Gehörverlust durch Gaming: Wissenschaftler warnen vor dauerhaften Schäden durch zu laute Kopfhörer

Viele von uns zocken gerne - auch gerne mal lauter. Doch ab wann wird laut gefährlich?

Manchmal vergisst man beim Zocken den eigenen Körper. Gerade die Ohren sind im Eifer des Gefechts gefährdet. (mtrlin, Vladimir VoroninAdobe Stock) Manchmal vergisst man beim Zocken den eigenen Körper. Gerade die Ohren sind im Eifer des Gefechts gefährdet. (mtrlin, Vladimir Voronin/Adobe Stock)

Wer gerne Shooter zockt, hat das sicherlich schon einmal erlebt: Damit man die Schritte der Gegner als Erster hört, dreht man den Sound lauter. Laut genug, um sich bestenfalls einen kleinen Vorteil zu verschaffen.

Irgendwann knallen Schüsse und es gibt Explosionen. Das leise Warten verwandelt sich in lautes Lärmen. Leider kommt unser Gehör dabei nicht immer schadlos davon. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Studie vom 16. Januar 2024, in welcher die Ergebnisse von 14 Studien ausgewertet wurden.

Unsere Ohren können tatsächlich Schaden nehmen, wenn wir nicht aufpassen. Das bedeutet ein Tinnitus-Risiko oder im schlimmsten Falle Gehörverlust. Doch der Reihe nach.

Die Dauer und Intensität sind entscheidend

Wichtig: Die Autoren der Meta-Studie geben an, dass für einen genaueren Rückschluss von Lautstärke beim Gaming (und Tinnitus oder Gehörverlust) weitere Folgestudien nötig seien. Nicht alle analysierten Studien werden von den Forschern am Ende mit dem Ergebnis in Verbindung gebracht.

Das beinhaltet die Studie: Die Teilnehmerzahl aller ausgewerteten Studien hat laut Science Alert insgesamt 50.000 Menschen und berücksichtigt eine Vielzahl an Spiele-Umgebungen - mitunter:

  • Desktop-PCs
  • Mobile Games
  • Konsolen
  • eSports
  • Spielhallen/Gaming-Cafés

Die Ergebnisse: Die Forschenden kamen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass der durchschnittlich gemessene Schallpegel von Videospielen fast oder ganz über den zulässigen Grenzwerten liegt.

In fünf der 14 ausgewerteten Studien wurde explizit ein Zusammenhang zwischen Gaming und Gehörverlust oder Tinnitus untersucht. Vier dieser fünf Studien konnten sogar signifikante Zusammenhänge feststellen.

Was bedeutet das konkret? Die Ergebnisse einer der untersuchten Studien ergaben, dass der durchschnittliche Geräuschpegel von Kopfhörern bei vier Shootern zwischen 88,5 und 91,2 dB lag.

Laut WHO können sich Erwachsene einem Geräuschpegel von 80 dB (etwa die Lautstärke eines Rasenmähers oder einer Türklingel) für 40 Stunden pro Woche aussetzen. Steigt dieser Wert auf 90 dB an, verringert sich dieses Zeitfenster deutlich - auf nur noch 4 Stunden!

Übrigens: Wer mehr über die Gefährlichkeit von Umgebungslärm erfahren will, kann diesem Link folgen. Das PDF fasst die WHO-Leitlinien zusammen und erklärt, welche gesundheitlichen Schäden entstehen können.

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Wer ist beim Zocken also besonders gefährdet?

Die Forscher sprechen zwar nicht ausschließlich von Gamern mit Headset, die längere Zeit Shooter spielen – allerdings sprechen die oben genannten Zahlen aus einer der analysierten Studie (zwischen 88,5 und 91,2 dB Durchschnitt bei Shootern) trotzdem für sich.

