Steuerfahnder suchten jahrelang erfolglos nach nicht angemeldeten Pools - bis sie auf künstliche Intelligenz stießen

Es geht um Wasser - sehr viel Wasser! Frankreich nutzt eine KI, um nicht angemeldete Pools ausfindig zu machen. Könnte dieses Vorgehen auch in Deutschland Schule machen?

Spätestens seit dem Hitzesommer 2022 dürfte in vielen von uns der Wunsch aufgekommen sein, einen eigenen Pool zu besitzen. Einfach mal ins kühle Nass hüpfen, herrlich! Passt aber bloß auf, dass ihr eine solch teure Anschaffung auch ordnungsgemäß anmeldet - zumindest dann, wenn ihr in Frankreich lebt und uns von dort aus die Treue haltet (Bonjour!).

Denn im Land von Merlot, Béchamel und Reblochon werden private Swimming-Pools besteuert. Und je nachdem, wie groß euer eigenes Planschbecken ist, kann das ziemlich schnell teuer werden. So sind Grundsteuern von bis zu 4,50 Euro pro Quadratmeter Wasserfläche keine Seltenheit, was pro Jahr schnell mal in den dreistelligen Bereich gehen kann.

Und eine Google-KI sorgt dafür, dass niemand schummeln kann. Denn wo es in der Vergangenheit vielleicht noch ausgereicht haben mag, dem Steuerfahnder die Tür vor der Nase zuzuschlagen und einen großen Zaun um den heimischen Pool zu bauen, ist es heute kaum noch möglich, sich der Steuerpflicht zu entziehen.

So gehen französische Behörden vor

Frankreichs Finanzämter setzen verstärkt auf die Hilfe von lernfähigen KIs, um in die Gärten zu linsen. Die Idee dahinter ist simpel, aber effektiv: Via Google Maps kann man relativ einfach erkennen, ob das Anwesen über eine eigene Pool-Anlage verfügt. Die schiere Masse an Adressen, die man überprüfen muss, wird für menschliche Augen jedoch schnell zum Problem.

Hier kommt die angesprochene KI zum Einsatz. Gemeinsam mit Google und dem Tech-Konzern Capgemini hat man ein System entwickelt, das dazu in der Lage ist, Pool-Anlagen auf Satellitenbildern - primär wohl von Google Maps - zu entdecken. Die Funde werden im Anschluss mit einer Datenbank der Finanzbehörden abgeglichen.

Man muss nicht Sherlock Holmes heißen, um zu erkennen: In Frankreich gibt es viele Pool-Besitzer. Man muss nicht Sherlock Holmes heißen, um zu erkennen: In Frankreich gibt es viele Pool-Besitzer.

Fehlerfrei arbeitet die KI aber noch nicht, ganz im Gegenteil. Im April 2022 soll die Quote an Falscherkennungen noch bei rund 30 Prozent gelegen haben. Die häufigste Fehlerquelle stellen Solarpanels dar, die aufgrund ihrer Form von oben betrachtet durchaus einem rechteckig angelegten Pool ähneln.

Dennoch lohnt sich dieses Verfahren schon jetzt: Wie die französische Publikation The Connexion berichtet, ist die Konstruktion eigener Swimming-Pools in Frankreich allein im Jahr 2021 um 30 Prozent gestiegen. Im ganzen Land soll es laut eines Berichts von The Guardian über drei Millionen Haushalte mit einer eigenen Anlage geben. Bislang wurden dank der KI bereits 20.356 nicht angemeldete Pools entdeckt, deren Besitzer nun mit einer ordentlichen Nachzahlung zu rechnen haben.

Wie ist die Lage in Deutschland?

Heiß, noch immer sehr heiß. Ach, halt, hier geht es ja um KIs. Auch deutsche Finanzämter haben schon seit geraumer Zeit damit begonnen, auf die Unterstützung von KI-Programmen zu setzen. Vor allem Hessen soll laut Angaben des Handelsblatts stark auf unermüdlich im Einsatz befindliche Software setzen.

Insbesondere das Finanzamt Kassel II ist Vorreiter in diesem Sektor. Dort sitzt die Forschungsstelle für Künstliche Intelligenz (FSKI), die sich dem Kampf gegen Steuerkriminalität verschrieben und unter anderem die berühmt-berüchtigten Panama Papers ausgewertet hat. Rund 50 Computerforensiker und Steuerfahnder arbeiten in dieser Spezialeinheit.

Im Finanzamt Kassel II beschäftigt sich eine ganze Abteilung mit KI-gesteuerter Auswertung steuerlicher Angelegenheiten. Im Finanzamt Kassel II beschäftigt sich eine ganze Abteilung mit KI-gesteuerter Auswertung steuerlicher Angelegenheiten.

Und gemeinsam mit Universitäten bildet man fleißig Nachwuchs aus, um auch in Zukunft die zum Einsatz kommenden Technologien weiter zu verbessern. In Deutschland werden Swimming-Pools zwar ohnehin nicht besteuert. Sollte sich das eines Tages aber ändern, dürfte es mit dem Abschließen der Haustür und einem Zaun aber auch hierzulande nicht getan sein.

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Wie steht ihr dem Thema gegenüber? Begrüßt ihr die Zuhilfenahme elektronischer Hilfsmittel im Kampf gegen Steuerhinterziehung oder betrachtet ihr derlei Verfahren hinsichtlich des Datenschutzes eher mit skeptischem Blick? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare!

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