Im Markt der Balkonkraftwerke braut sich ein Skandal zusammen: Bei einigen Modellen der Hersteller Deye und Anker fehlt ein sicherheitsrelevantes Relais.
Dies ist für die VDE-Zertifizierung (Verband der Elektrotechnik) notwendig und wird in der Norm VDE-AR-N 4105 zusammengefasst.
Als einer der Ersten berichtete der YouTube-Kanal VoltAmpereLux über die Problematik:
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Warum das Relais so wichtig ist
In einfachen Worten wandelt der im Balkonkraftwerk verbaute Wechselrichter den aus den Solarzellen gewonnen Gleichstrom netzsynchron als Wechselstrom um und speist diesen ins häusliche Stromnetz ein.
Dies geschieht im Regelfall über einen Schukostecker in einer handelsüblichen Steckdose. Wird der Stecker nun aus dieser gezogen, muss der Wechselrichter das merken und sofort den Strom abstellen.
Andernfalls liegen hier die vollen 230 Volt direkt auf dem blanken Stecker an.
Für diese Abschaltung gibt es einen eigenen Mechanismus: Der Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz) sorgt dafür, dass der Strom nicht mehr fließt, wenn keine Netzspannung mehr vorliegt.
Zusätzlich dazu wird über die oben genannte Norm jedoch noch ein zweiter Schutz vorgeschrieben, welche eine galvanische Trennung nach spätestens 0,2 Sekunden vorschreibt. Diese erfolgt in Form eines weiteren Relais.
Welche Balkonkraftwerke sind betroffen?
Ebendieses Relais scheint in einigen Modellen der Hersteller Anker und Deye zu fehlen.
Kurioserweise ist bei letztgenannten die passende Platine für ein solches NA-Relais vorhanden, nur das Bauteil selbst fehlt eben. Über die Gründe hierfür ist allerdings nichts bekannt.
Ohne Weiteres lässt sich nicht feststellen, ob das eigene Balkonkraftwerk ohne NA-Relais arbeitet. Ein Indiz für das Vorhandensein ist hier ein Klickgeräusch, welches sich nach einer halben bis drei Minuten nach dem Hochfahren vernehmen lässt.
Folgende betroffene Modelle sind bestätigt:
- Anker Balkonkraftwerke mit MI60-Wechselrichter
- Deye Sun 300
- Deye Sun 600
- Deye Sun 800
- Deye Sun 1600
- Deye Sun 2000
Beide Unternehmen haben mittlerweile reagiert. Bei den betroffenen Anker-Modellen bietet der Hersteller einen kostenlosen Umtausch des MI60-Wechselrichters gegen die nächsthöhere MI80-Version an.
Dies kündigte das Unternehmen in einer Stellungnahme gegenüber dem Anker-Blog an.
Hierfür müssen Betroffene sich direkt an Anker wenden, der Versand des MI80-Wechselrichters soll ab Ende August erfolgen.
Deye hingegen bietet in einem Statement eine andere Lösung an. So können Kunden formlos das SUN-MI-RELAY-01
Bauteil anfordern, welcher als externe Abschaltvorrichtung fungiert und so die geforderte Norm wieder erfüllt.
Der Einbau selbst soll auch von Laien durchführbar sein; zeitgleich erweitert Deye die Garantie der genannten Balkonkraftwerke von zehn auf fünfzehn Jahre an.
Auch die Bundesnetzagentur hat sich mittlerweile zu Wort gemeldet und geht spezifisch auf die Deye-Lösung ein:
Aktuell liegen der BNetzA entsprechende Hinweise zu Produkten der Firma Ningbo Deye Inverter Technology Co., Ltd. vor. Der Hersteller hat gegenüber der Bundesnetzagentur Abhilfemaßnahmen vorgeschlagen, die aktuell geprüft werden.
Bundesnetzagentur via NextpitAktuell ist zumindest kein Fall bekannt, in dem der fehlende NA-Schutz tatsächliche Schäden oder Stromschläge verursacht hat.
Theoretisch ist das bereits vergebene VDE-Zertifikat hierdurch dennoch als ungültig einzustufen; folglich könnten im Marktstammdatenregister gemeldete Balkonkraftwerke ihre Zulassung verlieren.
Ob es so weit kommt, hängt zum jetzigen Stand von der Bundesnetzagentur ab und ob diese die eingeleiteten Maßnahmen seitens Anker und Deye als ausreichend einstuft.
Habt ihr ein Balkonkraftwerk von Anker und Deye im Einsatz und seid von dem fehlenden NA-Relais betroffen? Haltet ihr die eingeleiteten Maßnahmen für ausreichend? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
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