Google will das Internet besser machen, aber wir müssen länger darauf warten, als gedacht

Eine für dieses Jahr vorgesehene Neuerung für den Chrome-Browser verschiebt sich auf 2024. Wir erklären euch, was die Privacy Sandbox besser machen soll.

Das Krümelmonster mag es mit der Angst zu tun bekommen, wenn es den folgenden Satz liest, aber es ist eine Tatsache: Die Cookies werden wohl aussterben. Aber kein Grund zur Panik, denn die Rede ist nicht von der allseits beliebten Seelennahrung. Vielmehr geht es um die kleinen Dateien, die euch treu wie Elmo durch das Internet folgen und schauen, was ihr so treibt – die sogenannten Third-Party-Cookies.

Die helfen Werbetreibenden dabei, euer Surfverhalten haargenau zu analysieren und euch passende Produkte in ihren Anzeigen einzublenden. Die dabei gesammelten Daten ermöglichen es aber binnen kürzester Zeit, eure Identität samt Vorlieben und anderen Infos herauszufinden, was vielen von uns ein Dorn im Auge ist.

In den vergangenen Jahren haben bereits einige namhafte Browser wie der Firefox und Apples Safari damit begonnen, das Tracking via Third-Party-Cookies standardmäßig zu blockieren. Eigentlich wollte Google noch in diesem Jahr nachziehen, doch wie der Konzern nun in einem Blogpost bekanntgegeben hat, wird die Einführung der sogenannten Privacy Sandbox erst 2024 stattfinden.

Die Grundidee hinter der Privacy Sandbox

Die seit vielen Jahren eingesetzten Third-Party-Cookies von Werbeanbietern sind in puncto Datenschutz schon seit längerem in Verruf geraten. Aber spätestens mit der Einführung der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) sehen Experten das Verhalten der Werbeindustrie zunehmend kritisch. Auch der Europäische Gerichtshof ist zwischenzeitlich eingeschritten. So hat ein Urteil von 2019 festgelegt, dass User dem Einsatz dieser Cookies explizit zustimmen müssen.

Seit einigen Jahren ein gewohntes Bild beim Besuch einer Website: die explizite Zustimmung für dein Einsatz von Cookies. Seit einigen Jahren ein gewohntes Bild beim Besuch einer Website: die explizite Zustimmung für dein Einsatz von Cookies.

Deshalb sieht sich auch Google dazu gezwungen, eine neue Lösung zu finden. Immerhin generiert der Suchmaschinen-Betreiber einen Großteil seines Umsatzes nach wie vor mit dem Werbegeschäft und besitzt zugleich mit dem hauseigenen Chrome-Browser den bei weitem größten Marktanteil. Solange Google nichts ändert, wird auch der Rest der Industrie nicht nachziehen.

Die Privacy Sandbox ist eine Initiative von Google, die einiges an der bisherigen Praxis ändern soll. Wenig überraschend will sich der Konzern dabei natürlich nicht selbst ins Aus schießen, weshalb man sowohl die User als auch die Werbeindustrie mit der neuen Technologie zufriedenstellen möchte.

Die Grundidee ist simpel: Daten werden zwar gesammelt, dafür aber mit einem größeren Fokus auf Anonymität. Das würde dem Geschäft nicht schaden und zugleich im Optimalfall eine Verbesserung in Sachen Datenschutz darstellen. Die bisher eingesetzten Third-Party-Cookies wären aus dem Spiel. An den First-Party-Cookies würde sich nichts ändern.

Wo liegt der Unterschied?

  • Third-Party-Cookies: Damit sind die Cookies gemeint, die von Werbefirmen eingesetzt werden und euch über mehrere Websites hinweg folgen, um euer Surfverhalten zu analysieren.
  • First-Party-Cookies: Von den Seitenbetreibern genutzte Cookies, um die Funktionalität der Website zu gewährleisten, etwa für das Login-Verfahren oder das Messen der Seitenperformance. Diese Cookies können euch nur auf der jeweiligen Seite identifizieren.

So funktioniert die Privacy Sandbox

Google selbst beschreibt das neue Verfahren wie folgt: Werbeanbieter müssen nicht mehr auf Cookies zurückgreifen, sondern können das sogenannte Privacy Budget nutzen. Dahinter verbirgt sich eine Reihe an Schnittstellen, die für das Sammeln der Daten zuständig sind, dabei aber anders vorgehen als die bisherigen Cookies.

Denn ihr als User seid dann für die Werbeanbieter nicht mehr als klar identifizierte Einzelperson ansteuerbar, sondern nur noch Teil einer bestimmten Zielgruppe, also zum Beispiel Gamer, Filmfan oder mag Klemmbausteine. Die Idee dahinter: Ihr bekommt weiterhin Anzeigen zu Gesicht, die auf eure Interessen abgestimmt sind, ohne komplett auf eure Anonymität verzichten zu müssen.

Third-Party-Cookies verfolgen euch quer durch das Internet, um euch passende Werbeanzeigen zu präsentieren. Third-Party-Cookies verfolgen euch quer durch das Internet, um euch passende Werbeanzeigen zu präsentieren.

Google selbst plant, die Privacy Sandbox zum neuen globalen Standard zu machen. Angesichts des weltweiten Chrome-Marktanteils von derzeit rund 66 Prozent ist dieses Ziel auch durchaus realistisch. Der monetäre Verlust für Werbetreibende soll laut Google selbst bei rund 52 Prozent liegen. US-Forscher haben aber in einem anderen Modell Einbußen von nur vier Prozent errechnet.

Weitere Tests sind nötig

Laut Google habe man im Rahmen der bisherigen Testläufe zahlreiche Rückmeldungen erhalten, dass noch mehr Zeit erforderlich sei. Werbefirmen müssen ihre internen Tools auf die neue Technologie anpassen, um die Verluste möglichst gering zu halten. Staatliche Institutionen wollen das neue Verfahren natürlich genau analysieren, ehe man grünes Licht gibt.

Deshalb verzögert sich der Startschuss - und zwar um stolze zwei Jahre. Statt 2022 soll es also nun erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 so weit sein. Bis dahin kann sich also auch noch etwas an dem Verfahren ändern. Wir halten euch diesbezüglich auf dem Laufenden!

Auch Gamer sollten den Datenschutz nicht auf die leichte Schulter nehmen. Vor allem Spiele-Shops wie Steam oder der Epic Store sammeln ebenfalls Daten über euch und euer System. Welche genau das sind und wie ihr euch vor Missbrauch schützen könnt, erfahrt ihr hier:

Würdet ihr die Einführung der Privacy Sandbox und deren neues Verfahren begrüßen, oder lehnt ihr ohnehin jegliche Datensammelei im Internet ab? Empfindet ihr die personalisierte Werbung gar als nützlich? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

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