Die Studienautoren vermerken, wie eingangs beschrieben, dass hier weitere Studien fehlen, um das mit abschließender Genauigkeit zu bestimmen. Den Wissenschaftler geht es aber auch nicht um ein autoritäres Du-darfst-auf-keinen-Fall sondern ein pädagogisches Du-solltest-aufpassen.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es notwendig sein könnte, z. B. Initiativen zu fördern, die zur Aufklärung und zur Steigerung des Bewusstseins über potenzielle Risiken des Spielens und des sicheren Hörens von Spielern beitragen.

Es geht darum, ein Bewusstsein für die Gamer-Gesundheit zu schaffen. Das gilt nicht nur für eSportler, die dieser Dauerbelastung länger ausgesetzt sind, sondern auch für uns und unsere abendlichen Gaming-Sessions.

Das gesunde Schlusslicht: Laut Science Alert gibt auch gute Nachrichten für alle Mobile-Gamer. Vielleicht wird das die wenigsten überraschen, aber die Lautstärke von Handyspiele beträgt laut den Studien etwa 43,2 dB – das Risiko eines Hörschadens liegt hier am geringsten.

Kevin Schmitz

Selbstversuch und Meinung des Autors: Ich muss gestehen, dass ich selbst eigentlich immer Headsets zum Zocken von Shootern und anderen Spielen verwende. Wie laut? Keine Ahnung, ich habe mir vor diesem Artikel ehrlicherweise nie darüber Gedanken gemacht.

Gerade beim Zocken und Abtauchen in fremde Welten vergessen wir uns und unsere Gesundheit schnell – und anders als im Game gibt es für unsere Ohren kein MediKit, wenn der Schaden erst einmal angerichtet ist.

Ich habe bei meiner Blitz-Recherche keine Möglichkeiten gefunden, wie ich das Headset-Signal direkt in dB messen kann. Falls ihr Programme oder Möglichkeiten kennt, die so etwas ermöglichen ist, schreibt es gerne in die Kommentare. Allerdings hatte ich eine Idee:

Kleiner Selbstversuch: Weil ich mir nicht anders zu helfen wusste, habe ich verschiedene Lauststärke-Mess-Apps aufs Handy geladen. Anschließend habe ich mein Handy an den Ohrmuscheln meines Headsets platziert und mehrere Soundmessungen durchgeführt. Es ist aber fraglich, wie akkurat die gemessenen Zahlen sind.

Das Ergebnis: Beim Abfeuern einer Shooter-Waffe gipfelt mein Sound laut App bei etwa 75 dB und bewegt sich regulär bei rund 60 dB. Ich kann nicht sagen, ob diese Zahl akkurat ist. Aber es gibt mir einen groben Richtwert. Es gilt wohl die alte Redensart: Im Zweifel ist weniger mehr und ich schraube meinen Sound noch etwas nach unten.

Einfache Tricks (ohne dB-Messer), um das Gehör zu schonen

Wer von euch gerne ein Headset benutzt, sollte die Lautstärke grundsätzlich niedriger halten als bei freien Boxen auf dem Tisch. Wichtig ist ein gesunder Umgang mit der Lautstärke – kurzfristig darf es laut WHO wie oben beschrieben ja auch mal lauter werden.

Die BBC rät hier zu einer generellen Systemeinstellung von 50 Prozent. Außerdem ist es laut des BBC-Beitrags ratsam, jede Stunde eine kleine Pause von 5 Minuten einzulegen und den Ohren so eine Verschnaufpause zu gönnen.

Falls ihr in einer Umgebung mit großer Lautstärke zockt (z. B. Gaming-Cafés), solltet ihr über ein Noise-Canceling-Headset nachdenken. Wir versuchen hier übrigens immer wieder gute Deals für euch herauszufinden.

Wer von euch weiß, auf welcher Lautstärke er oder sie eigentlich zockt? Habt ihr gewusst, dass ihr bestenfalls im Bereich der 80 dB bleiben solltet? Habt ihr weitere Ideen, wie man schnell überprüfen kann, wie laut das eigene Headset gerade eingestellt ist? Denkt ihr, dass das Messen mit Lautstärke-Apps sinnvoll sein kann? Schreibt uns eure Ideen und Gesundheits-Tipps dazu gerne in die Kommentare und tauscht euch aus.

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