bietet sich dieses asphaltierte Straße am Hafen vor Ort an.

Um einen dreidimensionalen Blick auf das Geschehen zu werfen, haben wir zu guter Letzt den Flight Simulator von Microsoft genutzt, in dem ihr jeden Ort der Welt digital besuchen könnt.

Das sorgt zwar nur für einen sehr groben Eindruck der Region, da die Welt im Flight Simulator größtenteils automatisch auf Basis von Luftbildern generiert wurde. Man bekommt aber dennoch erneut ein gutes Gefühl dafür, dass die Straße ins Nirgendwo führt:

Im Hintergrund der gelb markierten Position des Straßenstücks gibt es unter anderem einen kleinen Themenpark für Kinder (1). Direkt an der regulären Straße um den See herum liegt der kleine Ort Adogawacho mit Schule, Supermarkt + Co. (2). Die selbstgebaute Straße führt aber nur in eine menschenleere Sumpfgegend (3). Im Hintergrund der gelb markierten Position des Straßenstücks gibt es unter anderem einen kleinen Themenpark für Kinder (1). Direkt an der regulären Straße um den See herum liegt der kleine Ort Adogawacho mit Schule, Supermarkt & Co. (2). Die selbstgebaute Straße führt aber nur in eine menschenleere Sumpfgegend (3).

Ist die Erklärung naheliegender, als gedacht?

Einen möglichen Hinweis auf die Gründe für den Bau der Straße liefert die Aussage eines Anwohners. Er hat sich gegenüber Mainichi folgendermaßen zu dem Weg geäußert:

Ich habe Fischer gesehen, die ihn überquert haben.

Es wäre auch aus unserer Sicht naheliegend, dass der Bau der Straße irgendwie mit dem kleinen Hafen direkt daneben zusammenhängt.


Ein ganz anderer rätselhafter Fall mit Auflösung: Jemand findet einen USB-Stick mit der Aufschrift »Frei zum Kopieren, dann weitergeben« im Zug – und sieht tatsächlich nach, was darauf ist


Laut einem Beamten der Präfektur Shiga tappen die Behörden aber dennoch im Dunkeln: Wir wissen wirklich nicht, was sie [die Erbauer, Anm. d. Red.] mit dieser Straße vorhaben.

Gleichzeitig ist sich der Beamte sicher, dass die Untersuchungen im Zuge der aktuellen Meldung bei der Polizei mehr ans Tageslicht fördern werden.

Wir sind gespannt und halten euch auf dem Laufenden.

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