Wenn ihr euch einen neuen TV zulegen wollt, habt ihr sicherlich ein Budget im Kopf, das der neue Fernseher nicht überschreiten sollte.
Und dann beginnt das langwierige Vergleichen, bei dem man sich schnell die Frage stellt:
- Lieber einen größeren Fernseher oder einen besseren kaufen?
Die Antwort ist nicht so leicht, wie sie vielleicht erscheint. Bevor ich in das Thema einsteige, ein paar allgemeine Worte vorweg.
Es gibt keine Universallösung
Auch wenn es Tendenzen gibt, die ich in diesem Artikel aufzeigen werde, hat jeder von uns andere Vorlieben und Schwerpunkte:
- Sehgewohnheiten
- Nutzungsverhalten
- Subjektive Vorlieben
- Wohnzimmergröße
- Wohnzimmerumgebung
- Budget
Mein Artikel kann nicht alles davon individuell abdecken, aber er soll als Wegweiser dienen, wenn ihr euch wieder am Scheideweg zwischen »groß« oder »gut« befindet.
Wichtig ist auch zu bedenken, dass Fernseher bei euch zu Hause oft größer aussehen als im Laden. Der Artikel nimmt als Beispiel ein Gerät mit 98 Zoll her, das entspricht fast 2,50 Meter in der Diagonale. Seid euch dessen bewusst.
Letzten Endes entscheidet ihr, was ihr euch leisten wollt und was überhaupt ins Wohnzimmer passt.
Preis: Was bekommt man für wie viel?
Am ehesten lassen sich TVs auf Basis ihres Preises vergleichen. Deshalb habe ich beispielhaft zwei Fernseher ausgesucht, die sich trotz ihrer Größenunterschiede in relativer monetärer Nähe zueinander befinden: Samsung 55S95D und TCL 98P745.
Der Samsung ist das Top-Modell 2024 der Südkoreaner in der 55-Zoll-Variante. Das Gerät von TCL stammt aus dem letzten Jahr; ich habe mich für die 98-Zoll-Version entschieden. Wenn groß, dann richtig groß.
Hinweis zu Samsung: Der angegebene Preis entspricht der UVP. Erfahrungsgemäß wird sich der Straßenpreis ein wenig darunter ansiedeln.
Bildqualität im Fokus: Samsung 55S95D
Samsungs aktuelles OLED-Flaggschiff ist technisch betrachtet so ziemlich das Beste, was man für Geld kaufen kann, zumal sich die Südkoreaner tiefer in die Materie gefuchst haben.
Die technische Daten im Überblick:
- Display: OLED mit bis zu 144 Hertz
- Auflösung: 3.840 x 2.160 Pixel (UHD)
- Bildschirmgröße: 55 Zoll
- HDMI-Anschlüsse: 4x HDMI 2.1
- Betriebssystem: Tizen
- Stromverbrauch (lt. Hersteller): 191 kWh (HDR-Modus)
- Besonderheiten: Mattes Display, HDR 10+, ALLM, FreeSync, Ambient Modus, Dolby Atmos, SmartThings für Smart-Home-Anbindung
- Preis: 2.799 Euro (UVP)
Einziger Dämpfer: Am Ende ist nicht klar, welches Panel Samsung dem TV verpassen wird. Inwiefern es sich äußert, ob ein WOLED- oder QD-OLED-Display bei dem S95D verbaut sein wird, müssen Tests zeigen. Für das Gedankenspiel in diesem Artikel ist das aber nicht von Bedeutung.
Größe im Fokus: TCL 98P745
TCLs TV-Gigant ist extra für Liebhaber riesiger Fernseher konzipiert. Das Gerät gibt es auch nur in den Größen 85 und 98 Zoll. Mit einem Preis von rund 2.500 Euro für 98 Zoll gehört der TV zu den günstigsten Riesen im Portfolio des Herstellers.
Die technische Daten im Überblick:
- Display: LED mit bis zu 144 Hz
- Auflösung: 3.840 x 2.160 Pixel (UHD)
- Bildschirmgröße: 98 Zoll
- HDMI-Anschlüsse: 2x HDMI 2.0, 2x HDMI 2.1
- Betriebssystem: Google TV
- Stromverbrauch (lt. Hersteller): 389 kWh (HDR-Modus)
- Besonderheiten: Dolby Vision IQ, HDR 10+, FreeSync, Dolby Atmos, AirPlay 2- und HomeKit-fähig,
- Preis: 2.499 Euro
Rein auf die technischen Daten bezogen, geben sich die beiden TVs auf den ersten Blick nicht viel. Das Samsung-Modell wartet mit mehr Gaming-Features auf und besitzt ein OLED-Panel. Dafür spricht für TCL Google TV als Betriebssystem.
Falls ihr euch übrigens fragt, ob ein 98-Zoll-Fernseher lieber 8K haben sollte, gehe ich darauf im folgenden Video ein:
Der Knackpunkt: OLED vs. LED
Der markanteste Unterschied zwischen den beiden TVs ist zugleich auch der wichtigste: die Displays. OLED-Panels sind teurer in der Produktion und werden abseits der Standardgrößen 55 und 65 Zoll nur in kleinerer Stückzahl hergestellt, was den Preis erhöht.
Beweisstück A: Der LG G2 in 97 Zoll für knapp 30.000 Euro.
OLEDs bieten bekanntermaßen viele Vorteile, die ähnlich wie ein riesiger Bildschirm für staunende Gesichter sorgen können:
- Perfekte Schwarzwerte
- Starke Kontraste
- Hohe Blickwinkelstabilität
- Schnelle Reaktionszeit (vor allem beim Spielen wichtig)
Was bedeutet das für euch? Wenn ihr aus Qualitätsgründen unbedingt einen OLED-TV wollt, werdet ihr aus monetären Gründen vermutlich bei 55 oder 65 Zoll landen.
Warum sich das ändern könnte: aufgrund von Mini-LED. Kurz gesagt sind das LED-Panel mit deutlich kleineren Dioden, die sich diffiziler steuern lassen. Perfekt also für richtig große Displays.
Wie die Technik im Detail funktioniert, lest ihr hier:
Mini-LED-Fernseher werden in Zukunft öfter zu finden sein. Hinzu kommt, dass die Dimming-Zonen bei diesen TVs zahlreicher werden, wie bei TCLs 2024er-Modell. Hier hat der Hersteller diese fast verdreifacht. Dadurch verteilt sich die Helligkeit besser auf dem Bildschirm und sorgt für stärkere Kontraste.
Denn genau das ist das Kernproblem von großen Fernsehern: die Lichtverteilung.
Local Dimming vs. Global Dimming
Die Kollegen von Hifitest hatten vier 98-Zoll-TVs von TCL im Haus, darunter auch der P745. Wenn man den in den technischen Daten am Ende des Artikels mit den anderen drei Modellen vergleicht, fällt auf: Er besitzt Global Dimming.
Was ist Global Dimming? Hier werden nicht einzelne Parzellen durch die Hintergrundbeleuchtung gedimmt, sondern der ganze Bildschirm.
Was bedeutet das? Kontraste und Farbtreue leiden, je weniger Dimming-Zonen es gibt. Im Falle des 98P745 gibt es nur eine Zone, nämlich den ganzen Bildschirm.
Alle Formen des Dimming erkläre ich in diesem Artikel.
Doch wie schlimm ist das? Weniger, als ihr vielleicht denkt.
Die große Stärke riesiger TVs
Geschulte Augen werden immer den Unterschied zwischen einem guten und einem herausragenden Bild sehen. Nichtsdestotrotz hat ein Fernseher wie der 98P745 einen offensichtlich riesigen Vorteil: seine Größe.
Gigantische TVs überspielen ihre Schwächen. 98 Zoll entsprechen fast zweieinhalb Metern Bilddiagonale. Der Eindruck allein sorgt für offene Münder. Ob da nun das Bild perfekt ausgeleuchtet ist, wird für viele zur Nebensache, insbesondere im Alltag.
Wer Kinofeeling zu Hause möchte, kann bedenkenlos zum 98P745 oder einem ähnlich großen Fernseher greifen, auch wenn das teure Flaggschiff einer Spitzenmarke den in Sachen Bildqualität ganz sicher aussticht.
Die technische Seite spricht gegen den 98-Zöller, die schiere Größe für ihn.
Sucht ihr nach einem TV für euch, dann werft gerne einen Blick in unsere umfassende TV-Kaufberatung.
Fazit
Maxe Schwind
Am Ende entscheidet eurer subjektiver Eindruck, aber bei der Frage »lieber groß oder lieber besser?« sollte sich eine weitere stellen: wie groß genau?
Wenn ihr den Platz und das Geld habt, einen TV jenseits der 80 Zoll im Wohnzimmer aufzustellen (und ihr das auch wollt), dann könnt ihr das meiner Meinung nach bedenkenlos tun, ohne technischen Daten bis ins Kleinste herunterbrechen zu müssen.
Allein die beeindruckende Bilddiagonale wird eine fehlende perfekte Bildausleuchtung oder schwächere Schwarzwerte ausgleichen.
Möchtet ihr unbedingt OLED oder schießt euch sowieso auf die Standardgröße 55 und 65 Zoll ein, dann greift zum besseren Fernseher.
So legt ihr euer Geld am besten an.
Ich glaube gleichzeitig, dass sich die Standardgrößen in Zukunft nach oben verschieben werden.
Mini-LED und in einer ferneren Zukunft Micro-LED werden höhere Bildqualität auch bei TVs jenseits der 100 Zoll garantieren können. Und bezahlbar werden sie auch, sobald die Massenproduktion beginnt.
Eine letzte Faustregel für euch: Euer Fernseher sollte größer sein, als ihr glaubt.
Fernseher werden von Jahr zu Jahr besser, davon profitieren vor allem Geräte über den Standardgrößen. Ich glaube zwar nicht an einen großen, plötzlichen Sprung von einem Jahr zum anderen, aber TVs werden von Version zu Version kontinuierlich in kleineren Schritten immer besser werden
Zu welchem Team gehört ihr: lieber größer oder lieber »besser«? Schreibt es in die Kommentare!
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